Verändertes Stillverhalten in der Nacht

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Verändertes Stillverhalten in der Nacht

Hallo Biggi! Ich habe erneut ein Problem und muss mich an dich wenden. Unser Sohn (3 Monate) trinkt immer noch alle 2 Stunden, er wird voll gestillt, nimmt aber nicht sooo viel zu, grade noch an der Grenze (geboren mit 4150g, auf 3800 abgenommen und jetzt nur 6 kg), spuckt sehr viel, oft auch noch überhaupt nicht verdaute Milch. Auch in der Nacht hat er bislang alle 2 Stunden die Brust bekommen. Seit dem Freitag weiss ich aber überhaupt nicht was los ist... Er wacht alle 30-60 min auf, trinkt an der Brust und schläft weiter. Aber spätestens in einer Stunde wacht er wieder auf und will trinken! Er ist gesund, bekommt noch keine Zähne, es ist weder zu kalt, noch zu warm im Zimmer und er schläft in seinem Beistell bett, also ganz nah bei mir. Schlafen mit uns im Bett mag er allerdings nicht. Was ist da los? Was ist generell los - warum nimmt er so wenig zu obwohl er so oft trinkt? Warum will er plötzlich nachts so oft an die Brust? Stimmt was mit der Milch nicht? Genügend Milch scheint schon vorhanden zu sein - mit der Handpumpe kann ich meistens noch 20-40 ml abpumpen. Aber wo liegt denn dann das Problem? Ich bin so verzweifelt, dass ich schon langsam ans Abstillen denke, obwohl ich ihm eigentlich kein Fläschchen geben möchte. Vielen Dank im Voraus und einen guten Start in die neue Woche!

von MamaVonTristan am 30.01.2012, 08:39



Antwort auf: Verändertes Stillverhalten in der Nacht

Liebe MamaVonTristan, es kann sein, dass dein Kind gerade einen Wachstumsschub durchmacht und deshalb sooft an die Brust möchte. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal "mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Du hast dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf deines Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Je häufiger angelegt und die Brust effektiv entleert wird, umso mehr Milch wird gebildet. Das Trinkverhalten deines Babys ist absolut normal. Ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass dein Baby durch den Stillmarathon deine Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ob dein Kind gedeiht kannst Du bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine Gewichtszunahme entsprechende den Angaben der WHO Child Growth Standards WHO Multicentre Growth Referencs Study Group, 2006, d.h. im Durchschnitt: o 1. bis 3. Monat: 200 400 g/Woche, mind. 150 g/Woche o 4. Monat: 110 160 g/Woche o 5. Monat. 400 500 g/Monat o 6. Monat: 350 500 g/Monat o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 30.01.2012



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