Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen in der Nacht

Frage: Stillen in der Nacht

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi. Meine Tochter ist jetzt knapp 10 Monate alt und ißt über Tag verschiedene Speisen. Sie probiert beim Frühstück Brot, ißt mittags ein Gläschen, nachmittags Brei, und wird dazwischen immer wieder gestillt, da sie nicht so recht die Flasche akzeptiert. Das finde ich auch alles ok. Allerdings möchte ich sie nachts nicht mehr Stillen, denn man sagt ja, dass Babys sich daran gewöhnen. Und da ich ihr jetzt abends auch noch eine zweite Gläschenmahlzeit gebe, ihr Lieblingsgläschen und danach noch Stille, denke ich muss sie doch satt sein, und das nächtliche Stillen ist mehr eine Angewohnheit. Wie sehen sie dass? Seit 2 Tagen gebe ich ihr nachts nichts mehr, mein Mann und ich gehen nur und trösten sie. Sie weint aber bis zu 2 Stunden. Ist dass zu hart? Oder brauchen Babys nachts doch noch etwas zu trinken oder zu essen? Viele Grüße und danke Anja Nachtigall mit Lina Marie.


Biggi Welter

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? Liebe Anja, entgegen der weit verbreiteten Meinung ist das nächtliche Stillen keine „Angewohnheit" und hat auch nichts damit zu tun, ob ein Baby am Abend genügend gegessen hat. Ein Kind schläft so lange, wie es sein Reifegrad, sein Gesundheitszustand, sein derzeitiger Alltag und noch einige andere Faktoren erlauben. Und da sich alle diese Faktoren immer wieder verändern, verändert sich auch das Schlafverhalten eines Kindes immer wieder. In der Frage, ob ein Baby ab einem gewissen Alter nachts noch etwas zu essen (oder zu trinken) braucht, scheiden sich die Geister ganz gewaltig. Aber auch ältere Kinder haben nachts Hunger. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Und auch eine Flasche oder ein Brei am Abend sind keine Garantie für lange Schlafphasen in der Nacht. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Außerdem ist das Stillen ja nicht nur reine Nahrungsaufnahme sondern viel mehr, so dass es sich keineswegs mit einer nächtlichen Flasche gleichsetzen lässt. Die Kunst besteht nun darin, einen Weg zu finden, dass sich Mutter und Kind wohl fühlen können. Vermehrtes nächtliches Aufwachen ist ab etwa vier bis sechs Monaten ein normales Verhalten bei Babys und zwar nicht, weil das Kind nicht mehr satt würde, sondern entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen „Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn dein Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, danke für Ihre interessanten Ausführungen. Das Buch werde ich mir wohl besorgen. Heute Nacht bin ich zu Lina gegangen, wenn sie geweint hat und habe mit ihr gesprochen, ihr den Kopf gestreichelt und habe ihre Nachtmusik angemacht, und sie ist dann auch beim ersten mal sehr schnell wieder eingeschlafen, beim zweiten mal hat sie über längere Zeit etwas gequengelt oder gbrummt - was sie macht bevor sie einschläft. Und dann hat sie bis 8.30 h heute morgen geschlafen. Würde sie das denn so tun, wenn sie wirklich Hunger oder Durst hat? Oder ist es nicht auch möglich, dass es vielleicht reicht ihr nur das Gefühl zu geben, wenn du nach mir ruftst, dann bin ich da? Das muss doch nicht heißen dass sie immer hunger hat, oder? Ich glaube ich habe ihr das so ein wenig "anerzogen", denn immer wenn sie sich nur kurz gemeldet hat, kam die Brust. Ich habe quengeln irgendwie immer als Hunger gedeutet. Mit freundlichen Grüßen Anja.


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