Schwangerschaft und Stillen/ an Alle

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Schwangerschaft und Stillen/ an Alle

Hallo alle zusammen, habe vor 12 Wochen einen Sohn bekommen, den ich voll stille. Würde ihn gerne so lange stillen, wie er Lust dazu hat. Habe mir mal so 1 Jahr vorgestellt. Mein Mann und ich wünschen uns jetzt noch ein Kind, weshalb ich nicht verhüte. Kann ich dann trotz Schwangerschaft ohne Probleme weiter stillen. Sollte ich noch Stillen bis und Geburt des nächsten Kindes, wo bleibt dann die so wichtige Vormilch für den Neuankömmling. Die Milch ist ja dann schon da. Wer hat darin schon Erfahrung? Lieben Dank für alle Antworten, Gruss Martina

Mitglied inaktiv - 27.05.2003, 15:52



Antwort auf: Schwangerschaft und Stillen/ an Alle

? Liebe Martina, auch in der Stillzeit ist eine Empfängnis nicht restlos ausgeschlossen. Stillen als empfängnisverhütende Maßnahme funktioniert nur, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind: • Die Monatsblutung hat noch nicht wieder eingesetzt (keine vaginalen Blutungen nach dem 56. Tag nach der Geburt) und • Es wird weder regelmäßig zugefüttert, noch wird ein längerer Zeitabstand als vier Stunden während des Tages und sechs Stunden während der Nacht zwischen zwei Stillmahlzeiten eingehalten (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der darauf folgenden Mahlzeit gerechnet) und • das ist Baby jünger als sechs Monate. Diese Laktations-Amenorrhöe-Methode (LAM) genannte Methode zur Empfängnisverhütung wurde am Institut für Reproduktive Gesundheit an der Universität von Georgetown (1994) entwickelt. Dass LAM einen 98prozentigen Schutz vor Schwangerschaft während der ersten sechs Monate postpartum bietet, wurde seither ausgiebig getestet und die Wirksamkeit dieser Methode hat sich weltweit bestätigt. Gemäß den Richtlinien zur LAM hat eine Mutter eine Chance von weniger als zwei Prozent schwanger zu werden, wenn die oben genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Sobald aber nur einer dieser Punkte nicht mehr erfüllt ist, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine neue Schwangerschaft. Nun kann natürlich niemand sagen, ob Sie zu den zwei Prozent gehören, denn diese Statistik lässt natürlich keine Aussage für den Einzelfall zu. Eine erneute Schwangerschaft während der Stillzeit ist kein Abstillgrund. Es gibt keine bewiesenen Risiken für Mutter oder ungeborenes Kind, wenn die Mutter während der gesund verlaufenden Schwangerschaft stillt. Gebärmutterkontraktionen, die beim Stillen auftreten können, sind ein normaler Teil der Schwangerschaft. (Die Stimulation der Brustwarzen verursacht die Ausschüttung geringer Mengen des Hormons Oxytozin, das wiederum Kontraktionen der Gebärmutter und der Milchbläschen in der Brust verursacht, daraufhin zielt wohl die Bemerkung Ihres Arztes). Auch während des Geschlechtsverkehrs, den die meisten Paare auch während der Schwangerschaft weiterhin haben, kann es zu Gebärmutterkontraktionen kommen. Selbst wenn einige stillende Mütter stärkere und häufigere Kontraktionen während der Spätschwangerschaft spüren, scheinen diese keine Gefahr für das ungeborene Baby im Verlauf einer normalen Schwangerschaft darzustellen. Eine Studie ergab, dass Stillen keine negativen Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft zu haben scheint (Moscone und Moore, 1993). Es ist möglich während der gesamten Schwangerschaft weiter zu stillen und nach der Geburt des nächsten Babys beide Kinder zu stillen (das wird Tandemstillen genannt). Viele Kinder stillen sich allerdings im Laufe der erneuten Schwangerschaft ab. Das kann an dem veränderten Geschmack der Milch liegen. Es lässt sich jedoch nicht vorhersagen, ob sich ein Kind abstillen wird oder nicht. Bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf schadet das Stillen nicht. Sie sollten allerdings auf eine gute und ausgewogene Ernährung achten, um Mangelerscheinungen bei sich selbst zu vermeiden. Ein gut ernährte Mutter sollte keine Schwierigkeiten haben, sowohl das ungeborene Baby als auch das gestillte Kind, wenn es älter als ein Jahr ist, ausreichend zu versorgen. Aber es ist wichtig, dass sie angemessen zunimmt, gesund und nahrhaft isst und genügend Zeit zum Ausruhen hat. Bei manchen Müttern ist eine zusätzliche Kalorienaufnahme notwendig, wenn sie schwanger sind und gleichzeitig stillen. In der Schwangerschaft kann die Milchproduktion nachlassen und es ist nicht immer möglich sie mit den üblichen Methoden zur Steigerung der Milchmenge wieder zu erhöhen. Achte daher auf die Gewichtskurve von eurem Sohn. Wenn die Mutter während der Schwangerschaft weiterstillen möchte, gibt es nur wenige Gründe, dass sie es nicht tun dürfte. Medizinische Gründe während der Schwangerschaft abzustillen wären: • Schmerzen in der Gebärmutter oder Blutungen; • vorangegangene Frühgeburten; • ununterbrochener Gewichtsverlust der Mutter im Verlauf der Schwangerschaft. Dies tritt jedoch nur selten auf. Die Zusammensetzung der Muttermilch richtet sich immer nach dem jüngsten Kind, das heißt bis zur Geburt wird wieder Kolostrum gebildet. Der Milcheinschuss und die Umwandlung des Kolostrums in reife Muttermilch wird genau so verlaufen wie nach jeder Geburt. Allerdings werden Sie vermutlich von Anfang an mehr Milch haben, da ja der Große die Milchbildung mit anregt und der Milcheinschuss muss nicht mit prallen, gespannten Brüsten verlaufen, wie das oftmals der Fall ist, sondern kann eher schleichend sein. Bei Bedarf, wenn Ihr Baby die Brust nicht ausreichend leeren kann, kann dann Ihr Großer Sohn durchaus einspringen und auch etwas abtrinken. Wenn Ihr Sohn nur noch gelegentlich trinkt, müssen Sie nichts besonderes beachten. Trinkt Ihr Sohn allerdings noch recht häufig (oder will er nach der Geburt plötzlich wieder deutlich häufiger trinken), dann empfiehlt es sich, dass Sie dem Baby den Vorrang einräumen und es zuerst anlegen. Es ist aber auch möglich beide Kinder gleichzeitig anzulegen. Die Milchmenge wird sich auf den Bedarf der beiden Kinder einstellen. Im Normalfall müssen Sie auch keine besonderen Regeln wegen der Hygiene einhalten. Außer bei einer Soorinfektion oder wirklich hochinfektiösen Erkrankungen, genügt die normale Körperhygiene und die Kinder können auch wechselseitig an beiden Brüsten gestillt werden. Kolostrum wirkt abführend. Deshalb kann es vorkommen, dass Ihr älteres Kind - vor allem, wenn es noch recht viel stillt - einen etwas loseren Stuhl bekommen kann. Sie sollten sich allerdings gut überlegen, ob Sie wirklich zwei Kinder in so kurzem Abstand wollen, denn schwanger sein und gleichzeitig ein Baby zu versorgen und dann zwei Kinder unter zwei zu haben, kann eine sehr große Anstrengung bedeuten. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 28.05.2003



