Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillkind wird nicht satt, Milch nicht nahrhaft

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillkind wird nicht satt, Milch nicht nahrhaft

Nastijas

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Guten Abend, ich habe eine kleines Stillproblem. Mein Sohn ist jetzt 23 Tage alt und hat in den letzten 9 Tagen nur 70gr zugenommen. Hinzu kommt, dass er in den vergangen 7 Tagen immer unentspannter wurde. Er schlief beim Stillen zwar ein, aber man konnte ihn nicht ablegen, wachte schnell wieder auf und sollte an die Brust. Er ließ sich auch jeden Tag schlechter beruhigen und schrie oft andauernd. Wir stillen nach Bedarf ca. alle 2,5 Stunden, man hört ihn auch ordentlich schlucken und er spuckt auch viel. Ich habe einen starken Milchspendereflex und hatte eigentlich ein gutes Gefühl bei meiner Milchmenge. Wir haben jeden Tag 5-8 volle Windeln, jedoch ist der Stuhl nach wie vor grün. Mein Sohn sucht durchgehend nach einer Brust, egal bei wem und ist nur durch die Brust zu beruhigen. Meine Hebamme und ich haben auf Grund der „schlechten“ Laune und der geringen Zunahme entschieden, morgens und abends 30ml zuzufüttern und da war er wieder, mein entspannter Sohn. Ich hadere derzeit etwas mit dem Babyblues und meine Hebamme meint, dass auf Grund des Stresses und der Sorgen, meine Milch nicht nahrhaft genug ist. Nun meine beiden Fragen: 1. Ist grüner Stuhl und Unentspanntheit ein Indiz für Hunger? Bekommt er nicht genug „fette Milch“ 2. Kann es sein, dass sich Angebot und Nachfrage erst einpendeln müssen und meine Milch tatsächlich erst noch fettreicher werden muss? Ich kann es mir leider nicht leisten einen Stillmarathon zu machen, da ich noch ein Große zuhause habe. Aber derzeit versuche ich sooft wie möglich, ihn jeweils 20 Minuten an jeder Brust zu lassen.


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Liebe Nastijas, unmittelbar nach der Geburt steht dem Kind das Kolostrum zur Verfügung, das sich dann in die Transitorische Milch (Übergangsmilch) und schließlich nach in die Reife Muttermilch umwandelt. Bei etwa 50 % der Frauen ist der Übergang in die Reife Muttermilch nach zehn Tagen abgeschlossen bei den restlichen Frauen dauert es ein paar Tage länger. Bis zum eindeutigen Beginn der Abstillphase verändert sich die Milch nun nur noch in Bezug auf den Gehalt der Antikörper, der zu verschiedenen Phasen (z.B. wenn das Baby zu Krabbeln beginnt und damit mehr Kontakt zu Keimen hat) erhöht. Das Aussehen des Stuhlgangs ist nicht von Bedeutung, solange es dem Kind gut geht. Der Stuhlgang eines voll gestillten Kindes kann in der Farbe von gelb über gelblich grün bist hin zu bräunlich variieren und auch die Konsistenz kann unterschiedlich sein, meist eher flüssig als fest. Sehr oft sieht Muttermilchstuhl aus wie gelber Hüttenkäse. Und solange das Kind gut gedeiht ist es nicht von Bedeutung, wie der Stuhl aussieht. Wenn ein Baby allerdings so zögernd zunimmt, sollte erst einmal die Anlegetechnik überprüft werden, um zu sehen, ob das Kind effektiv saugt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat! Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Wie oft wird Euer Baby denn gestillt in 24 Stunden? Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollte Deine Frau das Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kann sie es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legt sie das Baby an und stillt es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmt sie es sanft von der Brust und lässt es aufstoßen, streichelt seine Fußsohlen oder massiert es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Deine Frau es wieder etwas ermuntert hat. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss „mit Zubehör“ stehen, sonst müsst Ihr das Zubehör selbst zahlen). Außerdem solltet Ihr Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die Deine Frau und Dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass sie korrekt anlegt und dass Euer Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass das Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann Euch nicht sehen. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi


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