Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen und Beikost bei Allergierisiko

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen und Beikost bei Allergierisiko

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, hab wieder mal eine Frage an dich und möchte mich mal herzlich bedanken für deine Tips, ohne diese würde das Stillen bei mir nicht so gut klappen. Julia ist nun 4 1/2 Monate alt und wird noch voll gestillt. Da sie allergiegefährdet ist hatte ich eigentlich vor sie bis zum Ende des 6. Monats ausschließlich zu Stillen. Nun ist es so, daß wenn ich mir Vormittags einen Obst-Quark mache, da war sie schon immer ganz wild drauf mal zu schlecken. Ich habe sie halt dann öfters mal am Löffel lecken lassen. Nun ist es seit einigen Tagen so, daß wenn ich mir den Obst-Quark mache und mich zum Essen hinsetze sie schon halb aus der Wippe fliegt weil sie vor lauter Freude so strampelt und mit den Armen zappelt, sie will unbedingt mitessen. Ich habe ihr heute dann mal ein Mini-Stück zerdr. Banane aus der Schüssel gegeben, mann hat sie da geschleckt. Ja, nun würde ich ihr gerne etwas Bei/-Zufüttern, bin mir aber wegen der Allergiegefährdung (wir sind beide Allergiker und unser Sohn 6J. hatte Neurodermitis - nicht schlimm, wurde allerdings auch nicht gestillt). Was meinst du? Kann ich ihr so langsam etwas zufüttern oder soll ich noch warten???????? Wenn ja, was kann ich zufüttern? Danke Grüssle kati


Biggi Welter

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Liebe Kati, wenn Du deinem Kind etwas Gutes tun willst, dann verzichte noch etwa zwei weitere Monate auf jegliche Form von Beikost. Selbst wenn dein Baby nicht allergiegefährdet wäre, so ist die zu frühe Einführung der Beikost immer eine starke Belastung für den noch unreifen Darm und belastet auch die Nieren enorm durch die erhöhte Molenlast. Gerade für Milchprodukte ist dein Baby noch viel zu jung! Es ist sinnvoll mit der Beikost zu beginnen, wenn das Baby die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt: o es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, o der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, o es zeigt Bereitschaft zum Kauen, o es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, o es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Auch Babys, die mit künstlicher Säuglingsnahrung gefüttert werden, sollten in den ersten sechs Monaten keine andere Nahrung erhalten. Das Interesse am Essen der Erwachsenen ist ein Hinweise darauf, dass das Kind beginnt für Beikost bereit zu sein, doch es ist nicht der einzige Hinweise, es kann sich bei diesem Interesse auch um schlichte Neugier handeln. Schau dir daher dein Kind nochmals im Hinblick auf die anderen Anzeichen für die Bereitschaft zur Beikost an. Es gibt zwar Kinder, die bereits relativ früh (unter sechs Monaten) bereit für die Beikost sind, aber es ist eher die Ausnahme, dass ein noch nicht einmal fünf Monate altes Kind so weit ist. Die zu frühe Einführung der Beikost hat keine Vorteile, aber viele Nachteile. Die zu frühe Einführung der Beikost belastet das Verdauungssystem und die Nieren des Babys und fördert das Allergierisiko. Deshalb sollten die oben genannten Punkte wirklich erfüllt sein, ehe mit Beikost begonnen wird. Die Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Ohnehin sollte der Begriff BEI Kost wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Muttermilch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt Kost heißen. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Hier noch ein Lesetipp: "Babyernährung gesund und richtig B(r)eikost und Fingerfood" von Gabi ugster ist gerade dieser Tage (endlich) erschienen, Du bekommst es im Buchhandel oder hier im Still Shop. Überlege dir wirklich, ob Du bereits jetzt mit Beikost beginnen willst, es hat keinen Vorteil für dein Kind, aber viele Nachteile und nur die Tatsache, dass die Nahrungsmittelindustrie auf die Packungen druckt "ab vier Monate" heißt nicht, dass Beikost ab diesem Alter sinnvoll oder notwendig ist. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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