Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Mein Baby will die Flasche nicht

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Mein Baby will die Flasche nicht

HeMa79

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Hallo, unsere Tochter ist nun etwas über 9 Wochen alt und ich stille sie voll. Wenn ich aber für 1 bis 2 Stunden weg bin, bereite ich für meinen Mann eine Flasche vor für den Fall dass es bei mir später wird oder dass sie in der Zeit hungrig wird. Nur weigert sich unsere Tochter aber mit Händen und Füßen gegen die Flasche. Wenn man ihr nur die Flasche hinhält schreit sie noch schlimmer. Auch den Schnuller nimmt sie nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, sie braucht die Brust auch zum Einschlafen, denn zum Schlafen kann ich sie auch erst weglegen, nachdem ich sie liegend gestillt habe. Kann ich irgendetwas tun, dass sie die Flasche akzeptiert? Vielen Dank schonmal für die Antwort! Gruß Maike


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Liebe Mike, deine Tochter ist klug!! Sie weiß vermutlich instinktiv, dass die Flasche euch allen Probleme machen könnte. Für deine Maus ist es schwer, aus der Flasche zu trinken, weil sie dazu eine ganz andere Trinktechnik benötigt als fürs Stillen! Und viele Babys verlernen übers Flaschetrinken das korrekte Saugen an der Brust und werden dann viel zu früh abgestillt. Im Prinzip schützen ihre Instinkte sie. Denn auch den Schnuller braucht sie nicht wirklich. Es ist völlig normal und ok, dass sie auch "nur" zum Nuckeln an die Brust möchte. Daran ist nichts verkehrt, und so machst du auch nichts falsch, wenn du es ihr gestattest! Genauso verhält es sich mit dem Einschlafen an der Brust, bzw. mit dem in-den-Schlaf-stillen. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Lieben Gruß, Kristina


Glückskind_2009

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Wenn dein Kind keine Flasche und Schnulle möchte dann aktzeptiere das. Es erzwingen würde ich auf keinen Fall!!


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Bitte entschuldige, ich meinte natürlich: "Liebe Maike"! Aber ich ergänze auch gern noch: Du kannst ein wenig Milch ausstreichen oder abpumpen, die der Papa im Notfall auch mit dem Löffel geben kann. Im Prinzip aber solltest du in dieser frühen Zeit nach der Geburt nicht unbedingt länger als 2 Stunden von deinem Kind getrennt sein, und die lassen sich immer irgendwie überbrücken, ohne dass das Baby wirklich verhungert. Ein zuversichtlicher, "cooler" Papa, der das Kleine trägt und knuddelt, oder mit ihm im Tragetuch spazieren geht, kann da ganz wunderbar beruhigend wirken, bis Mama mit der Brust wieder zurück ist :-) Lieben Gruß, Kristina


HeMa79

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Hallo Kristina, vielen Dank für die ausführliche Antwort! Es ist ja auch nicht so, dass ich sie nicht gerne stille. Im Gegenteil. Ich bin auch stolz darauf, es bis hierher geschafft zu haben. Mein erstes Kind habe ich nämlich schon nach einem Monat abgestillt, weil es zu schmerzhaft war. Diesen Punkt haben wir überwunden. Unser "Problemchen" ist einfach diese Abhängigkeit von mir. Mein Mann fühlt sich dabei schon fast überflüssig, weil ich sie nicht mal für eine Stunde bei ihm lassen kann, ohne dass sie schon nach 10 Minuten schreit und das auch durchhält bis ich wieder da bin. Aber ich habe Hoffnung, dass es besser wird. ;-) Gruß Maike


Mitglied inaktiv

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Die Hoffnung kann ich bestätigen! Es WIRD besser. Diese Zeit der Anbindung in den ersten Monaten und die damit verbundene Entschleunigung, dass man das Gefühl hat, wie eine Glucke auf dem Ei nichts anderes mehr machen zu können, ist so kurz, verglichen mit dem, was danach kommt. Ich fand es damals auch schwer, runterzufahren und das zu akzeptieren, aber es hat sich gelohnt, und irgendwann konnte ich es total genießen. Es ist ganz natürlich, dass das am Anfang so sein soll. Umso inniger wird die Bindung, umso mehr Vertrauen baut das Kind in sich und seine Umwelt auf und kann dann umso energischer mit viel innerem Halt in die Welt gehen. Genieße es! Die Zeiten, in denen Du wieder freier bist, kommen schnell wieder! Ich mache abends meinen Sport, gehe auch mal eine Tag segeln, besuche Seminare und mache viele Dinge, die mir Spaß machen. Je älter das Kind, desto mehr kann das sein. Papa wurde irgendwann, auch das ist natürlich, plötzlich unheimlich wichtig und der absolute Held, da hieß es dann abends, wenn ich zum Sport gehen wollte und fragte, ob sie noch stillen möchte: "Nein, Mama. Tschüss, Mama!" War ich stolz auf mein großes Kind! Das erste Jahr gehört vor allem Mama, im zweiten wird sich Papa zugewandt und im dritten kann man auch schon mal weiter nach draußen schauen, wer da noch so interessantes ist. Alles Gute für Euch! LG Sileick (Kind 2,5 Jahre)


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