Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nochmal: Soll ein allergiegefährdetes Baby ab der U6 nicht mehr gestillt werden?

Frage: Nochmal: Soll ein allergiegefährdetes Baby ab der U6 nicht mehr gestillt werden?

Coko37

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Da ich leider gestern keine Antwort von Ihnen erhalten habe (Vielen Dank dafür an Jendriks_Mama!), stelle ich die Frage noch einmal: Ich war gestern mit meinem gerade-heute-11-Monate-gewordenem, allergiegefährdetem Sohn zur U6. Dort wurde u. a. auch über seine Ernährung gesprochen. Er wird noch gestillt, bekommt Mittagsbrei (Gemüsebrei bzw. Gemüsefleischbrei, hinterher Obst), Abendbrei (Allergenarmer Spezial-Brei) und zwischendurch Fingerfood. Pro Woche lernt er 1 neues Lebensmittel kennen. Mit dem Beikostbeginn nach dem 6. Monat (Frühkarotten) hat er innerhalb von 3 Wochen eine Neurodermitis entwickelt, die jedoch im Moment nicht vorhanden ist. Sie hat mir heute vorgehalten, dass das Stillen eines allergiegefährdeten Babies in diesem Alter keine Vorteile mehr für das Kind hätte und sogar "schlecht" in Bezug auf die Allergiegeschichte sei. Es sei nur günstiger (€) (als ob ich das, was besser für mein Baby wäre - als Muttermilch - nicht kaufen würde) und ich sollte ihm ab jetzt stattdessen KUHMILCH geben! Ich kam mir richtig schlecht vor, als würde ich meinem Sohn irgend etwas vorenthalten! Sie hat das zwar alles in normalem, nettem Ton, für mich aber bedenklichen Nachgeschmack gesagt. Fest steht: Ich werde meinem Sohn JETZT mit Sicherheit keine Kuhmilch geben und abstillen werden wir, wenn der Zeitpunkt gekommen ist und nicht, damit Sie sich damit besser fühlt. Ich habe schon einen 12-Jährigen, den habe ich damals bis er 2,5 Jahre alt war, noch nachts gestillt. Und Kuhmilch wurde dann, ab dem 1. Geburtstag, nachdem Butter, Frischkäse, Käse, Joghurt usw. vertragen worden sind, also mit ca. 1 1/4 Jahren als Lebensmittel und nicht als Muttermilchersatz eingeführt. Was ist bloß in der Zwischenzeit passiert, das das Stillen so verteufelt wird? Und hätte die Ärztin einer "Milumil"-Mutter das Gleiche erzählt? Was ist dran an den Horrorgeschichten der Kinderärztin?


