Mathilda_21
Liebe Frau Welter, ich habe eine Frage zum Langzeitstillen. Meine Tochter ist 36 Monate alt und besteht noch immer darauf, zum Einschlafen gestillt zu werden sowie auch ab und zu tagsüber nach der KiTa oder am WE morgens. Grundsätzlich finde ich das auch noch ok, frage mich aber, ob das lange Stillen ihr schadet in dem Sinne, dass sie nicht lernt, sich anderweitig zu beruhigen? V.a. ist es nicht möglich, dass ihr Vater sie ins Bett bringt, da sie so weint und die Brust verlangt. Wir haben es probiert, aber sie war jedes Mal nach Mitternacht noch wach und hat geweint oder ist einfach nicht eingeschlafen, so dass wir jeweils gegen 0.30 Uhr aufgegeben haben. Morgens bin ich bereits an der Arbeit, wenn sie geweckt wird. Da weint sie jeden Morgen ca. 10 min und verlangt nach mir bzw. fragt nach der Brust und das seit nunmehr 10 Monaten.Eigentlich müsste sie sich an die Situation - morgens ist nur der Papa da - gewöhnt haben. Ich weiß um die Vorteile des Stillens, aber kann es Nachteile haben, wenn meine Tochter nicht "lernt" anderweitig in den Schlaf zu finden als durch das Stillen und sie morgens zum Wachwerden noch so darauf besteht? In der Kita schläft sie problemlos mit Schnuller, den hat sie daheim nie genutzt. Zudem ist es mir ehrlich gesagt mitunter auch etwas unangenehm, wenn sie in der Öffentlichkeit meine Brust anfasst und danach fragt oder erzählt, wie gerne sie Brust trinkt. Eigentlich hatte ich vor, ihr den Abstillzeitpunkt zu überlassen, aber habe ein wenig die "Sorge", dass das in absehbarer Zeit nicht der Fall ist? Wie könnte ich ihr denn dabei helfen, abends anders in Schlaf zu finden und ist es in dem Alter noch vertretbar, sie zu stillen oder kann es Nachteile für ihre Entwicklung haben? Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße
Liebe Mathilda_21, jedes Kind stillt sich irgendwann von selbst ab. Der Abstillprozess gehört zur Entwicklung eines Kindes wie Krabbeln Lernen, Laufen Lernen oder Sprechen Lernen. Wird es dem Kind überlassen, wann es sich abstillt, so geschieht dies selten vor dem zweiten Geburtstag in vielen Fällen etwa mit drei Jahren, es gibt aber auch Kinder, die sich länger Zeit lassen. Das durchschnittliche weltweite Abstillalter wurde lange Zeit mit vier Jahren und drei Monaten angegeben, durch die aber leider sinkenden Stillzahlen ist auch diese Zahl inzwischen gesunken. Wenn es dir und deinem Kind beim Stillen gut geht, dann gibt es keinen Grund, dass du jetzt abstillst. Du schadest damit weder dem Kind noch Dir, im Gegenteil es gibt eine ganze Reihe von gut dokumentierten Vorteilen sowohl für dich als auch dein Kind, die sich aus einer längeren Stillzeit ergeben. Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase. Ich rate dir, dich in einer ruhigen Minute einmal hinzusetzen und wirklich in dich zu gehen. Was möchtest DU? Ist es für DICH wichtig abzustillen oder ist es eher der Druck von außen? Wie viel Zeit willst du und deinem Kind schenken? Nur weiter zu stillen, weil dein Kind es so möchte, ist keine gute Lösung, denn dein Kind spürt deinen Widerwillen und wird umso mehr klammern. Trotzdem braucht dein Kind ja Hilfe und Unterstützung und mit dem Abstillen wird es nicht automatisch besser werden. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst du einen Weg finden. Wenn du nicht mehr ständig stillen möchtest, wird es am besten sein, wenn du schrittweise vorgehst, z.B. in dem du zunächst eine gewisse stillfreie Zeit in der Nacht einführst oder eben nicht in der Öffentlichkeit stillst. Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Wenn du dein Kind nicht wecken möchtest, dann wartest du eben einfach, bis es von selbst wieder kommt ;-). Natürlich kannst du deiner Kleinen während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich gar schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass deine Kleine sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das nun auf Deutsch erschienen ist und das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. Liebe Grüße, Biggi
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