Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schadet Langzeitstillen der Loslösung

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Schadet Langzeitstillen der Loslösung

Pumsi1980

Beitrag melden

Hallo Biggi, ich lese immer wieder, dass Langzeitstillen der Loslösung schadet bzw. das Kind sogar an die Mutter wieder zurückbindet (auch die Meinung von Dr. Posth aus dem Nachbarforum). Nun stille ich meinen Sohn 2,5 Jahre auch noch zum Einschalfen, d.h. einmal mittags, am Abend und evtl. in der Nacht zum weiterschlafen. Bisher fahren wir immer noch sehr gut damit, vor allem da das Stillen in dem frühen Morgenstunden uns oft ermöglicht bis 08.00 Uhr weiterzuschalfen :-). Ich muss allerdings schon zugeben, dass mein Sohn sehr an mir hängt. Vor allem, wenn anderes Kinder dabei sind, klebt mein Sohn an mir. In unsere Spielegruppe toben alle anderen Kinder umeinander und er sitzt am liebsten auf meinem Schoss. Das kann jetzt natürlich auch einfach Veranlagung sein...??? Aber trotzdem mache ich mir Gedanken... Wie war das denn bei Deinem Kind/Kinder...?? Ich habe auch schon gehört, dass vor allem langzeitgestillte Kinder besonders sicher gebunden und selbstbewusst sind. Aber wie gesagt, dass kann ich bei meinem Sohn leider noch nicht sagen. Auch daheim folgt er mir überall hin. Auch wenn ich dusche, schaut er mir lieber zu als alleine zu sein. Wie ist es denn von der Natur eigentlich gewollt? Dass sich Kinder selber abstillen oder dass die Mütter das Stillen beenden? In der Tierwelt beenden es ja auch die Mütter, oder? Danke für Deine Meinung!! Viele Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Pumsi1980, zwei Experten, drei Meinungen :-) Auch wenn einige Experten anderer Meinung sind: Stillen behindert NICHT die Loslösung. Oft wird einfach nur zuviel von unseren Kindern erwartet, und nicht berücksichtigt, dass jedes Kind einen ganz individuellen Reifeprozess durchmacht. Die Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs wissenschaftlich begründet. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Die Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde). Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase, aber dein Kind spürt jetzt deine Unsicherheit und das ist etwas, was Kinder extrem schlecht vertragen. Kinder brauchen Klarheit und Zweifel sowie Unsicherheit der Eltern verwirren sie und beeinflussen ihr Verhalten, so dass sie z.B. besonders klammern oder eben sehr lange und häufig an der Brust trinken. Das Problem ist nicht das Stillen - das in diesem Alter außerdem noch vollkommen normal ist, denn statistisch gesehen findet ein selbstbestimmtes Abstillen meist irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag statt - sondern der Druck, der von außen auf einer Mutter lastet. Im Grunde geht es darum: Was hältst DU für das richtige, welcher Ansatz fühlt sich für dich und dein Kind besser an? Wenn dein Kind anhänglich ist, dann doch deshalb, weil es dich braucht. Unsere Erfahrung zeigt: Je uneingeschränkter diese Bedürfnisse befriedigt werden, desto leichter fällt es einem Kind loszulassen. Vielleicht, wenn der bisherige Weg nicht gefruchtet hat, probierst du mal das genaue Gegenteil: Schenk deinem Sohn noch mehr Nähe, als er einfordert. Trage ihn, wann immer es geht. Kuschel ihn an, wenn er gerade spielt, und nimm ihn mit, wann immer du kannst,, auf Toilette, in die Dusche, egal.... Es würde mich nicht verwundern, wenn er nach wenigen Tagen ganz anders drauf wäre. Ich habe das bei vielen Kleinkindern beobachten dürfen. LLLiebe Grüße, Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo! Ich habe gerade die Frage einer Mutter hier im Forum gelesen: Wird Milch schaden? Diese Frage habe ich mir schon selbst gestellt. Nicht wegen der gesundheitlichen Aspekte- bin überzeugt, dass es nicht schadet. Allerdings frage ich mich schon, ob das Langzeitstillen tatsächlich die Loslösung über den Vater erschwert. Dr. Posth nebenan ist d ...

