Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

schlafen - wann endlich die ganze nacht?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: schlafen - wann endlich die ganze nacht?

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unsere tochter ist fast 11 monate alt. trinken will sie fast nur an der brust, wasser aus der schnabeltasse ist akzeptiert, milch aus welchem behaelter auch immer wird abgelehnt. essen will sie vorzugsweise, was die anderen (eltern ind bruder) essen, nicht so gerne die glaeschen. in der spielschule scheint sie, was das essen angeht, keine probleme zu machen. unser problem ist, dass wir 4 personen plus ein (ruhiger) hund in einem 1-raum-haus leben. daher kann ich Celena nicht nacht etwas schreien lassen, damit sie lernt, selber einzuschlafen. sie trinkt fast jedesmal, wenn sie aufwacht, was ungefaehr alle 1 1/2 bis 2 stunden ist. mein aelterer sohn (3 jahre) scheint nicht aufzuwachen, aber in der vorschule sagt man, dass er am mittagstisch fast einschlaeft, d.h. es laesst sich vermuten, dass die naechtlichen stoerungen von seiner schwester eine einfluss auf seine schlafqualitaet hat. er hat ungefaehr 11 stunden nacht"ruhe" und gute 2 stunden mittagsschlaf. welche moeglichkeiten gibt es, celena zum durchschlafen zu bringen? dadurch, dass ich mittlerweile sehr erschoepft bin und durch schlafmangel sehr gereizt, negativ und depressiv bin, wuerde ich gerne mit dem stillen aufhoeren. aber wie? und wenn, wie schaffe ich es ohne schlechtes gewissen meiner tochter gegenueber.


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? Liebe Christina, da ich selbst Mutter von drei Kindern bin und somit auch über einige Erfahrung mit Dreijährigen verfüge, halte ich es überhaupt nicht für erstaunlich, dass ein Dreijähriger nach einem Vormittag im Kindergarten oder der Vorschule beim Mittagessen so müde ist, dass er schier einschläft. Das ist wohl kaum ein sicheres Anzeichen dafür, dass der Nachtschlaf nicht erholsam genug war, sondern normal für ein Kind in diesem Alter, das einen ganzen Vormittag in einer Kindergruppe verbracht hat. Auch weiß ich aus der Erfahrung mit meinen Kindern, die im Familienbett schlafen bzw. geschlafen haben, dass die Unruhe eines Geschwisterkindes sie so gut wie nie gestört hat, im Gegenteil, selbst das lauteste Protestgeheul hat beim Geschwisterkind noch nicht einmal zu einem Zucken der Lider geführt. Offensichtlich haben Kinder einen speziellen „Filter" für die Geräusche um sie herum. Sie brauchen deshalb wohl kaum ein schlechtes Gewissen gegenüber Ihrem Sohn zu haben. Ich kann Ihnen keinen Rat geben, wie Sie Ihr Kind dazu bringen können, dass es mehr und länger schläft, denn dafür gibt es kein Patentrezept und die immer wieder empfohlenen Schlaftrainingsprogramme werden von Stillexperten einhellig abgelehnt. Es ist auch eher die Regel, denn die Ausnahme, dass ein Baby nicht durchschläft (was sich nebenbei bemerkt auch daran erkennen lässt, dass es eine Flut von „Ratgebern" gibt, die den Eltern Methoden versprechen, wie sie das Kind zum Durchschlafen „erziehen" können). In der Frage, ob ein Baby ab einem gewissen Alter nachts noch etwas zu essen (oder zu trinken) braucht, scheiden sich die Geister ganz gewaltig. Aber auch ältere Kinder haben nachts Hunger. Und eines sollte nicht vergessen werden: Stillen ist ja nicht nur Nahrung für den Körper, es ist viel mehr und es gibt unzählige Gründe, warum ein Kind nachts aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Sie die nächsten Jahre damit verbringen müssen, Ihr Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Sie es sich jetzt vorstellen. Und auch durchschlafen wird Ihr Kind dann, wenn es dazu reif ist. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wenn sie zu dem Schluss kommen, dass für Sie jetzt der Zeitpunkt zum Abstillen gekommen ist, dann stillen Sie ab. ABER: Keinesfalls sollten Sie sich ein Wunder vom nächtlichen Abstillen erwarten: es gibt keine Garantie, dass die Nächte dadurch ruhiger werden und Sie zu mehr Schlaf kommen werden. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können. Was ich als ein Problem sehe, ist Ihre eigene Erschöpfung. Vielleicht finden Sie etwas Unterstützung durch Ihren Partner, Mutter oder Schwiegermutter, eine Freundin oder auch einfach einen verantwortungsbewussten Teenager aus der Nachbarschaft, der gegen ein geringes Entgelt bereit ist, einmal mit dem Großen zu spielen oder auf den Spielplatz zu gehen oder einige Besorgungen für Sie zu erledigen. Sie leisten als Mutter Schwerstarbeit. Die Versorgung eines Babys ist Schwerstarbeit und wenn noch weitere Kinder dazukommen um so mehr. Deshalb ist jetzt weder die Zeit für spiegelnde Kachelwände und blitzende Fenster und auch nicht für mehrgängige aufwendige Menus. Lassen Sie den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Machen Sie den Tragetest. Bügeln Sie etwas und tragen Sie es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügeln Sie es nicht und tragen es für zehn Minuten. Dann vergleichen Sie: ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Kurz: beschränken Sie viele Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Sie auf diese Weise mehr Zeit für sich bekommen. Diese „gewonnene" Zeit können Sie dann dazu nutzen, sich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. TUN SIE ETWAS FÜR SICH!!!!!! LLLiebe Grüße Biggi Welter


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