FrauFanni
Liebe Frau Welter, zunächst einmal ganz herzlichen Dank für Ihre Arbeit hier. Ich habe lesenderweise schon so viel hier von Ihnen und Ihrer Kollegin "gelernt", das ist sehr wertvoll. :-) Heute eine Bruststillfrage: Meine Kleine (6 Wochen, 3700 Gramm) und ich haben uns irgendwie in ein kleines Still-Dilemma reinmanövriert. Sie kam 4 Wochen zu früh (2200 Gramm), ich legte sie immer mit Stillhütchen (da kleiner Mund, der noch nicht alles umfassen konnte) an, zusätzlich bekam sie abgepumpte Milch. Mit Spritze, Löffelchen (was nicht so gut funktionierte), Brustsonde und schließlich inzwischen im Fläschchen. Bis auf das Löffelchen hatte sie keine Probleme, zwischen den Techniken zu wechseln. Inzwischen überwiegt allerdings das Fläschchen und ich würde langfristig gerne aufs reine Bruststillen kommen, auch um mir das Abpumpen zu ersparen. "Problem" ist hierbei, 1) dass die Kleine oft sehr hektisch ist beim Trinken, auch wenn wir ihre Hungerzeichen früh erkennen und noch vor dem Schreien füttern. So greift sie aus Hektik meine Brust oft nicht richtig, ist dann natürlich frustriert und wirft das Köpfchen hin und her wie ein junger Hund beim Spielen. Die Brust rutscht raus, wir docken neu an. Das wiederholt sich mehrmals. Aber auch sonst gibt es oft viele Unterbrechungen, etwa weil die Verdauung gerade höchst aktiv ist usw. 2) Sie braucht sehr lange, um sich sattzutrinken. An der Brust haben wir das noch nie geschafft, auch wenn sie mal sehr ruhig trinkt. Pro Mahlzeit braucht sie etwa 70-130 ml, auch beim Fläschchen trinkt sie das selten in einem durch, sondern braucht schon mal 1-1,5 Stunden in mehreren Etappen mit Einschlafen zwischendurch. An der Brust schläft sie noch schneller ein, da docken wir dann auch mehrmals wieder neu an. 3) Gerade abends haben wir oft ein Clusterfeeding, sie trinkt dann alle paar Minuten nur wenige Schlucke, das zieht sich sehr lange hin. Sie schreit aber sehr, würden wir ihr einen der Schlucke mal nicht geben ;-) Mir kommt das so vor, als würde sie sich immer versichern, dass noch genug Nahrung da ist. Aus all diesen Gründen lege ich meist nur 1-2x am Tag an, dann schmerzen die Brustwarzen auch schon wieder durch das wiederholte Andocken, nach der Brust gibts immer noch Fläschchen zum Sattwerden. Ich befürchte aber, dass sie sich zu sehr an das Fläschchen gewöhnt, schon jetzt nuckelt sie manchmal nur vorne am Sauger und greift dadurch auch die Brust eher vorne am Stillhütchen, wo sich die Milch sammelt. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, sie so lange an der Brust trinken zu lassen, bis sie wirklich satt ist - da sehe ich unzählige Andockversuche und lange, lange Stunden, eigentlich eher ein Dauerstillen. Generell ist ihr Rhythmus ca. alle 2-3 Stunden, kombiniert mit langer Trinkzeit eh schon manchmal fast Dauerfüttern. Ich frage mich auch manchmal, ob sie kräfte- oder ausdauermäßig überhaupt in der Lage wäre, sich jetzt schon an der Brust sattzutrinken? Sie hat ja gut an Gewicht zugelegt, ist aber immer noch eine kleine Zarte. Sie sehen, ich stecke in einer Spirale drin, aus der ich alleine nicht mehr rauskomme! ;-) Haben Sie einen Rat oder ein paar Gedanken dazu, gibt es einen Ausweg? Schon jetzt vielen herzlichen Dank für alles!!
Liebe FrauFanni, ich glaube dann eher, dass dein Baby saugverwirrt ist und nicht mehr korrekt und effektiv trinken KANN und deshalb so lange braucht. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen. Am besten wendest Du dich deshalb einmal an eine Stillberaterin in deiner Nähe und lässt dir beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann dir dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann dir erklären, woran Du erkennst, ob dein Kind korrekt saugt und dir überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Die Maßnahmen zur Steigerung der Milchmenge gelten auch dann, wenn keine Zusatznahrung erforderlich ist. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss „mit Zubehör“ stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, ihr eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben. Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird sie ganz sicher einen Schub machen! Probiere es mal aus! Und melde dich wieder! LLLiebe Grüße, Biggi
FrauFanni
Vielen lieben Dank, liebe Frau Welter, für Ihre ausführliche Antwort :-) Genug Milch ist vorhanden und meine Kleine bekommt auch aus der Brust genug Milch raus, das habe ich schon öfter festgestellt. Aber vielleicht ist das ständige Wechseln für sie trotzdem irritierend, auch wenn sie es technisch meistens schafft. Mal 2 Tage, wie von Ihnen vorgeschlagen, zurückziehen und nur Bruststillen klingt gut, das werden wir versuchen!! Vielen Dank noch mal FrauFanni
Liebe FrauFanni, bitte melde dich in ein paar Tagen, wie es Euch dann geht :-). Biggi
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