Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Langzeit-/Tandemstillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Langzeit-/Tandemstillen

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Seit etwas über einem Jahr stille ich nun meine beiden Jungs zusammen. Der Große wird im Sommer vier, der Kleine ist gerade ein Jahr geworden. Angefangen habe ich, wie wahrscheinlich die meisten Mütter mit dem Vorsatz, sechs Monate voll zu stillen und dann mit Beikost zu beginnen mit gleichzeitigem Abstillen. Wie man sieht, ist mir das nicht so ganz gelungen *grins*! Was nun die Vorteile des Langzeitstillens betrifft, bin ich, denke ich, ganz gut informiert, von daher brauche ich kein neues input. Aber ich brauche einfach einen rat, wie ich mit der derzeitugen Situation umgehen soll: mittlerweile werde ich nämlich mürbe. Ich fühle mich total auf meine Brüste reduziert, irgendwie von meinen Söhnen ausgenutzt. Am Stillen als solches kann ich nicht mehr viel Schönes finden, es wird mir mehr und mehr zur Last. Mittlerweile ist es sogar schon so, dass ich meinen Mann abweise, weil ich es nicht ertrage, auch noch von ihm an den Brüsten berührt zu werden. Das frustriert wiederum ihn, was ich ja auch verstehen kann. Vor allem, weil er total hinter mir steht mit dem Stillen und so. Mit dem Großen habe ich soweit die Regel eingeführt, dass er vor dem Schlafen gehen und morgens stillt. Das klappt ganz gut, andererseits fragt er natürlich, warum der Kleine öfter darf, jetzt, wo der nicht mehr nur auf die Milch angewiesen ist, was früher als Argument half. Er will auch wieder Baby sein, möchte eine Windel, gefüttert werden... Ich frage mich, ob das alles mit dem Stillen zusammen hängt und was ich den nun machen kann. Eigentlich will ich nicht abstillen, ich wüßte auch gar nicht, wie das gerecht funktionieren sollte. Außerdem wollte ich ja die Entscheidung den Kindern überlassen, nachdem ich ja nun zur Langzeitstillenden geworden bin. Ich fühl mich so ausgelaugt und hab nur noch wenig Freude an meinen Kindern und so kann das nicht weitergehen. Liebe Biggi und auch alle anderen, Vielleicht habt Ihr einen Rat für mich, ich hab keinen mehr. Vielen Dank bis hierher. Martina


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Liebe Martina, viele Frauen erleben zwischendurch eine Phase der Stillmüdigkeit. Sie wünschen sich wieder mehr Freiraum für sich und auch wieder mehr Verfügungsrecht über ihren Körper. Dieses Gefühl kennt vermutlich jede Frau, die längere Zeit stillt. Doch das ist letztlich nicht wirklich etwas, was sich durch Abstillen erreichen ließe, denn es ist nicht wirklich so, dass das Stillen die Frau "anbindet" und müde macht, sondern es ist die Mutterschaft. Wir alle haben irgendwann oder immer wieder einmal Sehnsucht nach dem Leben v.K. (= vor dem Kind) als "Mama noch eine Frau war". Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Und an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht. Selbst wenn eine Mutter ihr Kind vorübergehend in die Betreuung durch Vater, Großmutter oder Babysitter gibt, bleibt sie die Mutter und wird das Kind nicht aus ihren Gedanken streichen können oder die Verantwortung dafür abgeben können. Abstillen gibt keiner Frau das Leben vor dem Kind wirklich zurück. Du musst dir bewusst sein, dass sich durch das Abstillen dein Leben keineswegs auf wundersame Weise positiv verändern wird. Dein Sohn spürt, dass Du dich ihm entziehen willst und das macht ihn unsicher, so dass er noch mehr "klammert", noch stärker deine Nähe und die Geborgenheit an der Brust sucht.und z.B. auch wieder Windeln möchte. Das Abstillen jetzt mit aller Macht "durchziehen" zu wollen, wird viel Kraft und Tränen bei allen Beteiligten fordern. Ich habe jetzt kein Rezept für dich, wie Du deine Gefühle und die Bedürfnisse deines Kindes miteinander in Einklang bringen kannst. Ich kann dir nur an Herz legen, in einer stillen Stunde (oder vielleicht eher Minute bei zwei so kleinen Kindern, dürfte diese Zeit eher knapp sein) für dich selbst zunächst einmal eine Bestandsaufnahme zu machen und für dich selbst in Reine kommen, was DU für dich als wichtig und richtig erkennst. Wenn Du es erst einmal geschafft hast, deine eigene Position gründlich zu bestimmen, dann wird es dir auch leichter fallen, zu erkennen, was für dein Kind absolut wichtig ist und wo es vielleicht Einschränkungen verkraften kann. Auch wenn der junge Herr zur Zeit keine offensichtlichen Anzeichen für Eifersucht zeigt, bedeutet dies nicht, dass die Eifersucht nicht doch da ist. Das gesteigerte Stillverhalten kann auch durch die Eifersucht begründet sein. Kennst Du das Buch "Wir stillen noch" von Norma J. Bumgarner? Vielleicht gibt dir der Inhalt dieses Buches Kraft und Tipps deine Entscheidung und auch die Durchführung, gleich wie Du dich entscheidest. Viel Kraft und gute Nerven und Geduld für dich und dein Kind. LLLiebe Grüße Biggi


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