Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Muss ich das Einschlafstillen abgewöhnen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Muss ich das Einschlafstillen abgewöhnen?

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Hallo liebe Biggi, mein Sohn (14 Monate alt) hat die Brustmahlzeiten langsam ganz von alleine reduziert, obwohl ich immer nach Bedarf gestillt habe, so dass er seit seinem Geburtstag nur noch das abendliche Einschlafstillen haben möchte (tagsüber schläft er durch Umhertragen ein). Ohne die Brust möchte er abends jedoch einfach nicht schlafen. Das Abendritual gestaltet mein Mann mit ihm zusammen, aber mein Sohn "besteht" danach immer auf die Brust. Wenn mein Mann oder auch ich nur versuchen, ihn anderweitig z.B. durch Umhertragen zum Schlafen zu bringen, wird er ganz wütend, tritt um sich und klammert sich dann an meiner Brust fest. Daher habe ich es noch nie wirklich lange versucht, ihn ohne Brust einschlafen zu lassen (Schnuller und Flasche kennt er nicht). An der Brust schläft er nach 5 Min. selig ein. Das Einschlafstillen ist für mich so einfach und stört mich eigentlich auch nicht, ich würde auch noch weiter stillen. Doch in einem anderen Forum wird darauf hingewiesen, dass evtl. die Loslösung erschwert würde, da mein Sohn ja nie von meinem Mann alleine ins Bett gebracht werden möchte. Außerdem wird dort gesagt, dass das Abstillen nach dem ersten Geburtstag immer schwieriger werden würde. Meine Frage: Wie lange dauert es so allgemein, bis ein Kind von alleine ohne Brust einschlafen möchte? Gibt es auch Kinder, die mit drei noch das Einschlafstillen brauchen? Ich möchte einfach für das Kind das Beste und nicht für mich die einfachste Methode wählen. Doch ich habe Bedenken, dass ich meinen Sohn zu eng an mich binde, wenn er weiterhin nur durch Brust einschlafen kann. Ist es denn wirklich schwieriger, ältere Kleinkinder vom Einschlafstillen weg zu bekommen als Einjährige? Gibt es für ältere nicht mehr Alternativen, wie z.B. Buch vorlesen etc.? Vielen Dank für Ihre Hilfe. Maxi


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Liebe Maxi, jedes Kind stillt sich irgendwann von selbst ab. Der Abstillprozess gehört zur Entwicklung eines Kindes wie Krabbeln Lernen, Laufen Lernen oder Sprechen Lernen. Wird es dem Kind überlassen, wann es sich abstillt, so geschieht dies selten vor dem zweiten Geburtstag in vielen Fällen etwa mit drei Jahren, es gibt aber auch Kinder, die sich länger Zeit lassen. Das durchschnittliche weltweite Abstillalter wurde lange Zeit mit vier Jahren und drei Monaten angegeben, durch die aber leider sinkenden Stillzahlen ist auch diese Zahl inzwischen gesunken. Es ist sicher schwieriger ein Kleinkind, das sich mitten in seiner Ich findungsphase oder einem Entwicklungsschub befindet abzustillen, als ein Baby, das sich noch nicht so gut ausdrücken und wehren kann. Der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs bewiesen. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Diese Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde). Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase. Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Die Ernährungsempfehlungen der WHO sind (in englisch) nachzulesen unter www.who.int/chd/publications/newslet/diaglog/9/feeding_young_children.htm . Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen. Die neueste Verlautbarung der American Academy of Pediatrics ist übrigens seh eindeutig. Dort steht nämlich "There is no upper limit to the duration of breastfeeding and no evidence of psychologic or developmental harm from breastfeeding into the third year of life or longer". (Es gibt keine Obergrenze für die Stilldauer und keinen Beleb für Schädigungen hinsichtlich der Psyche oder der Entwicklung, wenn bis in das dritte Lebensjahr oder länger gestillt wird). Ich hoffe, ich konnte Sie beruhigen. LLLiebe Grüße Biggi


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