Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Neugeborenes zu erschöpft zum Trinken?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Neugeborenes zu erschöpft zum Trinken?

Fuchsmaedchen

Guten Abend, Mein Sohn ist aktuell 14 Tage alt und kam per Notsectio zur Welt, somit fehlte uns leider auch das erste Bonding und auch in den zwei Tagen darauf musste er auf der Intensivstation bleiben. Er kam mit 2.670 g und 53 cm zur Welt, also schmal, nimmt aber seitdem gut zu - wir sind heute bei 2.830 g.    Seit etwa 3 Tagen habe ich das Gefühl, der Kleine wird insbesondere nachts nicht mehr richtig satt. Tagsüber wecke ich ihn meistens alle 3 bis 4 Stunden zum Stillen, nachts wird er aktuell jedoch ca alle 2 Stunden wach und verlangt nach Futter, was ja auch durchaus normal ist. Allerdings ist er teilweise in den Abendstunden relativ lange an der Brust, saugt die ersten 2 bis 3 Minuten gut und döst dann weg, sodass ich ihn motivieren muss, zu trinken (auf die Brust drücken, am Hals entlangstreichen, Füße kitzeln, Hose aus, wickeln..). Wenn ich ihn dann nach 10 Minuten etwa, weil er nur noch nuckelt, abdocke, fängt er sofort an zu suchen, wenn ich ihn wieder andocke, fallen die Augen sofort zu. Manchmal ist es alternativ so, dass ich ihn abdocke, die zweite Brust anbieten will, er aber den Mund nicht öffnet, ich ihn hinlege und er dann nach kurzer Zeit quengelt und sucht (schmatzen, Kopf drehen, Mund öffnen..). Teilweise liegen wir dann rund eine Stunde zusammen dort, ich lege ihn immer wieder an und irgendwann ist er vom Saugen so erschöpft, dass er nicht mehr einschlafen oder trinken kann, sondern nur nuckelt, die Augen zufallen und sofort wieder aufgerissen werden.  Die aktuelle Lösung ist, tagsüber abzupumpen, und ihm dies dann nachts zu geben, wenn seine Erschöpfung zu groß ist, da er aus der Flasche ja leichter und schneller an die Nahrung kommt. Ich habe hier große Angst vor einer Saugverwirrung, andererseits merke ich, dass er, vielleicht auch durch sein geringes Gewicht, sehr schnell an seine Grenzen kommt und dann nicht genug trinkt und ich "zufüttern" muss. Liege ich da in meiner Einschätzung richtig?  Gibt es vielleicht Möglichkeiten, dass er doch satt wird? Weiter nuckeln lassen oder muss es dann letztendlich doch die Flasche sein? Wird das besser, wenn er mal etwas mehr wiegt? Oder ist das einfach nur ganz normal und er clustert?  Ich will nur, dass der kleine satt wird und nachts nicht so leidet. :(  Dazu ist vielleicht zu sagen, dass ich durch das fehlende Bonding noch keine richtige Beziehung zu ihm aufbauen konnte - aktuell bin ich einfach nur sehr müde und traurig, dass ich ihm nicht wirklich helfen kann und ich nicht blitzartig verliebt in den Kleinen bin. Spürt er das vielleicht auch? Nachts von seinem Schmatzen wach zu werden, ist aktuell so nervenaufreibend, dass ich heute schon den ganzen Tag den Tränen nah bin..    Tut mir leid für diese endlos lange Nachricht, da sind auch einige Themen untergebracht, aber vielleicht können Sie mir ja bei dem einen oder anderen Punkt helfen.   Danke und liebe Grüße  Laura 


Biggi Welter

Biggi Welter

Liebe Laura, ich kann deine Trauer gut verstehen und ich kann dich beruhigen, viele Mütter sind nicht schockverliebt, sondern einfach nur müde und überfordert. Wenn es nicht besser wird, dann hole dir Hilfe, denn die gibt es! Schau dir diese Seite mal an, wenn du magst: https://schatten-und-licht.eu Ansonsten ist das Verhalten deines Babys recht normal! Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Babys manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ich kann dir gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in deiner Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem wirst du sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie dein kleines Menschlein. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Auch ich bin jederzeit gerne für dich da. Lieben Gruß Biggi


Fuchsmaedchen

Hallo Biggi, Danke für die schnelle Antwort. Es ist ja nicht so, dass ich extern zufüttere, sondern tagsüber zusätzlich zu den Stillmahlzeiten abpumpe und diese Menge abends verfüttere, wenn ich merke, dass der Kleine einfach keine Kraft und Energie mehr hat, um durch das Trinken an der Brust satt zu werden. Denn wenn er nicht satt wird, kann er nicht schlafen und kann dadurch noch weniger trinken, weil er zu erschöpft ist.  Stört das Abpumpen und später füttern auch schon die Nachfrage? Muss ich mir jetzt zusätzlich zur möglichen stillverwirrung auch noch Sorgen über ein unfreiwilliges Abstillen machen? :(    Danke und liebe Grüße  Laura 


Biggi Welter

Biggi Welter

Liebe Laura, ich möchte dich wirklich nicht verunsichern, aber leider passiert es wirklich manchmal, dass ein Kind sich zur Flasche hin abstillt, wenn es diese regelmäßig bekommt. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung". Hast du schon einmal probiert, eine alternative Fütterungsmethode zu wählen (z.B. Becher, Pipette, Löffel)? Lieben Gruß Biggi


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