Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Langzeitstillen, weil das Kind sich nicht traut "Nein" zur Mutter zu sagen?

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Frage: Langzeitstillen, weil das Kind sich nicht traut "Nein" zur Mutter zu sagen?

Zum ersten Mal schwanger

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Liebe Frau Welter, erst einmal einen ganz herzlichen Dank für Ihre wundervolle Arbeit hier im Forum. :-) Es geht um folgendes: Ich stille unser knapp über 2jähriges Kind noch regelmäßig (morgens und abends). Ich beschäftige mich zwar gedanklich gelegentlich mit dem Abstillen, aber eigentlich genieße ich die gemeinsame Zeit noch. Mein Kind frage ich immer vorher, ob es stillen möchte und es antwortet mir immer freudestrahlend mit "Ja!". Nun wurde mir gegenüber vor Kurzem bzgl. des Langzeitstillens ein Kommentar gemacht, der mich verunsichert hat: "Kinder, die extrem lange (z. B. bis ins Schulalter) gestillt wurden, gaben oft im Nachhinein an, sie hätten sich eigentlich geschämt und sich nur nicht getraut "Nein" zu sagen, weil sie ihre Mütter nicht verletzen wollten." Kann da evtl. etwas dran sein? Haben Sie davon ebenfalls gehört? Wie sehen Sie die Sache? Ich würde mich über Ihre Meinung freuen. Ganz lieben Dank!


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Zum ersten Mal schwanger, ich persönlich sehe das absolut nicht so. Kein Kind lässt sich an die Brust zwingen und wenn dein Kind nicht gestillt werden will, sondern ein anderes Bedürfnis hat, dann wird es dies unmissverständlich kund tun. Stillen ist eine aktive Sache von beiden Partnern und ohne dass das Kind mitmacht, geht es nicht. Stillen ist viel mehr als nur eine Form der Ernährung: es ist Trost, gibt Nähe, Geborgenheit und Zuwendung. Deshalb ist das Stillen in keiner Hinsicht mit dem Flaschegeben zu vergleichen. Dennoch bedeutet es keineswegs, dass eine stillende Frau nur mit der Brust Zuwendung gibt. Seit Anbeginn der Menschheit werden Kinder an der Brust der Mutter getröstet und Essstörungen sowie die ganzen (angeblichen) Schlafstörungen bei Kindern sind ein recht neue Erscheinung, die es in unserer modernen Welt gibt, in der die überwiegende Mehrheit der Menschen nicht oder nur kurz gestillt wurden. Es wird immer wieder behauptet, dass Stillen nach Bedarf und auch Langzeitstillen zu Abhängigkeiten führe oder gar irgendwelchen Verhaltensstörungen oder der Sucht Vorschub leiste. Es ist jedoch genau das Gegenteil der Fall. Durch die Befriedigung der Bedürfnisse muss das Kind keinen Ersatz suchen und somit verringert sich die Suchtgefahr. Sucht bedeutet ja, dass ein Ersatz gesucht und verwendet wird, weil ein Bedürfnis nicht gestillt wurde. Das Verhalten deines Kindes wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby. Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das "Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. Keine Angst, dein Baby wird weder ein „Muttertöchterchen bzw. Söhnchen“ noch ein ewig unselbstständiger Mensch, sondern Du legst jetzt den Grundstock für einen in sich ruhenden, selbstbewussten und selbstständigen Menschen. Dein Kind kann nicht "verwöhnt" werden, wenn es viel Nähe und Zuwendung bekommt. Auch ich war damals verunsichert und wurde als Glucke und sonstwas bezeichnet ;-). Heute sind meine Kinder meine größten Stützen und ich weiß, dass Achtsamkeit nichts mit Verwöhnen zu tun hat. Ist dir schon einmal aufgefallen, dass niemand fragt „Wann muss das Kind selbstständig atmen lernen" oder „Wann muss das Kind frei laufen können"? Beim ersteren geht jeder davon aus, dass dies eine Fähigkeit ist, die ein gesundes Kind selbstverständlich beherrscht und bei zweiten wird eine große Zeitspanne von vorneherein als normal angenommen. Nur beim Stillen, da wird dem Kind nicht die Kompetenz zugestanden, dass es auch diese Fähigkeit selbst und in dem für es passenden Tempo entwickeln wird. Da wird immer wieder behauptet, dass die Eltern das Kind entsprechend „trainieren" müssen. Wenn es DICH also nicht stört, dann schenke Deinem Kind diese Zeit. Wie traurig ist es doch, dass wir unseren Menschenkindern kaum noch die natürliche Zeit gönnen, die sie zum gesunden Gedeihen brauchen. Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat noch nie einem Baby geschadet. Ganz liebe Grüße Biggi


Goldherz

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Hallo, warum fragst du dein Kind? Überlass doch ab sofort deinem Kind die Initiative zum Stillen ;) Deinem Kind wird schon jedes Mal einfallen,dass Stillen nun gerade helfen würde,wenn es so ist. War bei uns zumindest so :) Und irgendwann fragt dein Kind dann auch nicht mehr danach. Und hat sich damit ganz eigenständig und selbstbestimmt abgestillt. Dann brauchst du dir auch keine Gedanken über diesen merkwürdigen Kommentar machen,den ich noch nie gehört habe. Ich Stille nun auch schon 3 1/2 Jahre. Grüße Herz


Zum ersten Mal schwanger

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Liebe Frau Welter, liebe Goldherz, im Nachhinein betrachtet habe ich es innerlich wohl eigentlich gewusst, dass an jenem Kommentar (er kam von einer Krippenpädagogin) nichts dran sein kann und trotzdem hat er mich für den Moment total aus der Bahn geworfen... Umso mehr bin ich dankbar für eure bestärkenden Antworten. Ich kenne sonst niemanden, der länger als ein paar Monate gestillt hat. Durch den Zuspruch fühle ich mich jetzt wieder viel sicherer und bestärkt darin, das Richtige für uns (meinen Spatz und mich) zu tun. :-) Vielen Dank!


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