Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Unsere Tochter (18 Monate) isst zu Hause nicht und will nur gestillt werden

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Unsere Tochter (18 Monate) isst zu Hause nicht und will nur gestillt werden

steffiba

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Liebe Stillberatung, unsere Tochter ist 18 Monate alt und ein (im Altersvergleich) großes und gut entwickeltes Mädchen. Unser Problem ist, dass sie auch mit anderthalb Jahren zu Hause am liebsten ausschließlich gestillt werden möchte, obwohl sie in der Kita als gute Esserin bekannt ist und fast alles bereitwillig isst. Brei verweigerte sie von Anfang an fast komplett, mit Fingerfood ging es nur wenig besser. So war sie bei Kitabeginn im Alter von einem Jahr noch fast voll gestillt. Das Essen in der Kita funktionierte aber fast sofort problemlos, und wir hatten die Hoffnung, dass sich dann auch zu Hause bald etwas tun würde. Durch das Essen in der Kita hat sich jedenfalls schon mal die Stillmenge deutlich reduziert: An Wochentagen stille ich derzeit meistens einmal abends vor dem Einschlafen, einmal nachts und eventuell noch einmal morgens. Bis in den 16. Monat hinein lagen die Stillabstände nachts noch bei 2-3 Stunden. Das ist natürlich ein toller Fortschritt, allerdings stresst mich die Verweigerungshaltung meiner Tochter beim Essen. An Nicht-Kita-Tagen isst sie so gut wie nichts und lässt sich stattdessen dann wieder fast ausschließlich stillen. Sind das mehrere Tage hintereinander (z. B. im Urlaub), schrumpfen die Stillabstände nachts – irgendwie muss sie ja ihre Kalorien zusammenbekommen. Tagsüber ist sie zu abgelenkt, um richtig zu trinken (wenn ich sie da öfter anlege, dann trinkt sie eine Minute und das wars). Ich habe das Gefühl, dass sie das Stillen einfach viel schöner als alle sonstigen Mahlzeiten findet. Dass sie in der Kita nicht gestillt werden kann und deshalb essen muss, akzeptiert sie problemlos, aber zu Hause ist ihre Präferenz klar. Ich weiß, dass es ernährungstechnisch kein echtes Problem gibt, solange sie sich gut entwickelt, und dass ich mir eigentlich keine Sorgen machen muss. Aber ich empfinde die Situation als zunehmend belastend. Die vielen „Mahlzeitversuche“, bei denen sie im Essen herumstochert oder es auf den Boden wirft, egal, was wir ihr anbieten, entmutigen mich. Und wenn wir (an Nicht-Kita-Tagen) zum nächtlichen 2-Stunden-Rhythmus zurückkehren, gehe ich schnell auf dem Zahnfleisch. Wir haben vieles versucht, um sie zum Essen zu motivieren, ohne Zwang auszuüben, aber mir kommt es so vor, als ob die Situation sich zeitnah nur ändern ließe, indem ich komplett abstille. Ich gehe davon aus, dass sie das Abstillen nur schwer akzeptieren wird, aber dass sich dann ihr Essverhalten zu Hause doch dem in der Kita anpassen würde. Ich fürchte mich allerdings vor dem Abstillprozess und habe das Stillen an sich auch immer genossen (insofern bin ich was das Abstillen angeht auch hin-und-her-gerissen). Gleichzeitig befürchte ich, dass das Abstillen noch schwieriger wird, je länger wir warten. Das sie sich in absehbarer Zeit selbst abstillt, kann ich mir momentan nicht vorstellen. Ich hätte ansonsten an sich nichts dagegen, noch eine Weile weiter zu stillen, wenn sich das vielleicht etwas von der Ernährung entkoppeln und meine Tochter sich zum Essen motivieren ließe. Die Alternativen Milchnahrung und Kuhmilch lehnt sie übrigens ab. Ich wäre sehr dankbar für eine Einschätzung unserer Situation oder vielleicht sogar hilfreiche Tipps. Vielen lieben Dank und herzliche Grüße Ihre Steffi


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Liebe Steffi, Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen in der Nacht einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Ich persönlich würde nicht gleich komplett abstillen, dein Kind kann Regeln lernen. Ich würde mich freuen, wenn Du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht. LLLiebe Grüße, Biggi


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