Liebe Frau Heindel, liebe Frau Welter,
meine Tochter wird diesen Monat 9 Monate alt. Sie bekommt mittags, nachmittags und abend Brei. Tagsüber trinkt sie gar nichts, außer eventuell zum Mittagsschlaf kurz. Dafür trinkt sie nachts, manchmal jede halbe Stunde an der Brust. Das zehrt an meinen Nerven. Sie trinkt nur 2 Minuten.
Wenn ich abpumpe sind es nicht mehr als 50ml.
Ich gehe ab Januar wieder auf Nachtschicht, ich möchte allmählich umstellen, dass Sie nachts Flasche nimmt. Flasche ist ein Problem. Aber auch jegliche Prenahrung ist ein Problem, wir haben viele Sorten probiert. Nun meine Frage: kann ich Ihr nachts auch Tee oder ähnlich geben? Das würde bedeuten, dass sie keine Milch mehr zu sich nimmt. Ist das im 1. Lebensjahr zwingend notwendig, Milch zu geben?
Und noch etwas: sie schläft tagsüber morgens 20 Min, mittags 30 Min., nachmittags gegen 17 Uhr nochmal 30 Min.
Zwischen 20 und 21 Uhr geht sie ins Bett. Sie schläft extrem unruhig, mit Schnuller, der ständig weg ist und eben ihr Durst. Sie ist mindestens alle 2 Stunden wach und schimpft und schreit. Manchmal jede Stunde, manchmal mehrmals pro Stunde.
Was kann ich tun? Ich möchte sie auf keinen Fall schreien lassen. Ich weiß aber auch nicht, wie sie vielleicht tagsüber mehr trinken kann, um evtl. nachts dieses Bedürfnis nicht so stark zu haben,
Lieben Dank und müde Grüße,
Katja
von
MichaelKatja
am 09.12.2013, 08:34
Antwort auf:
Unbedingt Milch im 1. Lebensjahr, nachts permanent wach
Liebe Katja,
im ersten Lebensjahr braucht Ihr Baby Milch und es hat auch noch ein sehr hohes Saugbedürfnis, welches gestillt werden muss.
Aber auch sonst ist es normal, dass ein Baby in diesem Alter oft aufwacht.
Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit drei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder zehn Monaten.
Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa sechs bis zwölf Monaten wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst.
Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst.
Du kannst natürlich trotzdem versuchen, in der Nacht Tee zu geben, manche Kinder sind tatsächlich damit zufrieden. Achte dann aber darauf, dass dein Baby ausreichend Milchbrei bekommt und auch darauf, dass dein Baby sein Saugbedürfnis befriedigen kann.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 09.12.2013