Liebe Biggi,
mein Sohn ist jetzt 6 1/2 Monate alt und wurde bis gestern voll gestillt. Gestern haben wir angefangen, ihm Beikost zu geben (einige Löffel Karotte).
Ich möchte ihn gerne mindestens noch 6 Monate stillen. Allerdings werde ich ab November wieder halbtags arbeiten. Mein Sohn wird dann halbtags in einer Kindestagesstätte sein. Die Eingewöhnung werde ich mit ihm ab Anfang Oktober machen.
Nun meine Frage: Ich möchte ihn am liebsten auch während der 4 Stunden in der KiTa mit Muttermilch versorgen können und auf künstliche Babymilch verzichten. Wenn ich Milch abpumpe (ich habe das elektrische Doppelpumpset von Medela), kommt allerdings sehr wenig Milch aus der Brust raus. Ich mache mir deshalb Sorgen, daß ich keinen ausreichenden Milchvorrat anlegen kann bzw. ab November bei der Arbeit nicht genügend Milch abpumpen werde.
Hast Du einen Tip, wie ich es doch noch schaffen könnte, ausreichend Milch abzupumpen? Sollte ich eine Stillberaterin vor Ort um Rat bitten? Meine PLZ ist: 53129.
Vielen Dank für Deine Hilfe.
Liebe Grüße
Gina
Mitglied inaktiv - 26.08.2002, 22:29
Antwort auf:
Arbeiten und Abpumpen
Liebe Gina,
kaum eine Frau ist in der Lage sich an die Pumpe zu setzen und sofort große Mengen Milch abzupumpen, selbst wenn sie eine gute Pumpe zur Verfügung hat (und schon gar nicht, wenn sie zuvor keine ausführliche Pumpberatung erhalten hat und da hapert es in der Regel oft schon ganz gewaltig. Meist bekommt die Frau die Pumpe in die Hand gedrückt und dazu den Satz „Gebrauchsanweisung liegt bei"). Es ist sogar die Regel, dass bei den ersten Pumpversuchen nur wenige Milliliter oder sogar gar nichts heraus kommt.
Es gibt sogar Frauen, mit absolut reichlicher Milchmenge, die beim Abpumpen keinen einzigen Tropfen Milch gewinnen können, denn nicht jede Frau ist in der Lage sich mit dieser Maschine zu arrangieren.
Wende dich doch bitte an Frau Monika Kehl (Tel.: 0228-324700), sie kann dir helfen und evtl. auch zeigen, wie Du mit der Hand ausstreichen kannst, wenn es mit dem Pumpen gar nicht klappen sollte.
Ich gebe dir jetzt ein paar Tipps zum Abpumpen: Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist neben einer Pumpe, die zu dir passt, das Auslösen des Milchspendereflexes. Eine Pumpe ist eine Maschine und nicht dein weicher, kuscheliger und wohlriechender kleiner Sohn.
Sie löst nicht die gleichen Gefühle in der aus wie dein Baby und dein Körper muss erst lernen auf die Pumpe mit einem Milchspendereflex zu reagieren. Um den Milchspendereflex auszulösen, kannst Du einige der folgenden Methoden der physischen und psychischen Stimulation einsetzen:
Abpumpen in einer vertrauten und angenehmen Umgebung, vielleicht immer am gleichen Platz, im gleichen bequemen Sessel (ideal wäre ein Stuhl, der deine Arme in einer bequemen Haltung stützt und es dir ermöglicht den ganzen Körper zu entspannen).
Störungen so gering wie möglich halten. Du solltest z.B. das Telefon aushängen, etwas entspannende Musik anschalten und alles was Du brauchen könntest bei der Hand haben. Dazu können ein Glas Wasser oder Saft, ein gesunder Imbiss oder etwas zu lesen gehören.
Einhalten eines Rituals vor dem Abpumpen. Das Einhalten eines bestimmten Ablaufs vor dem Abpumpen, kann deinen Milchspendereflex anregen und auch als psychologischer Auslöser dafür wirken. Einige der folgenden Vorschläge können eventuell auch dir helfen:
Wärmeanwendungen auf den Brüsten, entweder trocken oder feucht. Dazu können feuchte, warme Kompressen oder ein Heizkissen verwendet werden, oder aber Du duschst warm.
Da Wärme entspannend wirkt, solltest Du dir eine Decke oder eine Jacke über die Schultern legen, oder sich in die Nähe einer Heizquelle setzen.
Sanfte Brustmassage, entweder in der Dusche oder direkt vor dem Abpumpen. Das hilft besonders dann, wenn Du angespannt bist.
Brustwarzenstimulation, durch sanftes Reiben oder Rollen der Brustwarzen.
Fünf Minuten Entspannung. Die Anwendung der Atemübungen aus der Geburtsvorbereitung oder einfach nur ruhiges Dasitzen und sich dabei etwas Angenehmes vorstellen (einen warmen Sandstrand mit Wellen, die ans Ufer plätschern, ein Gebirgsbach oder eine tropische Brise).
Das Abpumpen mehrmals unterbrechen um die Brust zu massieren. Es sollte möglich sein, den Milchspendereflex mehrfach stimulieren, indem Du das Abpumpen nach etwa zehn Minuten unterbrichst, deine Brust massierst und dann wieder pumpst. (Bei der La Leche Liga Deutschland kannst Du das Infoblatt „Die Marmet-Methode“ über das Handausstreichen und Massieren der Brust bestellen)
Rhythmische Bewegungen beim Abpumpen um das Saugverhalten des Babys nachzuahmen.
Beim Saugen übt das Baby einen sanften, rhythmischen Druck auf die Milchseen aus während es einen Sog aufbaut. Um deinen Milchspendereflex möglichst wirkungsvoll anzuregen, solltest Du versuchen, das Saugverhalten deines Babys an der Brust nachzuahmen.
Du wirst nicht alle o.g. Vorschläge verwirklichen können, such dir das aus, was Du für dich als angenehm und gut empfindest.
Ich hoffe, der lange Text hat dich nicht erschreckt.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 27.08.2002