Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Plötzliches Schreien und "wüten" beim Stillen - warum?

Frage: Plötzliches Schreien und "wüten" beim Stillen - warum?

otti1412

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Hallo, ich bin zur Zeit gerade ein bisschen am Verzweifeln. Am besten fange ich mal von vorn an....Unser Sohn ist am 23.07.13 geboren. Nach 3 Tagen wurden wir entlassen, mussten nächsten Tag aber nochmal in die Klinik, da am Vortag der Billirubinwert recht hoch war, zur Kontrolle. Dort kam raus, dass der Wert über der Grenze lag und der Kleine im KH bleiben muss und mit Phototherapie behandelt wird. 2 Tage sollten es werden, 7 waren es zuletzt.....trotz Phototherapie sank der Billiwert nur langsam oder stieg sogar wieder...die Ärzte wussten sich letztendlich keinen Rat mehr und versuchten als letzte Möglichkeit, die Muttermilch wegzulassen und nur Prenahrung zu füttern. Siehe da....der Wert sank. Also habe ich ca. 1 Woche nicht gestillt, nur abgepumpt und der Kleine hat Prenahrung bekommen. Nach Vorstellung beim Kinderarzt, sollte ich sofort mit dem Stillen anfangen. Gesagt getan......aber durch den ganzen Stress (vermute ich), ist die Milch zurück gegangen, sodass der Kleine nur abnahm und nicht satt wurde. Meine Hebamme hat mit mir dann ausgemacht, dass der kleine weiterhin Prenahrung bekommt und ich abpumpe und wenn eine Mahlzeit voll ist, bekommt er die Muttermilch aus der Flasche. So haben wir das bisher gehalten und das lief wirklich gut. Jetzt ist es aber so, dass beim Abpumpen der Brust kaum noch Milch kommt. Streiche ich sie mit Hand aus, kommt aber reichlich, sodass ich auch denke, dass es zum Stillen reichen sollte. Also habe ich den Kleinen gestern mal angelegt....tja und jetzt kommen die Probleme. Er trinkt kurz und fängt dann plötzlich an zu schreien und völlig "wütend" zu werden, kratzt sich im Gesicht oder auf meiner Brust und brüllt, nimmt meist auch die Brust nicht mehr. Zudem habe ich beoabchtet, dass er irgendwie nur auf der Brustwarze rumkaut und gar nicht richtig zieht. Kann das so eine "Saugverwirrung" sein? Er hat ja nun jetzt knapp 2 Wochen die Flasche bekommen und den Schnuller auch - die Hebammen meinten, dass ein Schnuller kein Problem sei..... Könnte es auch noch an etwas anderem liegen? Ich würde ihn gern wieder voll stillen, aber ich habe im Hinterkopf eben immer die Angst, dass er nicht satt wird und nur aus Erschöpfung einschläft, so wie es vor der Zufütterung war..... Ich danke für alle Tipps :)


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe otti1412, ich befürchte tatsächlich, dass das Kind saugverwirrt ist. Solche so fortgeschrittenen Saugprobleme lassen sich leider nicht durch eine Fernberatung betreuen, denn ich kann Sie und Ihr Kind nicht sehen und Ihnen nicht direkt etwas zeigen. Deshalb ist es das Beste, wenn Sie sich schnellstmöglich an eine Kollegin vor Ort wenden, die direkt mit Ihnen und dem Kind arbeitet. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung". Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Es ist daher wichtig, dass Sie Ihre Milch bereits vor dem Anlegen zum Fließen bringen. Versuchen Sie, den Milchspendereflex durch Ausstreichen, Brustmassage und Wärmeanwendung oder eventuell mit einer Pumpe auszulösen ehe Sie Ihren Sohn anlegen. Warten Sie nicht, bis Ihr Baby sehr hungrig ist. Ein aufgeregtes, hungriges Baby ist nicht unbedingt bereit, etwas Neues (also das korrekte Trinken an der Brust) zu lernen. Wählen Sie eine bequeme Stillhaltung, um möglichst entspannt zu sein und achten Sie auf eine korrekte Anlegetechnik. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt "Anlegen und Stillpositionen", das Sie sich bei La Leche Liga herunterladen können: http://www.lalecheliga.de/download/LLLInfoAnlg&Pos_web_neu.pdf Das Stillen im Rückengriff (auch Unter dem Arm Haltung genannt, in dieser Position ruht der Kopf des Kindes in Ihrer Hand und seine Beine liegen seitlich neben Ihrem Körper und zeigen nach hinten) eignet sich gut, weil Sie in dieser Haltung den Kopf Ihres Babys gut kontrollieren können und genau sehen, was es macht. Vermeiden Sie es, Ihren Sohn am Gesicht oder seitlich am Kopf oder mit geringem Fingerdruck am Hinterkopf zu berühren. Derartige Berührungen können dazu führen, dass der Suchreflex beim Baby ausgelöst wird und es seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht. Fester, gleichmäßiger Druck auf den Hinterkopf bedeutet normalerweise kein Problem für das Baby. Wenn Sie im Rückengriff stillen, können Sie eine Windel zwischen Ihre Hand und den Kopf Ihres Kindes legen oder es fest in eine Decke einwickeln, deren obere Ecke Sie unter seinen Kopf legen. Stützen Sie den Kopf und den Nacken Ihres Babys in Höhe der Ohren mit Ihrer Hand. Will Ihr Sohn nicht an der Brust bleiben, nachdem er sie zunächst erfasst hat, können Sie während des Stillens etwas zuvor ausgestrichene Milch auf die Stelle tropfen, an der seine Lippen Ihre Brust berühren. Er wird die Milch schlucken und dabei seine Zunge abflachen, so dass er die Brust richtig fassen kann. Um ein Wundwerden ihrer Brustwarzen zu verhindern, müssen Sie darauf achten, dass Ihr Kind die Brust richtig erfasst und korrekt saugt. Evtl. wäre auch das Brusternährungsset eine Lösung für Euch, das kann die Kollegin vor Ort besser beurteilen. Mit dem Brusternährungsset ist es möglich, das Baby zuzufüttern, während es an der Brust der Mutter trinkt, so dass es die gesamte von ihr produzierte Milch erhält. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Allerdings bei der Verwendung eines Brusternährungssets wirklich die Unterstützung einer Stillberaterin vor Ort vorhanden sein, das erleichtert sehr vieles. LLLiebe Grüße Biggi Welter


otti1412

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Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich werde mir die Links auf jeden Fall anschauen und bestimmt einiges wissenswertes rausziehen können. So viel ich weiß, ist meine Hebamme auch Stillberaterin und da diese ja noch auf Hausbesuch kommt, werde ich mich mit ihr beraten, was sie meint. Leider ist sie jetzt diese Woche im Urlaub und da eine "Ferndiagnose" ja schlecht ist, will ich sie auch nicht anrufen. Ich werde die Woche jetzt erstmal so weitermachen....abpumpen und zufüttern und dann mit der Hebamme über das Problem sprechen. Also vielen Dank nochmal :)


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