Ich habe eine 5 Wochen alte Tochter, die zur Zeit 10-12 mal kommt, nachts aber bereits 4-6 Stunden durchschläft. Sie ist schon recht groß, bei der Geburt 4,5 kg und jetzt schon 5,9 kg, deshalb hat sie wahrscheinlich einen so hohen Bedarf?. Da ich in 5 Wochen wieder arbeiten muß, bin ich im Moment ein bißchen verzweifelt, da ich mir nicht vorstellen kann, wie das funktionieren soll. Hierzu habe ich nun einige Fragen:
Wann soll man anfangen abgepumpte Muttermilch mit der Flache zu füttern, mit wieviel Mahlzeiten soll man anfangen. Wiwviel Milch muß man pro Mahlzeit oder dann pro Arbeitstag abpumpen bzw. anbieten. Ich habe vor 2 tagen einmal abgepumpt, aber nur 80 ml aus einer Brust bekommen. Ist das zu wenig? Wie soll ich abpumpen, damit die Milchmenge bleibt, was kann ich tun, damit sie sich nicht zu sehr an die Flache gewöhnt und dann evtl. die Brust nicht meht möchte, welche zusätzlichen Hygieneregeln muß ich in einem Entwicklungsland einhalten (wir leben in Indonesien). Was ist besser beutel oder Flaschen zum aufbewahren? Macht es viel Sinn Mittags nach Hause zu fahren (40 min hin, 40 min her aber durchaus machbar)um einmal zu stillen. Ich möchte eigentlich 6 Monate voll stillen (wenn das machbar ist) und insgesamt ein Jahr stillen. Ist das machbar wenn mann berufstätig ist?
Vielen Dank für die Antworten und viele Grüße aus Indonesien, Uschi
Mitglied inaktiv - 24.01.2006, 06:16
Antwort auf:
stillen, arbeiten, abpumpen und flasche
?
Liebe Uschi,
Stillen und Berufstätigkeit schließen sich gegenseitig nicht aus. Weltweit arbeiten tausende von stillenden Frauen und versorgen ihre Babys mit ihrer Milch. Wenn Sie das wollen, können Sie das auch.
Es wird sicher Menschen geben, die Ihnen jetzt empfehlen, so bald wie möglich zu „üben", dass das Kind ohne Brust auskommt und aus der Flasche trinkt, doch Frauen, die Berufstätigkeit und Stillen verbinden, machen fast immer die Erfahrung, dass es sehr gut geht, das Kind weiter nach Bedarf zu stillen und auch nach der Wiederaufnahme der Berufstätigkeit in den Zeiten, in denen Mutter und Kind zusammen sind nach Bedarf zu stillen. Es ist außerdem besser, wenn das Kind möglichst viel Zeit hat, das korrekte und effektive Trinken an der Brust ohne Beeinflussung durch künstliche Sauger zu lernen.
Sie können zum Beispiel so vorgehen:
• Sie stillen ausschließlich bis Sie wieder anfangen außer Haus zu arbeiten. Etwa vier Wochen vor Arbeitsbeginn, fangen Sie an das Abpumpen und Handausstreichen zu erlernen. Die Milch die Sie beim Üben gewinnen, können Sie schon als Vorrat einfrieren. Sobald Sie dann arbeiten sind, können Sie dort abpumpen (zum Beispiel in einem leeren Seminarraum, einem Sanitätsraum, einem Büro ...). Die Milch können Sie aufbewahren (entweder in einem Kühlschrank oder auch in einer Kühlbox mit Kühlakkus), so dass Ihr Kind Sie während Ihrer Abwesenheit bekommen kann. Wenn Sie mir Ihrem Baby zusammen sind, können Sie ganz „normal" stillen.
• Sie stillen voll bis zum Beginn ihrer Berufstätigkeit, lernen aber etwa zwei Wochen vor Arbeitsbeginn, wie Sie Milch von Hand ausstreichen können oder wie Sie mit einer geeigneten Pumpe (entweder eine Handpumpe oder eine kleine elektrische Pumpe mit Batteriebetrieb) abpumpen. Ab dem ersten Arbeitstag, streichen Sie immer dann, wenn die Brust zu spannen beginnt oder schmerzhaft prall wird gerade soviel Milch aus, dass Sie sich wieder wohl fühlen (alternativ zum Handausstreichen können Sie eine Pumpe verwenden). Falls möglich, können Sie die Brust auch kühlen, z.B. mit einen kleinen Hot-Coldpack, das in den BH eingelegt werden kann. Entleeren Sie wirklich nur so viel Milch aus der Brust, dass die Spannung nachlässt und Sie sich wohl fühlen, nicht mehr, denn dann regen Sie die Milchbildung weiter an. Diese geringen Mengen, die Sie zu diesem Zweck abpumpen oder ausstreichen, können Sie auch notfalls auf der Toilette ausstreichen/abpumpen und dann, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, wegwerfen. Nach einiger Zeit wird sich Ihre Brust daran gewöhnt haben, dass zu diesen Zeiten, an denen Sie arbeiten keine Milch mehr gebraucht wird. Es gilt dann wie oben, wenn Sie mit Ihrem Baby zusammen sind, können Sie stillen, ansonsten bekommt es künstliche Säuglingsnahrung.
