Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ungleichgewicht Milchspendereflex

Frage: Ungleichgewicht Milchspendereflex

Lavie234

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Hallo, ich habe folgendes Problem: Zu Beginn einer Stillmahlzeit habe ich viel Milch. Mein Sohn (1 Monat alt) verschluckt sich zwar hier und da, genießt aber ansonsten merklich, dass so viel Milch kommt. Nach ca. 2-3 Minuten allerdings, kommt kaum noch Milch und er hat meist ca. 2-3 Minuten wo gefühlt kein Tropfen mehr aus der Brust kommt, ehe der neue Milchspendereflex einsetzt und sein Mund wieder voller Milch ist. Gerade abends/nachts deprimiert das ihn extrem, sodass er spätestens nach 8 Minuten an einer Brust nur noch schreit und ständig wieder von der Brust weg geht und wieder angelegt werden möchte, sobald kaum-keine Milch mehr kommt. Wenn er sich löst und man versucht ob noch Milch da ist, kommt tatsächlich kaum noch ein Tropfen aus der Brust. Beim Abpumpen ist dies auch immer deutlich zu sehen. Ist dieses extreme Ungleichgewicht bzw. das die Milch nicht dauerhaft während der Milchmahlzeit fließt, normal?


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Lavie234, ja, der Milchspendereflex wird mehrmals ausgelöst und Dein Kind wird lernen, damit zurecht zu kommen. Das Streicheln der Brust zur Brustwarze hin kann sicher helfen, ebenso die Brustkompression (s.u.) Auch wenn es dich jetzt nervös macht, versuche zuversichtlich zu bleiben, wenn du siehst, dass er trotz dieses Themas weiter gut zunimmt (tut er das?). Denn auch diese Nervosität führt zu Stress, der wiederum den MSR hemmt. Vielleicht hilft es dir, wenn du den Kontakt zu einer Stillgruppe suchst? Dort findest du Ermutigung, hilfreiche Tipps und Frauen, die ähnliches erfahren und überstanden haben wie du jetzt. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LIeben Gruß, Biggi Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)


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