Hallo liebe Stillberaterin,
mein Sohn ist jetzt 5 Monaten alt, und seit 2 Wochen habe ich mit Beikost angefangen in Absprache mit dem KiA. Er war schon immer sehr lang (aktuell 72 cm) aber seitdem er Brei kriegt habe ich den Eindruck dass er schnell stark zunimmt (er wiegt um die 9,5kg) und nur in der Breite wächst. Der Brei habe ich eingeführt weil ich oft stillen musste (jede 1,5/2 Stunden). Er isst sehr gut, hat innerhalb von 3 Tagen schon seine 200gr gegessen (Kürbis-Kartoffel Brei). Noch habe ich kein Fleisch eingeführt.
Einen Tag sieht dann so aus:
7Uhr Stillen
10Uhr Stillen
12Uhr Brei (mit Wasser aus dem Trinkbecher)
13Uhr Stillen (zum Einschlafen)
16Uhr oder 17Uhr Stillen
20Uhr Stillen und schlafen
1Uhr30, 4 und 6 Uhr Stillen
Meine Hebamme meint, dass er zuviel gestillt wird, und ich ihn Nachts nur noch Wasser anbieten sollte. Ich dachte aber, Babys würden ihren Bedarf selbst regulieren? Ich habe selten den Eindruck dass er satt ist, trotzdem nimmt er viel zu.
Soll ich das Nachts ausprobieren? Wie kann ich das Angehen? Abstillen möchte ich noch nicht, ich pumpe aber ab und zu und die Flasche nimmt er ziemlich gut
Danke
viele Grüße
Marie
von
Mariej136
am 21.02.2013, 09:12
Antwort auf:
Nachts abstillen wegen starke Gewichtzunahme nach Beikosteinführung?
Liebe Marie,
alle Stillexperten sind sich schon seit sehr langer Zeit einig: bei einem gesunden, voll ausgetragenen und gut gedeihenden Baby ist Stillen nach Bedarf das Optimale. So wird sichergestellt, dass das Kind die Nahrung, die es braucht, immer dann bekommt wann es sie braucht.
Babys gibt es in verschiedenen Größen und die Bandbreite ist da sehr groß. Wie ein Kind als Baby aussieht, sagt auch nichts darüber aus, wie es später als Erwachsener aussehen wird.
Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht.
Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann.
Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält.
Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker.
Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wie viel sie trinken.
Also keine Sorge, durch das Stillen nach Bedarf wird sicher nicht den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme gelegt.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe
hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe.
Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 21.02.2013