Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

nächtliches Stillen

Frage: nächtliches Stillen

Mitglied inaktiv

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Mein Sohn ist jetzt etwas über 9 Monate alt und will teilweise 6-7x in der Nacht trinken. Am Tag bekommt er Beikost und am Vormittag und am Abend bekommt er die Brust zum Einschlafen. Meine Kinderärztin meinte, ich solle ihm in der Nacht Wasser anbieten. Ich lese so oft in verschiedenen Foren von Müttern, die dasselbe Problem haben, und manchmal scheint mir dass dies teilweise bei über 1Jahr alten Kindern noch schlimmer wird. Von verschiedenen Kreisen hört man ja immer, dass Kinder über 6 Monaten keine nächtlichen Mahlzeiten mehr brauchen. Mit 1 - 3 Mahlzeiten habe ich eigentlich kein Problem (da freue ich mich sogar), aber diese Häufigkeit macht mir schon sehr zu schaffen! Haben Sie Tips für mich, wie ich die Häufigkeit verringern kann oder einzelne Mahlzeiten hinauszögern kann? Danke im Voraus Sarah


Biggi Welter

Biggi Welter

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? Liebe Sarah, ein Patentrezept für ruhigere Nächte habe ich nicht und das gibt es auch nicht und die immer wieder empfohlenen Schlaftrainingsprogramme werden von Stillexperten einhellig abgelehnt. Es ist auch eher die Regel, denn die Ausnahme, dass ein Baby nicht durchschläft (was sich nebenbei bemerkt auch daran erkennen lässt, dass es eine Flut von „Ratgebern" gibt, die den Eltern Methoden versprechen, wie sie das Kind zum Durchschlafen „erziehen" können). In der Frage, ob ein Baby ab einem gewissen Alter nachts noch etwas zu essen (oder zu trinken) braucht, scheiden sich die Geister ganz gewaltig. Aber auch ältere Kinder haben nachts Hunger. Und eines sollte nicht vergessen werden: Stillen ist ja nicht nur Nahrung für den Körper, es ist viel mehr und gerade ab vier bis sechs Monate gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: „Babys are Human Beeings"‘) habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden „Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem „modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Sie die nächsten Jahre damit verbringen müssen, Ihr Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Sie es sich jetzt vorstellen. Wenn Sie absolut sicher sind, dass Sie nachts nicht mehr (so häufig) stillen wollen, können Sie versuchen, Ihr Kind mit viel Liebe auf andere Weise zu trösten und wieder zum Einschlafen zu bringen, was aber letztendlich sehr viel anstrengender sein kann, als das Kind zu stillen. Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt Ihnen Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedesmal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass Ihr Kind weiterhin Ihre Liebe und Zuneigung spürt und Sieallmählich und mit viel Liebe vorgehen und nicht zu schnell die Geduld verlieren. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo Sarah, meine Kleine ist gerade mal 8 Monate und wir kämpfen mit dem gleichen Problem. Seit letzter Woche versuche ich die Super-Sanft-Entwöhn-Methode meiner Freundin. Anstatt zu stillen versuche ich Katharina mit in den Arm nehmen und schaukeln zu beruhigen - und siehe da, es funktioniert. Die letzten Nächte hat sie doch tatsächlich schon teilweise über 4 Stunden durchgeschlafen. Hoffe es geht weiter so. Mittlerweile hab ich es geschafft sie nur mehr um 24.00 und 5.00 zu stillen - das ist absoluter Rekord. Liebe Grüße und hoffentlich wieder ruhigere Nächte Sandra


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