Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ruhigeren Schlaf etablieren und Einschlafstillen entwöhnen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Ruhigeren Schlaf etablieren und Einschlafstillen entwöhnen

RhaBarbara

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Hallo Biggi, Bisher war ich stille Mitleserin, nun brauche ich aber mal eine Experten Meinung, weil ich mittlerweile total unsicher bin und nicht weiß, ob ich von Grund auf irgendetwas falsch gemacht habe. Hier mal vorab meine Fragen: 1.) Was kann ich tun, damit mein Sohn nachts ruhiger und länger am Stück schläft? Hilft die Beikost Einführung? 2.) Wie kann ich ihn vom Einschlafstillen langsam entwöhnen und eine neue Einschlafroutine entwickeln? Hier nun mal ein paar Hintergründe zu meinen Fragen: Mein Sohn, aktuell 6,5 Monate alt (drei Wochen zu früh geboren), wird (noch) voll gestillt. Er ist ein schneller Trinker (5 Minuten, nur eine Brust), kommt dafür aber tagsüber alle 1,5 bis 2 Stunden (ich vermute zumindest, dass hier ein Zusammenhang besteht). Das ist tagsüber schon manchmal eine Herausforderung, aber noch ist es okay. Schwieriger wird es dann abends und nachts. Da ist es total chaotisch. Ich gehe immer mit ihm ins Bett, was ich aber bald ändern möchte (nur wie?-Frage 2). Je nachdem wann das letzte Nickerchen war ist das so zwischen 8 und 9 Uhr und stille ihn in den Schlaf. Das klappt manchmal gut und er schläft sofort ein, manchmal dauert es ewig. Das Problem ist aber, dass er sehr häufig nachts aufwacht und nicht mehr selbstständig in den Schlaf findet. Er schreit dann im Halbschlaf und wenn ich ihn in den Arm nehme, flippt er total aus. Da hilft dann oft nur die Brust zur Beruhigung. Das heißt aber für mich, alle 1-1,5 Stunden wach sein. Was kann ich denn tun, um diese Situation zu verändern? Er schafft es nämlich durchaus auch mal 4 Stunden zu schlafen. Welche Möglichkeiten gibt es denn, um ihn dabei zu unterstützen wieder weiter zu schlafen ohne ständiges Andocken? Und wie kann ich ihn vom Einschlafstillen entwöhnen? Hätte gerne mal wieder einen Abend für mich. Denn aufstehen danach ist fast nicht möglich, denn er schläft bei uns im Elternbett. Ach ja, er macht c.a. 3 Nickerchen am Tag und kommt damit auf c.a. 3 Stunden Schlaf tagsüber. Aufstehen tun wir meist gegen 7.30/8 Uhr. Tausend Dank schon mal vorab!


Biggi Welter

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Liebe RhaBarbara, Du machst NICHTS falsch und bist auch sicher NICHT schuld am Schlafverhalten deines Babys! Du könntest jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Die unruhigen Tage und Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Das Buch von William Sears, "Schlafen und Wachen", dass es z.B. über La Leche Liga Deutschland zu kaufen gibt, kann hier tatsächlich hilfreich sein. Nicht, dass es große Auswege aufzeigen würde, aber es erklärt, warum das so ist mit unseren Babys, und warum das auch ok ist. Allein das Wissen kann eine Mutter schon beruhigen, und ihr den Stress nehmen, sie hätte ihrem Kind etwas Verkehrtes antrainiert. Überlege dir auch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen und tausch dich dort mit den anderen Müttern aus. Vielleicht hast du sogar das Glück so wie ich vor Jahren, dass du dort Mütter oder eine Stillberaterin kennen lernst, die bereits ältere Kinder haben und du kannst miterleben, dass es sich lohnt noch etwas durchzuhalten. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. Liebe Grüße Biggi


RhaBarbara

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Liebe Biggi, Ich danke Dir sehr für Deine Antwort! Da fällt mir tatsächlich ein Stein vom Herzen. Kann es denn evtl auch sein, dass er vom Zahnen in der Nacht so Schmerzen hat? Denn das kenne ich so von ihm gar nicht. Sonst ist er nur etwas unruhig geworden und hat sich hin und her bewegt. Sobald ich ihn angedockt hatte und er satt war hat er dann aber einfach weiter geschlafen. Viele Grüße Barbara


Biggi Welter

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Liebe Barbara, das kann ich aus der Ferne leider nicht beurteilen..... Alles Gute Biggi


RhaBarbara

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Liebe Biggi, Danke Dir! Wir haben mittlerweile rausgefunden dass es wohl eine Kombination aus Überreizung, Übermüdung und Zahnen war. Nochmals lieben Dank!


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