Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

RTL gegen Langzeitstillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: RTL gegen Langzeitstillen

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Das kann ja wohl nicht wahr sein, oder?!?!? http://www.rtl.de/tv/tv_842942.php ""Brustiheia" nennt die viereinhalbjährige Emely es, wenn sie von ihrer Mutter gestillt werden will. Während andere Kinder in diesem Alter lieber Pommes oder Spaghetti essen wollen, schmiegt sich Emely lieber wie ein Säugling an Mamas Brust. Für Vera Risy ist das Stillen ihrer bereits viereinhalbjährigen Tochter nichts ungewöhnliches. Für Vera Risy ist Emely ein ganz normales Mädchen. Der einzige Unterschied zu vielen Gleichaltrigen: Emely schmeckt die Muttermilch einfach noch zu gut. Und solange das der Fall ist, soll Emely die Brust bekommen. Rein biologisch könnte Vera Risy noch mehrere Jahre stillen. Doch in ihrem Bekanntenkreis wird die Krankenschwester argwöhnisch beäugt. Deshalb muss Emely außerhalb der eigenen vier Wände auf Mamas Brust verzichten. Für Kinderärzte ist das Langzeitstillen nicht so harmlos, wie es scheint. Mütter die so lange ihr Kind an die Brust nehmen, können nicht loslassen. Beim Kind sind psychische Schäden wahrscheinlich, es kann sich nicht richtig entwickeln. Hinzu kommt, dass neueste Studien besagen: Wenn länger als ein halbes Jahr gestillt wird, erhöht sich sogar das Risiko für das Kind, Allergien zu bekommen. Bei Emely zeigt sich bislang noch kein erhöhtes Allergierisiko. Wie lange Vera Risy ihre Tochter Emely überhaupt noch stillen wird, weiß sie nicht. Schwer fallen würde ihr der Abnabelungsprozess auf jeden Fall. Natürlich bekommt Emely auch ganz normale, feste Nahrung. Doch für die Kleine geht nichts über Mamas Milch. " RTL ist so menschenverachtend!