Antwort auf: Schwangerschaft und Stillen/ an Alle

Hallo!!! Genau diese Fragen hatte ich auch mal. Aber glaubst Du denn eigentlich, daß Du schon wieder schwanger werden kannst? Ich stille jetzt seit 7 Monaten und hatte meine Tage bisher noch nicht. Zwar ist Stillen keine zuverlässige Verhütung aber ich denke, meistens hilfts doch, so daß sich Deine Fragen von alleine lösen... Alles Liebe!

Mitglied inaktiv - 28.05.2003, 13:43



Antwort auf: Schwangerschaft und Stillen/ an Alle

Hallo Martina, ich kenne nicht Ihre persönlichen "Lebensumstände" von wegen Alter, bilogischer Uhr und so... :-))), weiß jedoch von vielen Bekannten die ihre ersten Kinder bis zur Geburt der zweiten - tw. sogar darüberhinaus auch Tandem - gestillt haben... ...es scheint zu funktionieren, wie auch immer die Natur es ermöglicht...(Biggi weiß bestimmt mehr!) Möchte nun aber mal auf das schnelle zweite Kind eingehen: wollen Sie Ihrem Körper eine so kurzfristige 2. Schwangerschaft denn tatsächlich zumuten? Meine beiden sind 22 Monate auseinander und ich kann Ihnen sagen, dass es tw. Streß puuuur ist, denn schließlich muß man ja beiden Zwergen gerecht werden! In der 2. Schwangerschaft hatte ich beispielsweise Probleme mit vorzeitigen Wehen, war länger im Krankenhaus und musst meinen Sohn dann mehr oder weniger anderen (meinem Mann, einer fremden Familienpflegerin, Bekannten u.s.w.) überlassen. Das war für mich auch ein sehr großes "Kopf-Problem"! Ich kann Ihnen natürlich weder zu- noch abraten - das muß jeder für sich entscheiden! - es wäre m. E. jedoch vielleicht sinnvoll einen etwas größeren Abstand (vielleicht ein Jahr dazwischen) einzuhalten, denn auch Ihr Körper muß eine irre Höchstleistung vollbringen... schwanger, stillen, parallel dazu wieder schwanger, weiterstillen, der/die eine kann vielleicht noch nicht laufen (unser Sohn hat erst mit 18 Mo begonnen), dann muß man schwanger auch das erste Kind noch herumtragen und nach der Entbindung womöglich zwei... Nichts für ungut, wollte nur meinen Gedankengang dazu übermitteln und kann, wie schon gesagt, Ihnen werde zu- noch abraten... Egal wie Sie sich entscheiden: alles Gute für den gemeinsamen Weg! Viele Grüße Ulrike PS wir möchten auch noch ein drittes Kind, aber für mich steht fest, dass die Zweite dann schon fast drei Jahre sein wird. Nochmals ein so kurzer Abstand kommt für mich nicht mehr in Frage...irgendwie kann man die Entwicklung der Kinder - so finde ich - dann gar nicht so recht geniessen und mitverfolgen.

Mitglied inaktiv - 28.05.2003, 14:36



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