Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Gerade verunsichert...

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Gerade verunsichert...

LeLa258

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Liebe Biggi, Du hast mir schon oft geholfen und ich hoffe Du hast auch jetzt einen Rat für mich. Bin gerade gefühlstechnisch etwas durcheinander. Unsere Tochter ist 18 Monate. Ich stille sie noch Abends zusätzlich und hin und wieder nachts. Sie war schon immer ein Mama-Kind, wir haben eine sehr sehr enge Bindung. Sie liebt ihren Papa über alles, und tagsüber ist er der Beste aber nachts/abends bin ich Ansprechpartner Nr. 1. Sicher auch ein stückweit wegen des Stillens. Lange hat es aber auch tagsüber nicht funktioniert, dass sie jemand anderes als ich Mittags hingelegt habe. (ohne stillen, tagsüber wird sie schon lange nicht mehr gestillt). Bis vor 3 Monaten in etwa, da klappte es von heute auf morgen ganz problemlos, dass mein Mann und die Oma sie ins Bett gebracht haben. Seit ca. 2 Wochen ist das aber wieder anders. Sie hängt sehr an meinem Rockzipfel und braucht immer mich zum Einschlafen. Achso nur zur Info: Ich stille sie nicht in den Schlaf. Abends stille ich und lege sie müde aber wach ins Bett und bleibe bei ihr bis sie schläft. Dauert nur 5 Min. Tagsüber gehts genauso schnell nur ohne stillen vorher. Nun zu meinem Anliegen: Ich hatte gerade ein Gespräch mit meiner Mutter indem sie mir sagte, ich müsste mich etwas mehr zurück ziehen , sonst wird das nie was. Insgeheim meint sie glaube ich auch, dass ich abstillen sollte. Hat sie aber nicht gesagt. Würde sie auch nie tun. Ich bin nun völlig verunsichert und frage mich, ob ich tatsächlich was ändern kann an der Situation indem ich mein Verhalten verändere oder abstille?! Abstillen möchte ich noch nicht und Elternzeit habe ich genommen um für unsere Kleine da zu sein und nicht um sie abzugeben. Ich weiß, dass ich nicht auf andere sondern auf mein Bauchgefühl hören solltw. Aber es interessiert mich trotzdem. Sicherlich hänge ich genauso an meiner Tochter wie sie an mir und mir fällt es manchmal schwer mich zu trennen. Nichts destro trotz ist sie schon lange mind. 2 Vormittage pro Woche bei meiner Mutter und auch sonst regelmäßig mit dem Papa alleine. Ich hoffe Du hast einen Rat für mich. Ist es nicht einfach auch charaktersache ob man sehr Nama-bezogen und anhänglich ist? Ganz liebe Grüße und vielen Dank schonmal. LeLa