Bei den ersten Pumpversuchen werden Sie vermutlich nur relativ kleine Mengen (5 ml sind schon ein Erfolg) gewinnen können. Mehr als 30 ml zwei oder drei Mal täglich sollten Sie zunächst nicht abpumpen, da Sie sonst zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingreifen. Wenn Sie dann außer Haus arbeiten, können Sie selbstverständlich mehr abpumpen, um die durch die Trennung ausgefallenen Stillzeiten ersetzen zu können.
Außerdem kann ich Ihnen nur dringend raten, sich baldmöglichst an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe zu wenden und mit ihr genau zu besprechen, welche Pumpe eventuell für Sie geeignet wäre und wie Sie damit umgehen. Wo es eine Stillberaterin in Ihrer Nähe gibt können Sie bei Frau Sabine Roßnick sabine@rossnickfamily.com erfahren, sie kennt sich in Asien aus.
In Indonesien gelten für das Abpumpen und Aufbewahren der Muttermilch keine anderen Regeln als in Europa. Bei einem reif geborenen und gesunden Baby gelten die folgenden Zeitangaben zur Aufbewahrung von Muttermilch:
Bei Raumtemperatur
Reife Muttermilch
24 Stunden bei 15 C (Hamosh 1996)
10 Stunden bei 19 bis 22 C (Barger und Bull 1987)
4 bis 6 Stunden bei 25 C (Hamosh 1996, Pittard 1985)
Im Kühlschrank
Reife Muttermilch
8 Tage bei 0 bis 4 C (Pardou 1994)
Im Tiefkühlgerät
2 Wochen in einem Tiefkühlabteil in einem Kühlschrank
3 bis 4 Monate in einem Tiefkühlabteil eines Kühlschranks mit eigenständiger Kühlung (unterschiedliche Temperatur, weil die Tür häufig geöffnet und geschlossen wird)
6 Monate und länger in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstant - 19 C.
(Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997)
Milch die über einen Zeitraum von 24 Stunden hinweg abgepumpt wird kann gesammelt, zusammengeschüttet und dann eingefroren werden. Es hat sich bewährt die Milch in kleinen Portionen (etwa 50 bis 60 ml) einzufrieren. Diese kleinen Mengen sind schnell aufgetaut und erwärmt und es muss nicht so viel Milch weggeworfen werden, wenn das Baby nicht alles trinkt.
Es ist möglich frisch abgepumpte Milch auf bereits gefrorene Milch zu geben, vorausgesetzt die Milch wurde zunächst gekühlt und es ist nicht mehr frische Milch als bereits gefrorene Milch.
Wenn Milch für ein voll ausgetragenes, gesundes Baby zu Hause (nicht im Krankenhaus) abgepumpt wird, reicht es, die Pumpe einmal täglich zu sterilisieren und ansonsten nach jedem Gebrauch gründlich mit heißem Wasser zu reinigen und trocknen zu lassen.
Gefrorene Muttermilch ist schonend aufzutauen (keine Mikrowelle!!!). Entweder sehr langsam über 24 Stunden im Kühlschrank bei +4C oder bei Raumtemperatur. Im Notfall kann die Milch auch schnell unter fließendem kaltem oder lauwarmen Wasser (max. 37C) aufgetaut werden. Flaschenwärmer ist auch möglich, aber bitte das Wasser immer wechseln. Beim Füttern sollte die Milch etwa Körpertemperatur haben. Ist die Milch aufgetaut, muss sie sofort bis zum Verbrauch wieder in den Kühlschrank. Aufgetaute Muttermilch kann für 24 Stunden ungeöffnet bei +4C aufbewahrt werden. Nach dem Öffnen des Gefäßes muss aufgetaute Muttermilch bei +4C aufbewahrt und innerhalb von 12 Stunden verbraucht werden. Reste einer erwärmten Muttermilchmahlzeit müssen weggeworfen werden und Muttermilch kann nicht über einen längeren Zeitraum hinweg warmgehalten werden.
