Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen, Schlafen und Familienkost

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen, Schlafen und Familienkost

Mimizu

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Liebe Biggi, meine Tochter ist 11 Monate alt und wird voll gestillt mit Familienkost dazu. D.h. sie trinkt um 07.00, 10.00-11.00 (vormittagsschlaf komplett an der brust), 14.00,-15.30 (komplett auf der brust) 18.00-20.00 Uhr (zum einschlafen an der brust). Sie schläft fast immer durch, selten wacht sie auf, wenn mal dann will sie gg. 01.00 oder 04.00 wieder kurz an die Brust. Sie bekommt Fingerfood und von fast allem was wir essen sofern babytauglich zum probieren. Ich bereite ihr auch noch zusätzlich ihr babyessen zu. Brei vom Löffel verweigert sie völlig. Da sie von dieser Familienkost eher "probiert" als dass sie was herunterschluckt frage ich mich ob sie in ihrem Alter mit dem Stillplan noch ausreichend versorgt ist? Im Windel finde ich immer allerlei, d.h. man kann schon ordentlich sehen was sie gegessen hat. Dennoch hat sie bisher eine volle Portion (z.Bsp. 180g Mittagsbrei oder ein Früchtegläschen etc.) vollständig noch NIE aufgegessen. Ich möchte ihr bald zu den Mahlzeiten die HIPP Kindermilch aus dem Becher anbieten. Darf ich dann 2 Stillmahlzeiten tagsüber weglassen? Ich bin an sich fürs Stillen, aber unser ganzer Tagesablauf richtet sich nur noch nach dem stillen und mir geht langsam sie puste aus. Sie schläft ausschließlich an meiner Brust, vormittags und nachmittags je 1-1.5 St. und abends zum einschlafen kann ich mich erst nach 2 Stunden lösen. Ich genieße die Zeit mit meiner Maus sehr, aber mir geht das voll auf den Kreislauf weil ich mit ihr so viel liegen muss. Bin danach immer völlig gaga. Haushalt liegt brach, ich mache dann alles abends bis 24.00 und bin dann auch fix und fertig. Wenn ich versuche mich wegzuschleichen oder sie in ihr Bettchen zu legen wird sie sofort hellwach und das wars mit dem mittagsschlaf. Abends kann ich sie nach einer gewissen Zeit lösen bzw. sie lässt die Brust von alleine los und dreht sich weg. Da lege ich sie sofort in ihr bettchen und sie schläft tief und fest bis zum nächsten tag. Wie könnten wir das Einschlafen üben ohne dass sie immer an der Brust einschläft ? Habe sie ne Zeitlang zuerst gestillt und dann herumgetragen damit sie einschläft. Hat auch geklappt, sie ist aber schon so schwer dass das nicht mehr geht. Vielen lieben Dank ! Mimizu


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Liebe Mimizu, Stillen ist mehr als nur Nahrung für den Körper und deshalb bedeutet Stillen nicht nur, dass das Kind Mahlzeiten an der Brust zu sich nimmt. Wenn Du Dein Kind jetzt weniger stillen möchtest, dann ist das ok, doch Du solltest einfach wissen, dass Du nicht einfach nur ein Nahrungsmittel durch etwas anderes ersetzt. Wenn Du beschlossen hast, dass Du Deine Tochter weniger stillen willst, so solltest Du es möglichst allmählich machen. Ich werde dir jetzt ein paar erprobte Methoden beschreiben, die sich beim Ab- oder auch Wenigerstillen eines älteren Kindes bewährt haben, vielleicht ist ja etwas dabei, was dir weiterhilft: Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du deinem Kind die Brust nicht von dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt dich hinzulegen, wenn Du dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst deinen Sohn eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Womöglich wäre auch „punktuelles Abstillen" eine Lösung für dich. Es ist eine Alternative zum vollständigen Abstillen. Damit meine ich, dass Du zu bestimmten Zeiten nicht mehr stillst oder versuchst dein Kind davon zu überzeugen, nach einer ausreichend langen Zeit an der Brust, etwas anderes zu tun. Zum Schluss noch etwas, was unter Umständen paradox klingt: einige Kinder stillen sich von alleine ab, sobald ihre Mutter die Abstillbemühungen aufgibt. Außerdem möchte ich dir das Buch „Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei jeder La Leche Liga Stillberaterin (auch hier im Still-Shop) und im Buchhandel erhältlich ist. Und vielleicht hast Du Lust, eine kleine Broschüre, die die La Leche Liga gerade fertig gestellt hat, zu lesen? Sie heißt "Abstillen - Aber wann?", zu bestellen unter versand@lalecheliga.de So genannte Kindermilchen (wie sie für Kinder ab einen Jahr oder älter angeboten werden) sind aus ernährungsphysiologischer Sicht überflüssig. Erst kürzlich erschien ein Artikel, der die ganzen Kindermilchen völlig zerrissen hat, schau mal im Internet, da findet sich viel darüber. Ab dem ersten Geburtstag kann Kuhmilch gegeben werden. Sobald das Baby begonnen hat, Kuhmilch zu trinken, solltest Du Vollmilch (keine Magermilch oder Milch mit nur 1,5 % Fettgehalt) anbieten, bis das Kind zwei Jahre alt ist. Kleine Kinder brauchen für ein optimales Wachstum natürliche Fette. Nach dem ersten Geburtstag benötigt ein Kind etwa 350 ml Milch (oder etwas mehr als einen kleinen Joghurt) und 20 g Käse, um seinen Milchbedarf zu decken. Das heißt, dass ein Kind keineswegs zwingend Milch trinken muss und es ist sogar möglich, dass sich der Mensch nach dem Abstillen ganz milchfrei ernährt. Der Mensch ist ja ohnehin das einzige Säugelebewesen, das nach dem Abstillen noch weiter Milch einer anderen Art auf seinem Speiseplan stehen hat und auch beim Menschen gibt es eine ganze Reihe von Kulturen, die milchfrei und dennoch gesund leben. Notwendig ist die Milch auch wenn das in unserer Kultur oft nicht geglaubt wird nicht. Es gibt eine ganze Menge an kalziumreichen Nahrungsmitteln, mit denen sich der Kalziumbedarf decken lässt. Eine Tasse (227 g) gekochter Chinakohl ist eine alternative Möglichkeit zur Kalziumversorgung und bietet 86 % des Kalziumgehaltes einer Tasse (240 ml) Milch. Eine halbe Tasse (113 g) Sesamkörner die zu Backwaren und Pfannkuchenteig hinzugefügt oder über Salat oder Getreide gestreut werden können enthält doppelt so viel Kalzium wie eine Tasse (240 ml) Milch. Weitere Kalziumlieferanten sind Melasse, mit Kalzium angereicherter Tofu, Spinat, Broccoli, Zwiebelkraut, Winterkohl, Leber, Mandeln und Paranüsse sowie Dosensardinen und Lachs (die allerdings beide mitsamt der weichen Gräten gegessen werden). LLLiebe Grüße, Biggi


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