Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Langzeitstillen 17 Monate und immer noch wilde Nächte.

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Langzeitstillen 17 Monate und immer noch wilde Nächte.

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Hallo, ich stille meine Tochter seit 17 Monaten, wir einschlafstillen, ich lasse sie im grossen Bett liegen und lege mich meist zu ihr, wenn sie das erste Mal ruft. Bis auf wenige Ausnahmen will sie weiterhin alle 1-3 Stunden trinken (einschlafnuckeln?). Sie hatte schon längere Pausen, aber dann kommen wieder Zähne, Krankheiten oder Umstellungen. Das letzte Mal hat die Kinderkrippeneingewöhnung zu unruhigeren Nächten geführt. Einerseits habe ich gehört, dass einschlafgestillte Elternbettkinder kaum vor dem 3. Lebensjahr durchschlafen und werde das wohl noch eine Weile durchhalten. Andererseits merke ich so langsam, dass ich von meinem "großen" Kind mittlerweile doch erwarte, dass sie es mal ohne kann. Wir hatten vor zwei Wochen nachts ein paarmal diskutiert und schon konnte sie auch mal ohne Trinken weiterschlafen. Nun kommt sie aber seit ein paar Tagen durch eine fiebrige Virusinfektion fast stündlich. Ich kann damit aber schlechter umgehen als vorher. Gibt es denn irgendetwas, was ich schon tun kann? Oder sogar tun sollte? Oder soll ich ihr einfach weiter geben, nach was sie verlangt? Und darauf vertrauen, dass sie selbst dann loslässt, wenn es an der Zeit ist? Mit dankbaren Grüssen H.H.


Biggi Welter

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Liebe H.H., gerade wenn ein Kind krank ist, will es häufiger an die Brust und in diesem Fall würde ich auch nichts erzwingen. Wenn Ihr Kind wieder ganz fit ist, können Sie natürlich versuchen, die Stillpausen zu verlängern. Weitere Möglichkeiten sind: Nicht anbieten, nicht ablehnen. Das ist eine sichere und wirksame Abstilltechnik. Die Mutter stillt ihr Kind, wenn es danach verlangt, aber sie bietet ihm die Brust nicht an, solange es nicht danach fragt. Wird nur diese Technik angewandt, lässt sich nicht vorhersagen, wie lange das Abstillen dauern wird. Wird sie zusammen mit den folgenden Methoden angewandt, kann sie dazu beitragen, den Abstillprozess zu beschleunigen. Veränderung des Tagesablaufs. Die meisten Kinder haben bestimmte Zeiten und bestimmte Orte, wo sie gestillt werden wollen. Die Mutter kann das Stillverhalten ihres Kindes beobachten und überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, ihren Tagesablauf so zu verändern, dass das Kind nicht so oft an das Stillen erinnert wird. Ein Beispiel: Will das Kind gewöhnlich gestillt werden, wenn die Mutter in ihrem Lieblingssessel sitzt, könnte sie es vermeiden, sich in diesen Sessel zu setzen (oder sich überhaupt zu setzen!), während sie ihr Kind abstillt. Auch Väter können eine Hilfe sein. Will das Kind am Morgen nach dem Aufwachen gestillt werden, kann der Vater es aufwecken und mit ihm frühstücken. Es sollte sichergestellt sein, dass dann etwas zu essen und zu trinken für das Kind bereit steht (seine Lieblingsspeisen können dabei helfen, diese Veränderung leichter zu akzeptieren). Dem Stillen zuvorkommen und einen Ersatz anbieten oder das Kind ablenken. Manche Kinder neigen dazu, zu bestimmten Tageszeiten gestillt werden zu wollen. Kennt die Mutter das Stillverhalten ihres Kindes in allgemeinen Zügen, kann sie ihm eine besondere Speise oder ein Getränk anbieten kurz vor dem Zeitpunkt, zu dem es üblicherweise gestillt werden will. Anschließend kann sie mit dem Kind zu seinem Lieblingsplatz, einem Spielplatz oder der Wohnung eines Freundes gehen, um es zusätzlich abzulenken. Werden Nahrungsmittel als Ersatz für das Stillen eingesetzt, sollte die Mutter gesunde, vollwertige Nahrungsmittel auswählen, von denen sie gerne möchte, dass ihr Kind sie isst. Ablenkungsmanöver sind bei einigen Kindern erfolgreicher als bei anderen. Einige Kleinkinder neigen dazu, häufiger gestillt werden zu wollen, wenn sie zu Hause sind und nichts Bestimmtes zu tun haben, als wenn sie sich in einer neuen Umgebung befinden und dadurch abgelenkt sind. Bei diesen Kindern kann die Mutter beschließen, so viel Zeit wie möglich außerhalb des eigenen Zuhauses zu verbringen, in einer für das Kind interessanten Umgebung. Andere Kleinkinder wollen öfter gestillt werden, wenn sie sich von ihrer Umgebung überfordert fühlen. Für solche Kinder kann es besser sein, wenn die Mutter sich dazu entscheidet, häufiger zu Hause zu bleiben und die Ablenkungen auf ein Minimum zu beschränken. Sobald das Kind danach verlangt, gestillt zu werden, ist es sehr viel unwahrscheinlicher, dass Ablenkung oder Ersatz erfolgreich sind. Sie haben den besten Erfolg, wenn sie angewandt werden, bevor das Kind ans Stillen denkt. Hinausschieben. Eine weitere wirkungsvolle Technik besteht darin, dass die Mutter das Stillen hinausschiebt, und zwar immer dann, wenn sie glaubt, dass das Kind die Verzögerung verkraften kann. Trinkt das Kind nur sehr unregelmäßig an der Brust, kann dies Erfolg versprechender sein als der Versuch, eine bestimmte Stillmahlzeit wegzulassen. Ein Nachteil dabei ist, dass diese Methode nur dann günstig für das Kind ist, wenn es alt genug ist, um Warten akzeptieren zu können. Bei einigen Kindern bewirkt diese Methode die dem Kind im Laufe der Zeit das Gefühl gibt, dass die Mutter es ständig wegschieben will , dass es umso entschiedener nach dem Gestilltwerden verlangt. Verhandeln. Manchmal kann man mit einem älteren Stillkind verhandeln. Ein Kind, das sich schon bald ohnehin von selbst abgestillt hätte, kann vielleicht durch ein gegenseitiges Abkommen davon überzeugt werden, nun eben etwas eher nicht mehr gestillt zu werden. Allerdings haben die meisten Kinder unter drei Jahren noch nicht die nötige Reife und Voraussicht, um die Bedeutung eines Versprechens zu verstehen. Da kommt es jetzt darauf an, wie verständig Rebekka bereits ist. Wenn Sie viel Ruhe bekommen und Zeit für viele Kuschel und Streicheleinheiten für den Ihr Kind haben und vor allem fest hinter dem Entschluss stehen, dass das Stillen nun eingeschränkt wird, dann wird Ihr Kind Ihre Entscheidung akzeptieren. Eine Möglichkeit nachts abzustillen ist es, dass statt Ihnen Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass Ihr Kind weiterhin Ihre Liebe und Zuneigung spürt. Es muss erkennen können, dass Sie ihm zwar die Brust, aber nicht Ihre Liebe entziehen. Ich hoffe, die Tipps helfen Ihnen weiter. LLLiebe Grüße, Biggi


