Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen in der Nacht

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen in der Nacht

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Hallo liebe Biggi! Mein Sohn ist jetzt fast 8 Monate und kommt seit 2 Wochen stündlich in der Nacht und möchte gestillt werden. Er bekommt mittags und abends Brei, mal ißt er viel und mal fast garnichts. Wenn ich ihn 1 Stunde nachdem ich ihm Brei gegeben habe ins Bett bringe möchte er gestillt werden. Außerdem möchte er nicht mehr in seinem Bett schlafen und schläft jetzt bei uns im Bett. Ich bin mittlerweile total fertig weil ich überhaupt nicht gescheit schlafen kann. Ist das normal das er stündlich gestillt werden will? Außerdem schläft er nur am Busen ein. Was soll ich machen damit er mal länger schläft und nicht nur immer am Busen sondern von alleine einschläft. Außerdem wie bringe ich ihn wieder dazu in seinem Bett zu schlafen? Habe ich ihn verwöhnt weil ich ihn immer Nachts zum stillen ins Bett genommen habe? Bitte helfen Sie mir. Vielen Dank. Sandra


Biggi Welter

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? Liebe Sandra, haben Sie sich schon einmal überlegt, wie für alle Beteiligten das Leben einfacher wird? Ihr Baby ist ein Baby und verhält sich wie ein Baby. Dazu gehört (auch und gerade bei acht Monate alten Kindern, die im klassischen Fremdelalter sind), dass die Kinder die Nähe und Geborgenheit der Mutter suchen und brauchen und dies nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht. Es strömt jetzt soviel auf Ihr Baby ein, dass es die Sicherheit Ihrer Nähe, die Beruhigung durch Sie extrem braucht. Die aufregenden Erlebnisse des Tages werden in der Nacht verarbeitet und das bedeutet unruhige Nächte. Es hat nun wenig Sinn zu versuchen, die Bedürfnisse des Kindes verändern zu wollen, denn das geht nicht bzw. wenn die Bedürfnisse ignoriert werden, dann resigniert das Kind vielleicht über kurz oder lange, aber sinnvoll ist dies nicht. Geschickter ist es, einen Weg zu finden, der einerseits den Bedürfnissen des Kindes und andererseits den Bedürfnissen der Mutter nach Erholung gerecht wird. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass Ihr Kind an Ihre Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen zu können. Sie machen nichts falsch, wenn Sie Ihr Baby dann stillen, denn Stillen ist ja nicht nur Ernährung, sondern gibt Ihrem Kind auch Nähe, Geborgenheit und Sicherheit. Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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