Biggi Welter

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Liebe LeLa, das Verhalten deines Kindes wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby. Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das "Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. Wie schnell oder langsam das Kind dann seine Fühler ausstreckt und Kontakt zu anderen aufnimmt und dort Bindungen knüpft ist ebenso wie das Laufenlernen oder Sprechen von Kind zu Kind verschieden. Jedes Kind hat da seinen eigenen Zeitplan. Du würdest niemals an einer Blume ziehen, damit sie schneller wächst, denn Du weißt, dass sie dadurch verkümmern oder sogar sterben würde. Genau so wenig können wir an unseren Kinder "ziehen", um ihre Entwicklung zu beschleunigen. Keine Angst, dein Baby wird weder ein „Muttersöhnchen“ noch ein ewig unselbstständiger Mensch, sondern Du legst jetzt den Grundstock für einen in sich ruhenden, selbstbewussten und selbstständigen Menschen. Dein Kind kann nicht "verwöhnt" werden, wenn es viel Nähe und Zuwendung bekommt. Eine Kollegin von mir hat dazu einen schönen Text geschrieben, aus dem ich jetzt einen Abschnitt zitiere: "Das Kind wird verwöhnt und verzogen. "Ja, das ist jetzt schon total verwöhnt" "Ihr verzieht das Kind, nachher will es nur noch auf den Arm" "So lernt das Kind ja nie alleine einzuschlafen, alleine zu spielen, sich mit sich selbst zu beschäftigen ..." "Wie soll das Kind denn seinen Rhythmus finden, wenn Du es ständig mit der herumziehst". So und ähnlich lauten viele Aussagen wohlmeinender Freunde, Verwandte und auch wildfremder Menschen, von denen man auf der Straße angesprochen wird. Was ist dran an dieser Theorie, dass das Baby durch die Zuwendung, die es erhält verwöhnt und verzogen wird? Bernadette Stäbler beschreibt in ihrem Buch "Mama" die Angst, sein Kind nicht richtig zu erziehen: "Und schon ist sie da, diese Angst, sein Kind zu verziehen. Welche Ursachen hat sie? Denn, wer dieses unschuldige Baby anschaut, fühlt sich sehr glücklich. Niemand kann sich vorstellen, dass es eines Tages unerwünschte Handlungen vollbringen wird. Wenn wir also von "verziehen" sprechen, haben wir ein älteres Kind vor Augen. Das Kind im Trotzalter, das immer "nein" ruft, läßt seine Mutter denken: "Was für einen Dickkopf habe ich mir großgezogen. Sicher habe ich es falsch gemacht!" Ist es wirklich so wichtig, dass unsere Kinder vor der Zeit lernen, alleine zu schlafen, alleine zu sein und sich mit sich selbst zu beschäftigen? Ist es notwendig, dass wir Erwachsenen unseren Lebensrhythmus ändern und an das Baby anpassen, damit sich das Kind gut entwickelt? Auch hierzu möchte ich wieder aus dem Buch von Bernadette Stäbler zitieren: "In vielen ursprünglich lebenden Kulturen, die wir "primitiv" nennen, wurden inzwischen Untersuchungen durchgeführt, deren Ergebnisse eine Umwälzung unserer Ansichten über die herkömmliche Kindererziehung mit sich brachten. Ich möchte eine afrikanische Studie herausgreifen und vereinfacht darstellen: Die erste Gruppe gebar ihre Babys zuhause und ließ diese keinen Moment allein. Geborgen bei der Mutter, wurden sie nach Bedarf gestillt und mussten niemals schreien. Bald ging die Mutter wieder auf das Feld, um die gewohnte Arbeit zu verrichten, das Neugeborene in ein Tragtuch geschlungen. Die Kontrollgruppe bekam ihre Babys im Krankenhaus mit aller medizinischen Hilfe, einschließlich schmerzlindernden Medikamenten. Gleich nach der Geburt wurden Mutter und Kind getrennt, um zu ruhen. Die Babys bekamen Fläschchen und Schnuller, weil dies "das Moderne" war. Daheim schliefen die Kinder in ihrem Bettchen, in ihrem eigens dafür hergerichtetem Zimmer. Allein, ohne Körperkontakt. Alles ging recht zivilisiert zu, nämlich nach einem genauen Zeitplan, denn die Kinder sollten sich früh an ein geordnetes Leben gewöhnen und weder kleine Tyrannen noch nervös werden. Ein Jahr später offenbarte sich das Unerwartete: Die Kinder der ersten Gruppe waren in allem den anderen voraus: Sie waren intelligenter in ihren Verhaltensweisen und auch viel sozialer eingestellt, selbst die körperliche Entwicklung war besser, obwohl sie die ganze Zeit "festgebunden" waren. Ähnliche Ergebnisse ergaben vielseitige Studien in den verschiedensten Kulturkreisen. Wenn wir versuchen, dies mit einer natürlichen, einfühlsamen Intelligenz nachzuvollziehen, wissen wir, warum das Ergebnis so ausfallen musste. Das Baby fühlt sich bei seiner Mutter geborgen. Es muss seine Kräfte nicht für das Weinen verbrauchen. Der mütterliche Körper gibt ihm Wärme. Wenn das Baby sich an seine Mutter schmiegt, fühlt es ein wenig von dem Glück, das es neun Monate lang im Mutterleib haben durfte. Es kennt von daher ja auch schon die Herztöne seiner Mutter, es kennt sogar schon ihre Stimme und nun sieht es endlich ihr Gesicht, ihre Augen und darf an der Brust trinken, wenn es möchte. Das ist das Glück, die mütterliche Liebe, die Impulse gibt für die Intelligenz und das soziale Verhalten. Wenn das Baby sich an die Körperbewegungen der Mutter anpassen muss, während sie ihre alltägliche Arbeit verrichtet, übt es in wundervoller Weise seine Muskeln und den Gleichgewichtssinn." (Aus: Denise Both: "Tragen") Ganz llliebe Grüße, ich hoffe, Du fühlst dich ein wenig gestärkt Biggi


Locken-Rocken

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Ich schleich mich mal kurz ein.... Ich kenne diese gut gemeinten Ratschläge, vor allem von der älteren Generation, nur zu gut. Unser Sohn ist 2 1/2 und auch sehr auf mich bezogen, so wie bei euch vor allem abends/nachts und auch beim Mittagschlaf. Allerdings stille ich schon lange nicht mehr. Meine Mutter hat auch schon gesagt, ich müsse ihn öfters mal abgeben. Auch in Bezug auf den Kindergarten. Momentan betreue ich ihn noch zu Hause und habe mich auch bewusst dazu entschieden also wieso abgeben wenn ich zu Hause bin. Er bleibt aber auch ohne Problem bei meinen Eltern wenn ich mal einen Termin habe. Ich würde definitiv auf das Bauchgefühl hören. Früher hat man bzw. Frau die Kinder auch zu Hause betreut und wir sind alle irgendwann unabhängig geworden..... Bin aber trotzdem mal gespannt auf die Antwort der Expertin ;-)


LeLa258

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Hey! Ganz lieben Dank für Deine Antwort! Das beruhigt mich sehr... LG


zweizwerge

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Hallo, ich habe auch ein sehr anhängliches Mama-Kind M (der Zwilling Z mag zum Glück auch den Papa). das hat sich beim Abstillen (ein bissl älter als Deine) überhaupt nicht geändert. Ich würde Dir beistimmen, das ist eher Charaktersache. Dafür solltest Du nicht abstillen ;-). Viele Grüße


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