Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Langzeitstillen- Loslösung

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Langzeitstillen- Loslösung

Mitglied inaktiv

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Hallo! Ich habe gerade die Frage einer Mutter hier im Forum gelesen: Wird Milch schaden? Diese Frage habe ich mir schon selbst gestellt. Nicht wegen der gesundheitlichen Aspekte- bin überzeugt, dass es nicht schadet. Allerdings frage ich mich schon, ob das Langzeitstillen tatsächlich die Loslösung über den Vater erschwert. Dr. Posth nebenan ist davon ja total überzeugt und rät den Frauen deshalb kurz nach dem ersten Geburtstag, abzustillen. Zur WHO- Empfehlung meit er, dass dazu wohl kein Entwicklungspsychologe befragt wurde. Grundsätzlich schätze ich die Beiträge von Dr. Posth sehr und finde auch seine Grundhaltung Kindern gegüber sehr positiv- was man ja nicht von allen Psychologen oder Pädagogen behaupten kann. Nur bzgl. des Stillens vertraue ich seinem Urteil nicht ganz. Obwohl ich recht dankbar bin, für dieses "Problem"- wenn es denn überhaupt eins gibt, überhaupt sensibel geworden zu sein. Deshalb haben wir versucht, gezielt Räume und Zeit für Vater und Kind zu schaffen- ich habe schon den Eindruck, dass unsere Kinder sich trotz Langzeitstillen gut loslösen bzw. losgelöst haben. Wie ist denn Eure Erfahrung mit LZS und Loslösung. Gibt es auch andere entwicklungspsychologische Untersuchungen oder Meinungen, was die Klienkindzeit betrifft? Sollten alle LZ- Stillenden sich des Problems bewußt sein- oder gibt es tatsächlich keines? Bin sehr gespannt auf die Antwort! Vielen Dank! Käsemoppel


Biggi Welter

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Liebe Käsemoppel, der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs bewiesen. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Diese Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde). Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase. Die neueste Verlautbarung der American Academy of Pediatrics ist übrigens seh eindeutig. Dort steht nämlich "There is no upper limit to the duration of breastfeeding and no evidence of psychologic or developmental harm from breastfeeding into the third year of life or longer". (Es gibt keine Obergrenze für die Stilldauer und keinen Beleb für Schädigungen hinsichtlich der Psyche oder der Entwicklung, wenn bis in das dritte Lebensjahr oder länger gestillt wird). Kennst Du den Artikel von E. Hormann ("Was - Du stillst noch?) schon? Wenn nicht, hänge ich ihn die gerne an. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo! Danke für die ausführliche und auch logische Beantwortung meiner Frage. Ja, ich kenne den Artikel von Elisabeth! Viele Grüße Käsemoppel


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