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Liebe Biggi Welter, vielen herzlichen Dank für die schnelle und unglaublich ausführliche Antwort!! Natürlich hat sich meine Frage jetzt nicht auf die Krankheitsphase bezogen, da darf sie gerne wann und so oft und lange sie will..da war meine Frage wohl mißverständlich formuliert Es ging mir eher um die Nächte...und die weitere Zukunft.. also ob ich immer noch 5mal nachts wach sein "muss", wenn sie ihren zweiten Geburtstag feiert oder es eben eine sanfte Unterstützung gibt. Tagsüber will sie (ausser sie ist krank) nur noch selten trinken. Sobald sie wieder ganz gesund ist werde ich mit ihr die nächtlichen Diskussionen wieder starten ;-) Eventuell kann ich so das eine oder andere Mal vermeiden und sie langsam entwöhnen. Ich wäre ja schon sehr glücklich, wenn sie nur noch 1-2 Mal nachts trinkt..das ist jedesmal wie Urlaub ;-) Herzliche Grüsse H.H.


Biggi Welter

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Liebe H.H., um wenigstens ein bisschen ruhigere Nächte zu haben, kannst du probieren, ob deine Kleine es schafft, eine "stillfreie Zeit" in der Nacht zu akzeptieren. So könntest du wenigstens ein paar Stunden am Stück schlafen und dich erholen. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihr während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das erst im Herbst auf Deutsch erschienen ist und das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Allerdings sind 17 Monate schon noch früh für längere Stillpausen in der Nacht. Die meisten Babys brauchen das Trinken und Nuckeln einfach noch (es schenkt ihnen Ruhe, Geborgenheit, Sicherheit), und es ist nicht ganz einfach, gegen ihre Natur vorzugehen. Ich hoffe, die Antwort hilft dir weiter. LLLiebe Grüße, Biggi


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Liebe Biggi, schon wieder so schnell... Ich hatte einfach wieder so eine Phase, in der ich meinte, jetzt könnte es doch auch einfach mal an der Zeit sein, dass sie einen Schritt weiter geht... weil sich so garnichts in diese Richtung tut und ich nun schon über 17 Monate keinen Film mehr fertig anschauen kann und mich mehrmals Nacht für Nacht über mein Kind drüberwuchten muss ("andere Seite"...das kann sie schon ganz gut sagen......und auch sehr bestimmt ;-) Aber am hilfreichsten fand ich den letzten Absatz: dass sie es einfach noch braucht und es auch in Ordnung ist und richtig. Da hat man doch gleich wieder mehr Kraft um ein paar Monate lang immer noch nicht ausgeruht zu sein ;-) Herzliche Grüsse H.H.


Biggi Welter

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...ganz herzliche Grüße zurück! Und glaube mir, auch wenn es dir jetzt im Moment endlos erscheint, die Zeit WIRD bald zu Ende sein und irgendwann wirst Du sagen, dass es eine der schönsten Zeiten deines Lebens war....... Biggi


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