Bei der Wahl des Gefäßes muss darauf geachtet werden, dass es gut zu reinigen ist, eventuell sterilisiert werden kann, lebenmittelecht ist und dicht verschlossen werden kann. Falls Du Muttermilch in Kunststoffbeuteln einfrieren willst, sollten diese nicht aus Polyethylen bestehen. (Es gibt spezielle Beutel zur Aufbewahrung von Muttermilch).
Sie können Muttermilch in Glas oder Kunststoffflaschen einfrieren, dabei sollten Sie beim Einfüllen jedoch etwa zwei Platz lassen, damit sich die Milch beim einfrieren ausdehnen kann, ohne dass die Flasche platzt.
Am einfachsten ist es, wenn Sie die Milch gleich in die Flasche, in der Sie sie aufbewahren wollen abpumpen, so vermeiden Sie das Umschütten, bei dem Milch verschüttet und verunreinigt werden kann.
Ihre Tochter sollte auch während Ihrer Abwesenheit möglichst nach Bedarf gefüttert werden. Ein junger Säugling braucht etwa ein Sechstel bis ein Fünftel seines Körpergewichtes an Milch innerhalb von 24 Stunden. Doch dies ist nur eine grobe Faustregel, die allenfalls einen Anhaltspunkt bieten kann. Keinesfalls kann jetzt daraus jedoch eine Formel `Gewicht des Kindes geteilt durch 5 oder 6 und dies wiederum geteilt durch die Anzahl der MahlzeitenA abgeleitet werden, denn ein Baby trinkt nicht gleichmäßige Mengen, sondern ganz unterschiedliche Mengen und der eine Säugling braucht zum guten Gedeihen etwas mehr, der andere etwas weniger.
Erhält ein Kind regelmäßig abgepumpte Milch, bekommt man nach einiger Zeit einen Erfahrungswert, wieviel das Kind trinken mag. Bis dahin ist es sinnvoll, dem Kind keine zu großen Mengen auf einmal anzubieten, da Reste nicht aufgehoben werden dürfen. Muttermilchreste dürfen nicht nochmals erwärmt werden, sondern sie müssen weggeworfen werden. Kleine Mengen können schnell aufgetaut und erwärmt werden und es ist besser nochmals einen Nachschlag aufzuwärmen als kostbare Muttermilch wegzuwerfen.
Wenn Sie eine Saugverwirrung sicher ausschließen wollen, ist es günstig, auf die Flasche ganz zu verzichten und statt dessen einen Becher zu verwenden. Gewusst wie ist das Bechern nicht umständlicher oder zeitaufwändiger als eine Flasche.
Die Ausgabe 2/2000 (März) des „buLLLetin - die andere Elternzeitschrift für den Still- und Erziehungsalltag" (die deutschsprachige Zeitschrift der La Leche Liga) beschäftigt sich unter dem Titel „Beruf und Berufung" mit dem Thema Stillen und Berufstätigkeit. Neben praktischen Tipps (Abpumpen, Aufbewahren von Muttermilch usw.) finden Sie in diesem Heft auch Erfahrungsberichte. Vielleicht ist der Inhalt dieses Heftes auch interessant für Sie. Das buLLLetin kann sowohl im Abonnement (unter der Adresse Fotorotar, Administration buLLLetin, Gewerbestraße 18, CH8132 Egg (ZH)) als auch als Einzelheft (buLLLetin Versand, Simone Kamer, Neumattstraße 20, CH3053 Münchenbuchsee oder auch beim Stillshop auf dieser Seite) bezogen werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 25.01.2006
Antwort auf:
stillen, arbeiten, abpumpen und flasche
Hallo Uschi,
Habe nach 6 Wochen wieder angefangen zu arbeiten und stille noch voll.(Tochter ist 17 Wochen alt)
Ich pumpe auf der Arbeit ab,und das wird dann am nächsten Tag gefüttert.Habe Plastikflaschen,finde den Transport praktischer.Und wenn es ein Fläschchen zu viel ist,friere ich es ein.
Habe zuerst zuhause die abgepumpte Milch durch meinen Partner geben lassen und es hat gut geklappt.Bei mir kommt zwischen 80 ml und 120ml und das reicht völlig(villeicht weil die zusammensetzung anders als bei Fertigmilch ist?).
Hatte keine Probleme mit der Saugverwirrung, meine Tochter bekommt auch einen Schnuller.
Man kann die Milch auch mit nem Becher geben,hab ich aber keine Erfahrungen mit.Könnte auch von der Arbeit zum stillen zum Kind fahren,aber finde es besser es nicht zu tun,muss mich sonst ja zweimal am Tag trennen.
Hoffe ich konnte Dir etwas helfen
Siggi
Mitglied inaktiv - 24.01.2006, 06:45