Hallo liebe Stillberater,
ich stecke in einem Teufelskreis. Mein Sohn (mittlerweile 4 Wochen) fing vor zwei Wochen an, an der Brust unruhig zu werden. Er überstreckte sich, schmiss hastig seinen Kopf hin und her, dockte an, lies wieder los, zog den Kopf mit samt Brustwarze weg und schrie. Ich habe meine Hebamme darüber gucken lassen und sie meinte, ich habe zu wenig Milch.
Seitdem pumpe ich nach jeder Stllmahlzeit ab.
Er trinkt gut, ich biete immer beide Seiten an und meist dauert eine Mahlzeit so zehn bis fünfzehn Minuten pro Seite. Anfänglich kam er alle zwei bis drei Stunden, manchmal auch eher. Ich legte ihn nach Bedarf an und hatte den Eindruck, es läuft prima. Durchschnittlich sechs bis neun mal stillte ich ihn. Den Milchspendereflex höre und spüre ich deutlich.
Seitdem ich abpumpe, wird es immer schlimmer. Ich bekomme ihn immer schwieriger satt. Die anfänglich eine Mahlzeit zum zufüttern hat sich nun gesteigert auf zwei bis vier mal zufüttern nach der Mahlzeit. Meist bekommt er dann so fünfzig bis sechzig ml Muttermilch.
Ich pumpe in sechzig Minuten gerade mal vierzig ml ab, manchmal auch nur zwanzig oder weniger. Seit zwei Tagen wird es immer weniger was ich abpumpe. Mein Vorrat an Muttermilch ist langsam aufgebraucht, aber es wird einfach nicht mehr.
Ich habe schon alles mögliche versucht. Ich trinke ausreichend Wasser und Stilltee, nehme Bockshornklee, esse ausgewogen und pumpe nach jedem stillen ab. Bonding machen wir, verschiedene Stillpositionen biete ich an, auch mehrere Stilltage habe ich schon eingelegt mit dauerstillen. Diese arteten aber eher in Stress für uns beide aus. Er hungrig und ich verzweifelt ihn nicht satt zu bekommen.
So langsam weiß nicht mehr was ich noch tun kann. Ich kann meinen Sohn ja nicht hungern lassen, also muss ich ja zufüttern.
Wieso klappt es einfach nicht? Was mache ich falsch? Wieso wird die Milch nun weniger und nicht mehr? Habt ihr Tipps für mich?
Ich bin verzweifelt :(
Herzliche Grüße
von
Schokominza185
am 12.07.2017, 22:01
Antwort auf:
Stillproblem: zu wenig Milch, abpumpen
Liebe Schokominza185,
ich befürchte, dass dein Baby sich langsam zur Flasche hin abstillt.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen.
Du hast das Pech gehabt, schlecht beraten worden zu sein, doch tatsächlich besteht Hoffnung. Dazu möchte ich dich zu allererst ermutigen, nach einer Stillberaterin in eurer Nähe zu schauen. "Nah" kann auch 1 Stunde entfernt sein - es lohnt sich allemal!!
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps, wie dein Kleines vielleicht doch mehr trinkt:
Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Ich hoffe, da ist etwas dabei, was dir weiterhilft!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 13.07.2017