Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

So viel Milch aber er wird nicht satt!

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: So viel Milch aber er wird nicht satt!

Mitglied inaktiv

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Hallo! Ich habe ein großes Problem, weil ich einfach keine Lösung finde. Mein Kleiner ist heute genau 4 Wochen alt. Im Krankenhaus hat alles gut geklappt. Doch als wir dann zu Hause waren fing er an nach dem Stillen ganz unruhig zu sein. Ich habe mich an die Vorgaben des Krankenhauses gehalten und jede Seite 15 Minuten angelegt. Er hatte immer noch Hunger. In einem panischen Anfall haben wir dann PRE Nahrung gekauft und zugefüttert. Es waren dann nach dem Stillen immer so um die 50 - 60 ml die er noch verputzt hat. Jetzt stille ich ihn immer 30 Minuten an einer Seite und gebe ihm danach die Flasche. Manchmal ist diese dann komplett leer. Nach 1 Stunde Brust (habe ich auch schon ausprobiert) ist er zwar müde, schläft aber mit Müh und Not ein und ist nach 30 Minuten wieder wach und hat wieder Hunger. An der Milch kann es nicht liegen, da sie in Hülle und Fülle fließt. Beim Abpumpen kommen locker 150 ml zusammen. Was soll ich tun? Weiter stillen? Abstillen? Zufüttern? Der Kleine gedeiht prima. Die Windeln sind voll. Nach einer Still/Flaschenmahlzeit schläft er 3- 3 1/2 Stunden durch. Bitte um Rat


Biggi Welter

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Liebe Neda, es ist normal, dass ein Stillkind oft gestillt werden möchte! Zunächst einmal gibt es keinen Grund, dass Du zwischen zwei Stillzeiten einen Mindestabstand einhältst. Es ist ein Ammenmärchen, dass ein Mindestabstand notwendig ist, um Bauchprobleme zu vermeiden oder sie zu beseitigen. Es gibt keinen Beweis, für die "Frische Milch auf halbverdaute Milch" Theorie. Irgendjemand hat damit angefangen zu behaupten, dass dadurch Probleme entstünden und seither geistert diese Theorie durch Deutschland und im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen.. Interessanterweise sagen aber selbst die Anhänger dieser Theorie, dass bei einem Wachstumsschub selbstverständlich häufiger angelegt werden darf und muss. Alle Stillexperten propagieren das Stillen nach Bedarf und ohne irgendeinen Mindestabstand. Muttermilch ist außerdem innerhalb von längstens 60 bis 90 Minuten vollständig verdaut. Lege dein Kind an, wenn es nach der Brust verlangt, ganz gleich ob die letzte Stillzeit vier Stunden oder eine Viertelstunde her ist. (Den Abstand zwischen zwei Stillzeiten berechnet man übrigens vom Beginn des letzten Anlegens bis zum Beginn des nächsten Anlegens). Verwendest Du einen Schnuller, um das Stillen hinauszuzögern? Wenn ja, dann kann es sein, dass wir schon die Ursache für das Stillverhalten gefunden haben. Das Saugen an einem künstlichen Sauger (und dazu gehören auch Beruhigungssauger) hat eine ganz andere Technik als das Trinken an der Brust. Versucht ein Kind an der Brust mit dieser Technik zu saugen, dann bekommt es weniger oder sogar gar keine Milch und ist verständlicherweise frustriert. Lass deshalb alle künstlichen Sauger weg, falls Du welche verwendest. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Es ist sehr wichtig, dass das Baby korrekt angelegt ist und richtig saugt. Ein gut angelegtes Baby, das korrekt saugt schluckt weniger Luft beim Trinken und Luft, die nicht verschluckt wird, muss auch nicht wieder nach oben befördert werden. Blähungen sind leider in vielen Fällen durch eine nicht richtige Anlegetechnik und/oder ein falsches Saugen des Babys verursacht (und damit können wir wieder bei obigem Punkt mit den künstlichen Saugern sein). Ein Baby, das länger hingehalten wurde, trinkt in der Regel auch nicht gut an der Brust, so dass wir auch hier wieder bei einem Problem sind, das "hausgemacht" ist. Es ist deshalb auch immer wieder schade, dass Mütter mit solchen Ratschlägen wie dem des Mindestabstands verunsichert und zu neuen Problemen gebracht werden. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Ich denke es wäre wirklich gut, wenn Du dich mit einer Stillberaterin in deiner Nähe in Verbindung setzen würdest. Sie kann dir ganz gezielte Tipps geben und dir vor allem auch zeigen, wie Du siehst, ob dein Baby richtig angelegt ist und gut saugt. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächste LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi! Vielen Dank für die Antwort. Jetzt bin ich etwas schlauer geworden und werde versuchen ihn ausschließlich zu stillen. Mal sehen, ob das klappt. Meine Postleitzahl ist die 56... Wäre toll, wenn du mir da noch mehr Infos geben könntest. Liebe Grüße


Biggi Welter

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? Liebe Neda, Frau Ruth Striegler Tel.: 06725-308484 weiß genauer, wer die nächstgelegene LLL-Stillberaterin ist. Einfach bei ihr anrufen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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