Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nächtliches Aufwachen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Nächtliches Aufwachen

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, ich habe seit etwa 4 Wochen eine Kehlkopfentzündung und eine Erkältung. Ich habe ca. 10 Tage Antibiotika bekommen und davon war ich 2 Tage im KH und habe intravenös Antibiotika bekommen. Seit einer Woche bin ich wieder zu hause, meine Erkältung ist immer noch nicht besser. Meine Kleine kam normalerweise alle 2-3 Std nachts an die Brust. Seit dem wir im KH waren, schreit sie nachts sehr viel und kommt jede Stunde. Tagsüber kommt sie alle 2-3 Std. wie vorher auch. Ich habe auch das Gefühl, dass ich durch den wenigen Schlaf garnicht mehr gesund werde. Oder vielleicht wird auch dadurch meine Milch weniger. Was kann ich tun? Soll ich ihr abends ein Fläschen machen mit irgendwas oder???? Achso meine kleine wird in 1,5 Wochen 6 Monate alt. LG Heidi


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Heidi, ich denke, dass Ihr Kind evtl. auf Ihre Abwesenheit reagiert und auch spürt, dass es Ihnen nicht gut geht und deshalb durch das viele Stillen Rückhalt sucht. Es ist auch ohne andere Belastungen ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Eventuell können Sie auch die "Nachtschicht" etwas verteilen, so dass Ihr Mann zwischendurch getrennt von Ihnen schläft oder eben z.B. am Wochenende die Nachtschicht mit dem Kind übernimmt. Auch tagsüber sollten Sie versuchen, sich selbst Nischen zu schaffen, die Sie ganz gezielt für Ihre Erholung nutzen. Gönnen Sie sich selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lassen Sie den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Machen Sie den Tragetest. Bügeln Sie etwas und tragen Sie es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügeln Sie es nicht und tragen es für zehn Minuten. Dann vergleichen Sie ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Sie können dann eine Hälfte einfrieren und haben damit schnelle eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Nehmen Sie ALLE Hilfe an, die Sie bekommen können. Möglicherweise kann Ihnen auch Ihre Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, den Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für die Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Sie in die sich hinlegen, spazierengehen oder sonst etwas für sich tun ... Vielleicht finden Sie einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit dem älteren Kind oder dem Baby zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit sollten Sie dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder sich mit dem größerem Kind beschäftigen oder SICH etwas Gutes tun. Achten Sie darauf, dass Sie genügend essen und trinken. Sie müssen keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparen Sie sich auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Schauen Sie nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch Ihre beiden werden älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränken Sie viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Sie auf diese Weise mehr Zeit für sich bekommen. Diese "gewonnene" Zeit können Sie dann dazu nutzen, sich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Vergessen Sie sich selbst nicht: Gönnen SIE SICH etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo, mein Sohn (6 Wochen alt) hat inzwischen ein rythmus in der Nacht. Unser Abendritual beginnt um 19.15 Uhr dann schläft er so gegen 20.00 Uhr. Anfangs verläuft dann die Nacht super. Er kommt um ca. 23.00 Uhr und trinkt an der Brust im Halbschlaf relativ viel. Dann schläft er sofort weiter bis ca. 2.00 Uhr. Da scheint er schon etwas wacher und ...

Guten Morgen! Seitdem under Sohn ca 3 Monate ist sind die Nächte sehr unruhig, d.h. er hat vorher immer zwischen 4-6 h am Stück geschlafen, wurde gestillt, weil er wach wurde und hat dann weiter geschlafen. Seitdem kommt er zwischen 1 und 2 h wegen Hunger. Er wird sogar wach und weint. 2 h wären sogar lang. Meist kommt er zur Zeit zwischen 30 und ...

Liebe Expertinnen, meine Frau und ich haben einen 20 Monate alten Sohn. Er wurde seit Beginn an gestillt, wir haben Ihn nicht mit Pre-Milch zugefüttert. Generell sind wir der Meinung, dass unser Sohn die Brust noch braucht, es ist viel mehr als nur Nahrung zu sich zu nehmen, sondern die Wichtige Nähe/Wärme/Beruhigung zur/von Mama. Es gibt Tage ...

Lieber Biggi, Unsere Tochter ist nun 13 Monate alt. Ich stille sie nur noch bei Bedarf in der Nacht. Vor kurzem habe ich sie das erste Mal komplett vier Nächte am Stück nicht stillen müssen, da sie komplett über 13 Stunden durchgeschlafen hat. Gestern ist sie dann um 22 und 22:30 weinend aufgewacht, habe sie dann einfach gestillt, da sie sich s ...

Hallo Frau Welter, mein Sohn ist 5 Monate alt und wird nachts noch sehr häufig wach (meistens 4-5x oder öfters) und will dann gestillt werden bzw. findet nur so auch zeitnah wieder in den Schlaf. Einen Schnuller lehnt er ab bevor er nicht getrunken hat und ansonsten fängt er meist an zu weinen, wenn ich versuche ihn anders (Streicheln, Kuscheln, ...

Hallo jetzt schreibe ich auch mal meinen ersten Beitrag Unser Problem sind die Nächte, mein Kind (in einer Woche 12 Monate) war schon immer eine schlechte Schläferin. Aber unsere Nächte sind einfach der absolute Horror. Sie kommt nachts so oft, ist unruhig, ständiges aufwachen und will sofort die Brust um weiterschlafen zu können. Zuerst gebe ic ...

Liebe Biggi, Ich glaube dieses „Problem“ gibt es wohl häufiger. Momentan ist es so dass ich meine Tochter gegen acht Uhr ins Bett bringe. Das klappt mal mehr mal weniger gut aber so nach 30 min schläft sie eigentlich immer friedlich Allerdings kann ich darauf wetten dass sie 30min - 45min später spätestens wieder aufwacht und unruhig wird. Dan ...

Hallo , Ich bin etwas mit dem nerven am Ende. Baby 6 Monate kommt nachts alle Stunde und will am die Brust für genau 5min..Der Rest ist Nuckeln. Ich docke ihn dann immer ab. Wenn ich ihm im Liegen anlege Nuckelt er sogar noch länger. Ich muss eventuell noch erwähnen das er in den letzten Wochen 4 Zähne bekommen hat. Kann es sein das es jetzt zur ...

Liebe Biggi, Mein Sohn wird in 2 Wochen 1 Jahr alt. Er wird noch viel tagsüber und nachts gestillt. Ich biete es von mir aus nicht mehr an, aber er fordert es von sich aus ein, zeigt auf meine Brust, macht Schmatzgeräusche ect. Vor allem Nachts und tagsüber zum Einschlafen geht es nicht ohne Brust. Eigentlich stille ich gerne, auch weil ich mer ...

Liebe Frau Welter, gerne würde ich wissen, ob Sie einen Zusammenhang zwischen nächtlichem Stillen und Aufwachen sehen oder sich dieser eher in der noch nicht entwickelten Reife unseres Sohnes (18 Monate) findet. Eine weitere Überlegung ist, ihn in seinem Bodenbett im eigenen Zimmer schlafen zu lassen und nicht wie bisher, im Familienbett. Ev ...