Hallo Frau Welter, ich habe eine Empfehlung von Dr. Posth bekommen, mich mit meinen Anliegen an Sie zu wenden und sende Ihnen diese nachstehend, inklusive seiner Antwort, in der Hoffnung, Sie können mir weiterhelfen. Falls Sie noch mehr Auskünfte benötigen, schreibe ich Ihnen gerne noch einmal. Besten Dank vorab für Ihre Antwort!! Colette Sehr ...

Liebe Biggi, liebe Kristina, könnt Ihr mir mehr Infos zu der u. s. von Euch genannten Studie geben? Wann und wo wurde sie durchgeführt? Kann ich irgendwo im Internet nachlesen? Vielen Dank. Gruß Tanja der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjekt ...

Hallo Ihr Lieben, ich stille meine Tochter, 27 Monate alt, immer noch nach Bedarf. Der ist manchmal ziemlich gross, zumal sie zuletzt eine Magen-Darm-Grippe hatte. Das ist auch ok für mich, auch wenn es manchmal anstrengend ist. Meine Sorge ist die Loslösung. Sie war immer viel mit Papa zusammen, schon alleine deswegen, weil ich arbeiten musst ...

Hallo Biggi, ich stille meine 14,5 Monate alte Maus noch sehr viel. Eigentlich hat die feste Kost nie wirklich die Stillmahlzeiten ersetzt. Es gibt Zeiten, da isst sie 2 Mahlzeiten Festes und es gibt Tage, da nimmt sie nur ein paar Loeffel (sie bekommt inzwischen Familienkost, die sie auch gern probiert). Egal ob in Breiform, zum Abbeissen, selbst ...

Hallo! Ich stille meine 2,5 Jahre alter Tocher noch recht viel und habe auf Grund dessen wohl auch meine Periode noch nicht wieder. Nun möchte ich aber wieder schwanger werden und eigentlich nicht Abstillen müssen um eben schwanger zu werden. Gibt es einen anderen Weg den Zyklus anzukurbeln außer das Stillen zu beenden?  Für Hilfe wäre ich sehr ...

Liebe Stillberaterinnen, ich melde mich, da ich tatsächlich in den letzten Wochen (mal wieder) an meine Grenzen komme beim Thema stillen. Ich stille unseren Sohn seit mittlerweile 23 Monaten. Er ist absolut begeistert von der Brust. Wenn er von der Tagesmutter kommt, ist es das erste, was er möchte und auch sonst fordert er - auch tagsüber - se ...

Hallo,   ich würde gerne einmal Ihre Meinung zu meinem "Problem" haben.    Mein Sohn ist 2,5 Jahre alt und ich stille noch. 2-4 x am Tag und dann nachts je nach Bedarf.  bis jetzt habe ich keine Monatsblutung bekommen. Ich war nun bei meiner Gynäkologin und laut Ultraschall sind die Eierstöcke "bereit", die Gebärmutterwand ist jedoch ...

Liebe Biggi, ich bin seit Geburt meiner Kleinen (morgen nach ET 3 Jahre) ein Fan von dir. Ich habe viel im Forum gelesen während des ersten Lebensjahres meines Kindes, und sehr viel mitgenommen. Auch dass Langzeitstillen noch gesundheitliche Effekte hat. Ich weiß, dass es viele Meinungen gibt und man mit vielen konfrontiert wird. Mein Kind kam ...

Hallo Frau Welter, Ich bin Mutter eines 4,5 Jährigen. Er wird noch zum Einschlafen und Aufwachen gestillt und meistens 1 Mal in der Nacht. Tagsüber manchmal zur Mittagszeit. Ich selbst werde bald 47 Jahre alt und habe seit ein paar Wochen das Gefühl, dass meine Wechseljahre beginnen (Hitze/Kalt nachts und unregelmäßige Periode). Ist es be ...