Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nächtliches Stillen mit 6 Monaten

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nächtliches Stillen mit 6 Monaten

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Liebe Biggi! Vor ein paar Tagen habe ich mit einer Dame aus dem Schlaflabor gesprochen. Sie meinte, daß ich das Stillen in der Nacht (alle 2 Stunden) bei meinem 6 Monate alten Sohn abstellen sollte, da er mir sonst auch mit einem Jahr das Leben in der Nacht noch schwer machen wird! Sie empfahl mir ihm Abends ein Fläschen zu geben. Gebe meinem Sohn seit ca. 1 Woche Abends eine halbe Portion Brei, anschließend wird er gestillt. Trotzdem kommt er pünktlich alle 2 Stunden zum Stillen. (Außerdem bezweifle ich, daß er ein Fläschchen nehmen würde) Hält der Brei nicht so lange an, wie die Flasche bzw. was kann ich an Schlafsituation ändern, damit er länger schläft? Bitte um ihre Meinung! Danke und liebe Grüße Tina


Biggi Welter

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? Liebe Tina, warum wird immer wieder behauptet, dass Kinder den Eltern „das Leben schwer machen“ und man sich wappnen muss, dem natürlichen Verhalten von Kindern entgegenzuwirken. (Fast) jeder weiß, dass Kinder nicht nur Freude bedeuten, sondern auch Arbeit machen und dass es normal ist, dass zum Zusammenleben mit Kindern und unruhige Nächte und andere Unbillen gehören. Doch deshalb ist es sicher nicht gerechtfertigt in bestimmten Bereichen einzugreifen und das Kind zu manipulieren, weil dadurch den Eltern Vorteile entstehen, wobei aber gleichzeitig dem Kind Nachteile entstehen können. Das Ersetzen der Muttermilch durch künstliche Säuglingsnahrung ist ein Nachteil für das Kind, der nicht ohne Not in Kauf genommen werden sollte und außerdem ist seit langem bekannt (aus der Erfahrung von unzähligen Eltern und durch Studien), dass es kein Nahrungsmittel gibt, das die Garantie für längere Schlafphasen mit sich bringt. Gäbe es die `WundernahrungA, die ruhige Nächte garantiert, wäre sie außerdem längst (mit großem Werbeaufwand bekannt gemacht) im Supermarkt oder der Apotheke zu kaufen und es würde sich jemand eine goldene Nase damit verdienen. Aber die Rechnung „ich fütter meinem Kind abends genügend kalorienreiche Nahrung und dann schläft es durch“ geht eben nicht auf, weil das Schlafverhalten beileibe nicht so von der Ernährung abhängt, wie es immer wieder behauptet wird. Babys und Kleinkinder wachen nicht nur wegen körperlichem Hunger auf. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wo schläft dein Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. LLLiebe Grüße Biggi


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