Hallo,
ich habe ein riesiges Problem mit meinem Gewissen. Mein kleiner ist nun 5 Monate alt und ich habe es bis jetzt noch nicht geschafft, das rauchen komplett aufzugeben. In der Schwangerschaft hatte ich es tatsächlich geschafft, hatte jedoch dann nach einer Woche einen Rückfall, da ich mit meinen psychischen Erkrankungen sehr zu kämpfen hatte. Ich habe chronische Schizophrenie und Borderline, komme aber recht gut damit zurecht. Zeitweise mal mehr mal weniger, allerdings habe ich aus eigenem Willen am Anfang der Schwangerschaft meine Tabletten abgesetzt, da ich es nicht einsehen konnte, mein Baby mit seroquel zu belasten und wollte ihm zudem auch den Entzug ersparen. Nunja somit war die Schwangerschaft zeitweise eine große belastungsprobe für mich, aber auch für meinen Mann. In der Schwangerschaft habe ich ab und an dann von seiner Zigarette gezogen, immer dann, wenn es gar nicht mehr ging. Als mein Sohn dann geboren wurde (er wog 4190 Gramm), obwohl ich selbst sehr schlank bin (1,78m und 67kg momentan). Jetzt ist der kleine schon 5 Monate alt und wirklich ein großer Kerl. Er trägt Größe 74 und hatte auch schon immer einen guten Appetit. Ich habe leider schon von Anfang an nach dem stillen ab und zu eine halbe, jedoch selbst gedrehte Zigarette geraucht. Jedoch einen der angeblich "frei von Zusätzen" sein soll. Ansonsten ernähren wir uns sehr gesund und vital, beziehen in unsere Ernährung auch immer wieder superfoods und Gemüse oder Obst aus eigenem Anbau. Ich weiß leider wirklich nicht, wie ich es jemals schaffen soll, komplett aufzuhören. Ich rauche seit ich 13 Jahre alt bin und das war schon immer so eine Art Ventil, um einfach mal abzuschalten. Ich muss auch gestehen, dass ich einen erheblichen drogenkonsum hinter mir habe und es zu meinem Glück geschafft habe aus dem Teufelskreis zu kommen. Das war vorbei, als ich meinen Mann traf. Um zum Thema zurück zu kommen, ich rauche ca 4-5 halbe Zigaretten am Tag, immer nach dem stillen. Belastet das meinen kleinen sehr?
von
Mikiis
am 14.06.2017, 09:23
Antwort auf:
Ist es sehr schlimm zu stillen und zu rauchen?
Liebe Mikiis,
mach dir keine Vorwürfe, es ist, wie es ist, und du tust ja dein Möglichstes, jeden Schaden von deinem Kind fernzuhalten. Mit 4-5 halben Zigaretten ist das wirklich schon eine Riesenleistung, die du vollbracht hast!! Und frei von Giften ist kaum noch etwas, das uns umgibt, das ist auch eine Tatsache.
Nun will ich natürlich nicht sagen, dass Rauchen kein Problem ist, so etwas dürfte ich auch nicht. Aber es bringt doch nichts, wenn du dir ein so schlechtes Gewissen machst, dass du eure Stillzeit nicht genießen kannst! Und die Vorteile des Stillens überwiegen allemal!!! Du tust so viel für dein Baby, dass du vielmehr stolz sein kannst.
Natürlich ist es das Beste, wenn eine Mutter nicht raucht, darüber brauchen wir wohl nicht zu diskutieren. Wenn man sich die Situation mal objektiv anschaut, wird ein Kind einer Raucherin in einem Umfeld mit Zigarettenrauchs mit all seinen Nachteilen aufwachsen. Demgegenüber stehen die Vorteile des Stillens, auch wenn die Milch mit Nikotin belastet sein wird.
Nikotin tritt rasch in die Muttermilch über. Cotinin, das wichtigste Stoffwechselprodukt des Nikotins, erscheint ebenfalls rasch in der Muttermilch. Mit zunehmender Zahl gerauchter Zigaretten steigen Nikotin und Cotiningehalt in der Muttermilch an (Schwartz Bickenbach et al., 1987). Neben Nikotin und Cotinin sind weitere hochgiftige und auch krebserregende Stoffe in der Muttermilch von Raucherinnen zu erwarten. So sind z.B. die Kadmiumkonzentrationen in der Muttermilch gegenüber denen von Nichtraucherinnen deutlich erhöht (Radisch et al., 1987).
Mögliche Folgen des mütterlichen Rauchens können bei der Mutter ein niedrigerer Prolaktinspiegel und beim Baby ein höheres Risiko für Atemwegserkrankungen, ein höheres Risiko für den Plötzlichen Kindstod und bei extrem starken Rauchen Erbrechen, Durchfall und schneller Herzschlag sein. Diese kindlichen Probleme treten aber auch bei passivem Rauchen auf.
Der Plötzliche Kindstod (SIDS) kommt häufiger vor bei Babys von Rauchern. Gestillte Babys von Rauchern haben ein SIDS Risiko, das dem von nicht gestillten (nicht gestillte Babys haben ein höheres Risiko als gestillte Babys) Babys von Nichtrauchern gleich ist. Babys von Rauchern haben häufiger Atemwegserkrankungen. Diese Auswirkungen des Rauchens werden abgemildert wenn das Baby gestillt wird.
Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann 7. Auflage, Juni 2006:
`Stillenden Müttern ist dringend zu raten, das Rauchen einzustellen und auch darauf zu achten, dass der Säugling nicht durch andere Raucher in der Umgebung mitrauchen muss. Wenn nicht bereits während der Schwangerschaft, sollte spätestens ab der Geburt der Haushalt zur Nichtraucherzone erklärt werden. Sollte der Mutter das Einstellen des Rauchens nicht möglich sein, muss zumindest versucht werden, die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten auf 5 zu begrenzen. Ob ab 10 oder 15 Zigaretten täglich empfohlen werden sollte (Anmerkung: andere Autoren geben eine Zahl von 20 an) ist müßig zu erörtern. Es gibt keine Studien, die belegen, ab welcher Zigarettenzahl die Vorteile des Stillens von den Nachteilen des Rauchens überwogen werden. Außerdem ist nicht nur die Anzahl relevant. Das individuelle Rauchverhalten wie Inhalieren, Verwerfen von Zigarettenresten und Markenwahl beeinflusst den Toxineintrag in die Milch ebenfalls erheblich. Einige Autoren empfehlen, wenigstens 2 bis 3 Stunden vor dem Anlegen nicht zu rauchen. Dies erscheint bei Vielraucherinnen wenig praktikabel. Es mag aber als Anreiz zum Wenigerrauchen dienen."
Soweit der wissenschaftliche Hintergrund.
Ich finde es toll, dass Du so kämpfst für dein Kind und wünsche dir sehr, dass Du gesund bleibst.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 14.06.2017