Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schlafen - Zwillinge

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schlafen - Zwillinge

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Liebe Biggi, meine Zwillinge sind jetzt fast sechs Monate alt und werden noch voll gestillt, was auch kein Problem ist. Das Problem ist -du kannst es vielleicht nicht mehr hören- die Nächte. In guten Nächten stehe ich drei vier mal auf in schlechten stündlich. Ich stille die Kinder einzeln und jedes kommt natürlich zu unterschiedlichen Zeiten. Ein Kind schläft jetzt schon seit Wochen bei uns im Bett,das andere Kind allein in seinem Zimmer, was mir natürlich ein schlechtes Gewissen macht, aber ich weiß nicht, wie ich mit zwei Kindern im Bett schlafen soll. Natürlich höre auch ich von allen Seiten, ich soll zufüttern, dann würden sie auch schlafen und wenn das von Mutter oder Schwiegermutter kommt, kann man ja auch leicht sagen, die wissen es halt nicht besser, aber ich höre es auch immer von anderen Müttern, die sicherlich nicht schwindeln, also muss da doch auch etwas dran sein? Ich fühle mich mittlerweile wie ein Zombi, meine ganze Lebensfreude geht langsam den Bach runter und letzten Endes bekommen das ja auch die Kinder zu spüren. Eine permanent übermüdete Mutter macht halt nicht so gern den ganzen Tag Faxen oder geht lange spazieren. Ich muss dazu sagen, dass ich durchaus Hilfe im Haushalt habe, meine Zeit kann ich schon fast ausschließlich den Kindern widmen. Tagsüber schlafen ist auch nicht, weil sie wenig und nie gleichzeitig schlafen. Ich will jetzt langsam mit der Beikost beginnen, kann man da vielleicht etwas mit erreichen, z.B. etwas Kartoffelbrei zum Abendbrot? Im Grunde kenne ich ja deine Antwort, aber gibt es wirklich keine Hilfe?


