Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Reflux

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Reflux

Koala2206

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Hallo Frau Welter, Bei meiner 5 Wochen alten Tochter wurde vom Kinderarzt heute vermutet dass sie an reflux leidet da sie oft nach dem stillen schreit, sich überstreckt, viel aufstößt und seit neuestem viel erbricht und dabei oft weint. Sie lässt sich auch meist nur in aufrechter Haltung (auf der Schulter) beruhigen und nur im tiefschlaf flach ablegen. Jetzt habe ich gerade total Sorge dass es in ein paar Wochen heißt dass ich abstillen muss wenn es nicht besser wird. Denn das wurde einer Freundin von mir hier geraten. Ich will aber gerne sechs Monate voll stillen. Daher muss es besser werden. Was kann ich tun? Habe mir vor zehn Tagen endlich erfolgreich das Stillhütchen abgewöhnt und damit recht erfolgreich die Blähungen bekämpft. Allerdings hatte ich in der Folge noch viel mehr Milch als vorher eh schon. Habe daher ein paar Tage versucht die Milchmenge zu reduzieren was auch tagsüber funktioniert. Dadurch dass meine Kleine aber abends mehr und öfter trinkt hab ich nachts und morgens dann immer wieder viel zu viel und es spritzt nur so raus was den reflux natürlich schlimmer macht. Was kann man da machen? Ausstreichen ist nachts irgendwie nicht so richtig praktisch, pumpen regt die Produktion noch mehr an. Vielen Dank für ihre Hilfe und viele grüße aus den USA K.


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Liebe K. , eine Ursache für das häufige Spucken kann ein gastroösophagaler Reflux, das Zurückfließen des Mageninhaltes in die Speiseröhre, sein. Als Ursache für das Zurückfließen der Nahrung, wird eine Schwäche des unteren Speiseröhrenschließmuskels angenommen. Milde Formen von Reflux sind in den ersten fünf Monaten sehr häufig und werden fast als normal betrachtet. Ein klinisch bedeutsamer, behandlungsbedürftiger Reflux kommt bei einem von 500 Babys vor (NMAA Talkabout Nov. 1996, Lesley Taylor). Die bei Babys mit Verdacht auf Reflux immer wieder vorgeschlagene Umstellung von Muttermilch auf künstliche Säuglingsnahrung kann die Situation eher verschlimmern als verbessern. Studien ergaben, dass gestillte Babys weniger zu Reflux neigen als Babys, die künstliche Säuglingsnahrung erhalten (Heacock 1992). Es wird angenommen, dass ein Grund für Reflux eine verzögerte Entleerung des Magens ist und da Muttermilch den Magen doppelt so schnell verlässt wie künstliche Säuglingsnahrung ist das Stillen gerade günstig, da der Magen schneller geleert wird. Ich zitiere dir zum Thema "Andicken der Nahrung" aus dem "Breastfeeding AnswerBook" Ausgabe 1997: "Die Einführung von fester Kost, um die Nahrung "anzudicken" und so das Spucken zu verhüten, beeinträchtigt das Stillen bei einem Baby, das jünger als sechs Monate ist, da die Muttermilch im Speiseplan des Babys ersetzt wird und die Milchmenge der Mutter abnimmt. Eine zu frühe Einführung von fester Kost gefährdet das Baby auch deshalb, weil erbrochene, feste Nahrung, die das Körpergewebe reizt, möglicherweise in die kindlichen Lungen eingeatmet (aspiriert) wird." Haben Babys Spuckprobleme, wird nicht das Abstillen empfohlen, sondern sie während und nach den Mahlzeiten aufrecht zu halten, sie häufig aufstoßen zu lassen und sie häufig, aber für kürzere Zeit anzulegen. Außerdem ist es auch hier ganz wichtig, auf absolut korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen zu achten, damit das Baby beim Trinken so wenig Luft wie möglich geschluckt wird. Beobachte die Stillmahlzeit einmal ganz genau. Hat deine Tochter nach dem Einsetzen des Milchspendereflexes Probleme mit dem Schlucken nachzukommen bzw. verschluckt sie sich sehr leicht? Schießt die Milch regelrecht aus deiner Brust heraus? Fließt Milch aus dem Mundwinkel deines Babys? All dies sind Anzeichen für einen sehr starken Milchspendereflex. Es kommt vor, dass der Milchspendereflex so stark ist, dass das Kind nicht damit zurecht kommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (lege dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen“. Dazu wird das Baby so gehalten, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als die Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnt die Mutter sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff wird das Baby von unten mit zwei Kissen im Schoß der Mutter abgestützt und die Mutter lehnt sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: die Häufigkeit der Stillmahlzeiten erhöhen. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst verschlimmert sich das Problem noch weiter. nur eine Brust pro Mahlzeit anbieten. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihr mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. das Baby stillen, wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. verschiedene Stillpositionen ausprobieren (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) das Baby oft aufstoßen lassen. den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller vermeiden. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Ich hoffe, meine Tipps helfen dir weiter, wenn nicht, melde dich wieder und sprich dann auch einmal mit dem Arzt. LLLiebe Grüße Biggi


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