Biggi Welter

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Liebe Coko37, Muttermilch ist das, was für Menschenkinder gemacht wurde. Kein anderes "Produkt" auf der Welt kommt dem gleich, darum wird keine andere Milch für dein Baby besser sein als deine. Generell gilt, dass gerade für Babys, welche unter Neurodermitis leiden das Stillen sehr wichtig ist und möglichst sechs Monate lange ausschließlich gestillt werden sollte. Deine Milch ist nicht wie alle anderen "artfremdes Eiweiß", und darum IMMER die beste Wahl. Die Alternativen stammen ja zumeist von der Kuh, und auch auf Soja reagieren viele Babys mittlerweile. Darum ist weiterstillen sicher besser als auf eine andere Milch umzusteigen. Manche Kinder entwickeln trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Neurodermitis in mehr oder minder schwerer Ausprägung. Es gibt Kinder, bei denen sich die Symptome bessern, wenn die Mutter auf Kuhmilch verzichtet oder ihren Konsum an Kuhmilch und Kuhmilchprodukten einschränkt. Andere Kinder reagieren auf andere Nahrungsmittel und es kann helfen, wenn die Mutter auf diese anderen Nahrungsmittel verzichtet. Ich hänge dir noch einen Artikel an, der sich mit dem Thema beschäftigt. Lieben Gruß, Kristina Bei Neurodermitis abstillen? Von Denise Both, IBCLC In letzter Zeit kommt es immer wieder zur Verunsicherung stillender Mütter durch die Information, dass beim Auftreten einer Neurodermitis beim gestillten Kind abgestillt werde sollte. Was ist von dieser Aussage zu halten? Seit im Januar 1999 unter dem Titel "Breast feeding of allergic infants." eine Arbeit von E. Isolauri, A. Tahvanainen, T. Peltola und T. Arvola vom Department of Pediatrics der University of Turku, Finland (Journal of Pediatrcis 1999; 134:27 32) veröffentlicht worden ist, kommt immer wieder die Behauptung auf, dass beim Auftreten von Neurodermitis beim gestillten Säugling abgestillt werden müsse, da die Muttermilch in diesem Fall mehr schade als nütze. Verständlicherweise sind die Mütter nun verunsichert, steht doch diese Aussage im absoluten Gegensatz zu der bisherigen Empfehlung, gerade bei allergiegefährdeten Kindern mindestens sechs Monate ausschliesslich zu stillen. Es stimmt, dass es Nahrungsmittelallergene gibt, die in die Muttermilch übertreten und Symptome beim Kind verursachen können. Ganz oben auf der "Hitliste" dieser Allergene steht die Kuhmilch, aber auch Fisch, Zitrusfrüchte, Nüsse und Eier können über die Muttermilch zu Reaktionen beim Kind führen. Deshalb wird in vielen Fällen Müttern von Kindern mit atopischem Ekzem (Neurodermitis) geraten zunächst einmal eine Eliminationsdiät durchzuführen, bei der sie auf die im Verdacht stehenden Nahrungsmittel verzichten und so die Allergenzufuhr über die Muttermilch verringern. In vielen Fällen lässt sich auf diese Weise eine Besserung oder sogar eine Symptomfreiheit erreichen. Allerdings ist das Einhalten einer strengen Diät nicht für alle Mütter möglich. Durch die Einschränkung des eigenen Speiseplanes ist es nicht selten schwierig, weiterhin eine ausgewogene und vollwertige Ernährung der Mutter zu gewährleisten und manchmal ist die Lebensqualität der Mutter durch die Diät so sehr beeinflusst, dass sie diese Einschränkung nicht weiter hinnehmen kann. Auch in der Studie von Isolauri et al. wurde zunächst durch eine Diät der Mutter versucht, Einfluss auf die Symptome beim gestillten Kind zu nehmen. Bei einer kleinen Gruppe der untersuchten Kinder konnte jedoch auch durch die allergenarme Ernährung der Mutter keine Besserung erreicht werden. Zusätzlich wurde bei diesen wenigen Kindern eine Einschränkung des Wachstums beobachtet. Die betroffenen Kinder profitierten in der Tat vom Abstillen. Die Schlussfolgerung der Studie war daher auch NICHT die Empfehlung, generell vom Stillen als Allergieprophylaxe oder beim Auftreten von Neurodermitis abzuraten. Im Gegenteil, das Stillen wird weiterhin als wichtigste Massnahme zur Vorbeugung gegen Allergien betrachtet. Erst wenn auch das Wachstum und die Entwicklung des Kindes betroffen sind, sollte das Abstillen in Betracht gezogen werden. Zitat: "Schlussfolgerung: Stillen sollte als erste Vorbeugung gegen Allergien gefördert werden, aber gestillte Säuglinge mit Allergien sollten durch eine Vermeidung von Allergenen behandelt und in manchen Fällen sollte abgestillt werden. Dies bezieht sich speziell auf Säuglinge mit atopischem Ekzem, bei denen zudem das Wachstum eingeschränkt ist." ("CONCLUSIONS: Breast feeding should be promoted for primary prevention of allergy, but breast fed infants with allergy should be treated by allergen avoidance, and in some cases breast feeding should also be stopped. This particularly applies to infants with atopic eczema who also have impaired growth.") Von seltenen Ausnahmefällen abgesehen gilt nach wie vor (auch in dieser Studie) "Breast is best".


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