Sehr geehrte Frau Welter,
ich bin momentan recht verunsichert was das Stillen anbelangt. Der Grund dafür ist, dass mein Sohn (13 Wochen alt) in den Gewichtsperzentilen immer weiter hinunterfällt. Angefangen haben wir beim 67. Perzent zehn Tage nach seiner Geburt und heute stehen wir beim 40. Perzentil.
Sein Geburtsgewicht betrug 3480g und aktuell wiegt er ziemlich genau 6kg. Ich war bereits deswegen bei der Stillberaterin und sie meinte er hätte ein Zungenbändchen und deshalb verliert er beim Trinken das Vakuum. Der Kinderarzt meinte heute sollte er noch weiter in den Perzenten fallen müssten wir etwas tun (also das Zungenbändchen durchtrennen), auch weil mein Sohn anscheinend recht lang ist (97. Perzentil).
Ich bin jetzt sehr unsicher da ich hier auch schon oft gelesen habe, dass das Zungenbändchen eigentlich oft überhaupt keine Probleme macht und es oftmals viel zu schnell und unnötigerweise durchtrennt wird. Deshalb würde ich meinem Sohn diesen Eingriff auch sehr sehr gern ersparen. Ich würde allerdings auch gerne weiterstillen.
Kann ich irgendwas machen, damit er mehr zunimmt? Besteht aus Ihrer Sicht überhaupt Handlungsbedarf?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Hilfe.
LG
von
Snicky
am 23.11.2021, 21:31
Antwort auf:
Verunsichert...
Liebe Snicky,
ständiges Wiegen und erst recht die sogenannten Stillproben können eine Mutter in die Verzweiflung treiben und dann erst recht die Stillbeziehung und das Gedeihen des Babys gefährden.
Es ist deshalb immer wichtig, den Gesamtverlauf zu beobachten, aber das bedeutet nicht nur, dass das Gewicht im Auge behalten werden muss, sondern dass das ganze Kind, sein Verhalten und seine Entwicklung angeschaut wird.
Hier einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby:
o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch
(kein Wasser, Tee, Saft usw.).
o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal)
o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht
Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich. Diese Angaben bedeuten aber nicht, dass jedes Kind kontinuierlich jede Woche diese Grammzahl zunehmen muss, sondern, dass im statistischen Mittel solche Werte erreicht werden.
o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut,
o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs
o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen.
Wenn dein Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein :-), ansonsten besteht tatsächlich Handlungsbedarf.
Am besten besprichst Du dann mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie Du vorgehen kannst.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 23.11.2021