Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ist langes Stillen schädlich für die Entwicklung?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Ist langes Stillen schädlich für die Entwicklung?

kernhsil

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Hallo, meine Tochter ist jetzt 19 Monate. Sie ist ein gut entwickeltes, recht fröhliches Wesen. Ich stille sie immer noch nach Bedarf. Es macht uns beide Spass. Allerdings kann sie abends ohne mich nicht einschlafen. Sie wacht in der Nacht öfters auf und dann schläft sie an der Brust ein. Das nervt mich schon doch gelegentlich. Morgens ist der Windel immer sehr voll. Jetzt las ich im Buch von Hrn. Rüdiger, dass das Langzeitstillen Gefahr auf ein gelungenes Loslösen sein kann. Verhindert es, dass meine Tochter in der Nacht früher trocknen wird? (aufs Töpchen geht sie tagsüber recht oft u. sie sagt oft, wenn sie muss) Sollte ich jetzt mit dem Stillen aufhören. Ist das jetzt nur noch eine Gewohnheit bei meiner Tochter. Aber nach meinem Empfinden mag sie es so sehr. Und für ist es auch noch keine Last - gut ab und zu in der Nacht. Was ist Ihre Meinung? Vielen Dank


Biggi Welter

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Liebe kernhsil, zwei Experten, drei Meinungen :-) Haben Sie gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Da wird dann gewarnt vor Einschlafstillen, gemeinsamem Schlafen, Troststillen. Ich kenne Duzende Frauen, die ihre Kinder länger als ein Jahr gestillt haben, und deren Kinder jetzt groß sind. Es sind alles wunderbare, selbstständige und selbstbewusste Menschen. Keinen einzigen Fall kenne ich, wo ein Kind durch längeres Stillen Schaden genommen hätte! Der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs Fakt. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Die Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde). Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase, aber ihr Kind spürt jetzt ihre Unsicherheit und das ist etwas, was Kinder extrem schlecht vertragen. Kinder brauchen Klarheit und Zweifel sowie Unsicherheit der Eltern verwirren sie und beeinflussen ihr Verhalten, so dass sie z.B. besonders klammern oder eben sehr lange und häufig an der Brust trinken. Das Problem ist nicht das Stillen – das in diesem Alter außerdem noch vollkommen normal ist, denn statistisch gesehen findet ein selbstbestimmtes Abstillen meist irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag statt – sondern der Druck, der von außen auf Ihnen lastet. Kennen Sie noch andere langzeitstillende Mütter im realen Leben? Ich denke, dass Ihnen der Austausch mit anderen Eltern von langzeitgestillten Kindern sehr gut tun würde. Wenden Sie sich doch einmal an eine Stillberaterin und fragen Sie, ob es eine Kleinkinderstillgruppe in Ihrer Nähe gibt. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. LLLiebe Grüße, Biggi


kernhsil

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Hallo liebe Biggi, vielen lieben Dank für Ihre schnelle Antwort. Meine Postleitzahl ist 77815. Ich ging ins Kreiskrankenhaus einige Male in den Stilltreff. Das ist aber keine richtige Kleinkindgruppe. Und da meine kleine recht mobil und forsch ist, ist für sie da der Platz sehr begrentz, so gehen wir dahin nicht mehr oft hin. Da habe ich ähnliche Meinungen gehört, wie Ihre und ich entschied mich auch bewusst fürs Langzeitstillen - von der La Leche Lige habe ich auch viele Bücher gelesen, die mich dazu motiviert haben. Jetzt lese ich aber gerade ein tolles Buch von Hr. Rüdiger Posth - Vom Urvertrauen bis zum Selbstvertrauen. Und da habe ich es mit der eventl. erschwerten Loslösung gefunden. Deswegen wollte ich Ihre Meinung dazu fragen. Wir werden zuerstmal weiterstillen bis es uns beiden Spaß macht. Wenn Sie mir eine Stillberaterin in meiner Nähe nennen würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Vielen lieben Dank. Liebe Grüsse


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe kernhsil, ich finde keine Beraterin in Ihrer Nähe, am besten sehen Sie selbst mal nach, wer für Sie am besten erreichbar ist. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi Welter


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