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Liebe Sandra, dieses Thema geht zur Zeit wieder durch die Fernsehsender, bei SAT1 z.B. wurde das Thema besser gebracht und dort hat sich ein Arzt ganz anders geäußert :-). Es wird immer wieder behauptet, dass Stillen nach Bedarf und auch Langzeitstillen zu Abhängigkeiten führe oder gar der Sucht Vorschub leiste. Es ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Durch die Befriedigung der Bedürfnisse muss das Kind keinen Ersatz suchen und somit verringert sich die Suchtgefahr. Sucht bedeutet ja, dass ein Ersatz gesucht und verwendet wird, weil ein Bedürfnis nicht gestillt wurde. Der Gedanke, einem Kind die direkte Zuwendung denn Stillen ist ja nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern viel mehr zu entziehen und es dazu zu erziehen, sich an einem Objekt (z.B. Schnuller) die Ersatzbefriedigung zu suchen, führt möglicherweise dazu, dass das Kind auch später nach einem solchen Ersatzobjekt suchen wird. Wenn Du Näheres dazu wissen möchtest, wende dich an die Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen (um Frau Dr. Evelin Kirkilionis), Obere Dorfstraße 7 in 79400 Kandern. Unter anderem kannst Du dort Veröffentlichungen wie "Das Original anbieten bevor die Suche nach dem Ersatz beginnt" beziehen. Lass dich nicht verunsichern, dein Kind und Du genießen die Innigkeit beim Stillen und es gibt keinen Grund daran etwas zu ändern solange ihr beide euch damit wohl fühlt. Da die Studie Sears MR et al (2002). Long term relation between breastfeeding and development of atopy and asthma in children and young adults: a longitudinal study. Lancet 360: 901 07 einiges an Wirbel ausgelöst hat, haben sich zwei Stillberaterinnenkolleginnen damit befasst und einen Text dazu geschrieben, den ich unten anhängen werde. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die deutsche Zusammenfassung einer Studie aus Australien "Ausschließliche Ernährung mit Muttermilch während der ersten vier Lebensmonate reduziert das Risiko an Asthma oder Atopie zu erkranken" die unter www.evimed.ch/Downloadables/paed10stillenasthma.pdf zu finden ist. Es war übrigens auch sehr schön zu sehen, welche Schlagzeilen sich in der Presse (und im Videotext) aus dieser Studie ergeben haben. So lautete die erste Überschrift "Stillen schützt nicht vor Allergien", dann folgte "Stillen macht Kinder krank" und dies obwohl selbst M.R. Sears in seiner Studie eindeutig sagt, dass das Stillen nach wie vor die beste Ernährung für Säuglinge ist. LLLiebe Grüße, Biggi Hier noch ein Text zum Thema Allergien: Erneut ungerechtfertigte Verunsicherung der Familien zum Thema Stillen Seit einigen Tagen werden junge Familien wieder einmal verunsichert. Da bekannt ist, dass Stillen die beste Ernährung für Säuglinge ist und sowohl für Mütter und Kinder wichtige gesundheitliche Vorteile bietet, ist es uninteressant darüber zu berichten. Immer wieder kommt es jedoch zu Pressemitteilungen, wenn Studien zu belegen versuchen, dass Stillen doch nicht so gut sei. Umso wichtiger ist es, kritisch mit solchen reißerisch aufgemachten Mitteilungen umzugehen. Kritisches Lesen der Studien ist dringend erforderlich. In der aktuellen Mitteilung geht es um die Aussage "Stillen schützt nicht vor Allergien". Dazu folgendes: Die Studie von Sears (Sears MR et al (2002) "Long term relation between breastfeeding and development of atopy and asthma in children and young adults: a longitudinal study." Lancet 360: 901 07) findet keinen Zusammenhang zwischen dem Stillen und einem Schutz vor Allergien und Asthma und steht damit im Widerspruch zu einer ganzen Reihe von Studien wie sie zum Beispiel von Oddy (Oddy WH et al (2002) "Maternal asthma, infant feeding, and the risk of asthma in childhood." J Allergy Clin Immunol 110: 65 7) erst vor wenigen Monaten veröffentlicht wurden. Dabei ist einer der wichtigsten Punkte bei der Beurteilung dieser Studie der Punkt, wie "voll Stillen" definiert wurde. Sears vergleicht in seiner Studie Babys, die "mindestens vier Wochen gestillt wurden" mit Babys, die nicht oder kürzer als vier Wochen gestillt wurden. Dabei wurden jedoch nur 15 % dieser Babys "voll" gestillt, wobei der Autor auch Kinder, die in der Nacht oder im Krankenhaus künstliche Säuglingsnahrung erhielten als voll gestillt bezeichnet. Dies widerspricht der internationalen Definition von "voll stillen", da darunter verstanden wird, dass ein Baby nichts anderes als Muttermilch erhält. Außerdem werden in der Studie Kinder, die nach den ersten vier Wochen nicht mehr oder nur mehr teilgestillt wurden, in die Gruppe der "voll gestillten Kinder" aufgenommen, denn Sears nimmt das Alter von vier Wochen als Trennungspunkt. Oddy konnte in seinen Untersuchungen feststellen, dass Kinder, die vier Monate ausschließlich gestillt wurden (= voll gestillt nach internationaler Definition) im Alter von sechs Jahren seltener an Asthma litten als Kinder, die kürzer voll gestillt oder gar nicht gestillt wurden. Da angenommen wird, dass selbst eine einzige Flasche künstliche Säuglingsnahrung bei entsprechend empfindlichen Kindern eine allergische Reaktion auslösen kann, ist die Studie von Sears et al. mit großer Vorsicht zu betrachten. Stillen ist sicher kein Allheilmittel und auch gestillte Kindern sind nicht vor Krankheiten und Allergien gefeit, doch wie so oft sollten solche Veröffentlichungen immer kritisch hinterfragt werden. Zu gern nimmt die Babynahrungsindustrie bei sinkenden Geburtszahlen o.g. Aussagen in ihre Vermarktung auf, um ihren Umsatz zu gewährleisten. So gilt nach wie vor die Empfehlung der WHO von 2000, dass die Säuglinge sechs Monate ausschließlich gestillt werden und mit Einführung von Beikost das gesamte erste Lebensjahr. Zudem sagt selbst Sears, dass das Stillen unbedingt als erste Wahl zur Ernährung von Babys betrachtet werden sollte, eben wegen der vielen, gut dokumentierten Vorteile. Gudrun von der Ohe, Ärztin und IBCLC / Denise Both, IBCLC 28.September 2002


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... die spinnen wohl so etwas im Fernsehen zu zeigen. Habe gleich eine saftoge Mail an RTL geschrieben, bin gespannt ob ich jemals von denen hören werde ... unmöglich solche Beiräge zu bringen nur damit irgendwas über die Flimmerkiste flimmert!!! Nic


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