Biggi Welter

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? Liebe Paulina, Zwillinge sind eine besondere Herausforderung und die Belastung einer Mutter von Zwillingen ist nicht einfach doppelt so anstrengend, wie bei einem Einling, es ist deutlich mehr. Diesen Punkt müssen sich sowohl die Zwillingsmutter als auch die Menschen in ihrer Umgebung unbedingt immer wieder vor Augen führen. Es ist schon einmal sehr gut, dass Du Hilfe im Haushalt hast, doch hast Du auch einmal Zeit für dich? Ich weiß, dass es mit zwei Babys gleichzeitig um ein Vielfaches schwieriger ist, einmal für eine halbe Stunde oder Stunde nur für sich selbst etwas zu tun, als mit nur einem Baby (wo es manchmal auch schwierig sein kann), doch es ist machbar, wenn Du etwas Unterstützung hast. Das ist der Punkt, an dem ich ansetzen würde. Schau, dass Du mindestens zwei bis drei Mal pro Woche Zeit für dich ganz alleine hast. Was Du mit dieser Zeit machst, ob Du spazieren gehst, joggst oder dich mit einem Buch und einer Tasse Tee in die Badewanne legst oder mit einer Freundin in einem Cafe in aller Ruhe ein Stück Kuchen isst, das weißt Du selbst am besten. Sport zu treiben klingt auf den ersten Blick anstrengend, wo Du doch sowieso schon sooo müde bist, doch es hilft ungemein, um sich besser und weniger müde zu fühlen, mehr Energie zu haben, wenn frau sich aufraffen kann und regelmäßig Sport treibt. Es gibt nicht nur die Lösung mit beiden Kindern in einem Bett zu schlafen oder ein Kind mit im Bett und das andere im Kinderzimmer alleine. Wie wäre es mit einer zusätzlichen Matratze neben deinem Bett für ein Kind und das andere Kind bei dir (ihr könnt dann je nach Situation entscheiden, welches Kind wo schläft). Oder ein an dein Bett angestelltes Babybett (einseitig das Gitter abschrauben), dessen Matratze auf die gleiche Höhe gebracht wird wie deine, so dass Du immer ein Kind (eventuell sogar beide) in das Kinderbett „schieben". Die „Radikallösung" könnte sein, dass ihr euer Bett abbaut und nur mehr die Matratzen auf den Lattenrosten auf den Boden legt, noch mindestens eine Matratze daneben legt und so eine große Liegefläche mit Platz für alle habt. Leider ist es nicht nur so, dass (Schwieger)Mütter mit dem Argument kommen „Fütter zu, dann schläft das Kind". Auch jüngere Mütter erzählen so etwas und das sogar, wenn es nicht stimmt! Leider wird gerade beim Thema Schlaf sehr oft die Wahrheit „geschönt". Ich habe schon mehr als einmal die folgende Situation während der Vorstellungsrunde in der Stillgruppe erlebt: „Ich bin die Maria und das ist mein Sohn Simon. Simon ist jetzt fast sechs Monate alt und schläft durch, seit er mit vier Monaten Beikost bekommt". Die nächste Frau stellt sich und ihr Baby vor, die übernächste und noch eine. Während sich die letzte Frau der Runde vorstellt, beugt sich Maria zu ihrer Sitznachbarin herüber und sagt ganz leise „Ich bin so erledigt, letzte Nacht hat Simon mich sechs Mal aus dem Bett geholt und so geht das jetzt schon seit Wochen" Ihrer direkten Nachbarin konnte Maria leise sagen, wie es tatsächlich aussieht, doch in die Runde hinein, konnte sie es einfach nicht. Warum? Wenn heute eine Familie ein Baby bekommt, wird fast immer nach einigen Wochen gefragt „Und schläft es schon durch?" Doch kaum jemand fragt „Lacht dein Kind dich schon an?" oder „Wart ihr schon gemeinsam mit dem Baby auf einen gemütlichen Abend beim Italiener um die Ecke?". Oberstes Ziel ist es offensichtlich, dass ein Baby so schnell wie möglich durchschläft, alle anderen Dinge scheinen hinter diesem Ziel zurückzustehen und es wird als Leistung der Mutter/Eltern angesehen, wenn ihr Baby möglichst früh durchschläft. Schläft das Baby nicht „durch", dann - so die Ansicht vieler Menschen - haben die Eltern sicher etwas falsch gemacht (schließlich gibt es ja genug Bücher, in denen drin steht wie das geht). Da niemand zugeben will, dass er „versagt" hat, wird also irgendwann einfach erzählt, dass das Kind schläft und die Bemerkungen zum Thema Schlaf von anderen erledigen sich. Das ist die eine Möglichkeit. Die andere sieht so aus, dass tatsächlich einmal ein Baby nach der Gabe von Brei oder auch einer Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung länger schläft. Ob das nun tatsächlich auf die Nahrung zurückzuführen ist oder einfach Zufall war, dass das Kind just ab diesem Tag eine Phase mit längerem Schlaf begonnen hat, lässt sich nicht sagen, doch für die Mutter steht fest: Das Füttern hat geholfen. Diese Mutter wird selbstverständlich den Tipp weitergeben. Wacht ihr Kind nach zwei Wochen oder zwei Monaten dann nachts wieder regelmäßig auf (trotz Beikost), dann wird sie viele Erklärungen finden (die zwei Wochen oder zwei Monate vorher genau so zutreffend gewesen wären). Wenn Du den Eindruck hast, dass deine beiden Kinder (oder vielleicht auch erst eines davon) jetzt so weit sind, dass sie Beikost wollen und brauchen. Dann fang mit der Beikost an, doch erwarte dir keine Wunder. Probier aber nach Möglichkeit zunächst während des Tages aus, wie sie auf die feste Kost reagieren und erst, wenn Du weißt, dass sie ein Nahrungsmittel vertragen, sollte es am Abend gegeben werden. Auf diese Weise verringerst Du das Risiko, dass eventuelle Unverträglichkeitsreaktionen in die Nacht fallen. Ich wünsche dir bald ruhigere Zeiten und denke wirklich an DICH und suche dir deine Nischen zum Auftanken. LLLiebe Grüße Biggi


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