Abgepumpte Muttermilch nach dem Rauchen besser verwerfen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Abgepumpte Muttermilch nach dem Rauchen besser verwerfen?

Unsere Tochter bekommt abgepumpte Muttermilch und, falls diese nicht ausreicht, ergänzend Pre -Nahrung (täglich eine Flasche). Zum Stillen sind wir aus unterschiedlichen Gründen nie gekommen. Nachdem ich im ersten Drittel der Schwangerschaft aufgehört habe zu rauchen, habe ich leider in der letzten Zeit ständiges Rauchverlangen. Ab und zu habe ich schonmal 1/2- 1 Zigarette direkt nach dem abpumpen geraucht (ca, 1-2x pro Woche). Danach habe ich die erste abgepumpte Milch nach dem Rauchen meist verworfen. Ist es sinnvoller Pre-Nahrung zu geben, wenn man sich das rauchen nicht verkneifen konnte oder sollte ich dennoch lieber die muttermilch geben? Ich warte mit dem abpumpen nach dem Rauchen immer mindestens drei Stunden. Für einen Rat wäre ich dankbar. Viele grüße

von BB19 am 18.01.2018, 15:35



Antwort auf: Abgepumpte Muttermilch nach dem Rauchen besser verwerfen?

Liebe BB19, natürlich ist es das Beste, wenn eine Mutter nicht raucht, darüber brauchen wir wohl nicht zu diskutieren. Wenn man sich die Situation mal objektiv anschaut, wird ein Kind einer Raucherin in einem Umfeld mit Zigarettenrauchs mit all seinen Nachteilen aufwachsen. Demgegenüber stehen die Vorteile des Stillens, auch wenn die Milch mit Nikotin belastet sein wird. Nikotin tritt rasch in die Muttermilch über. Cotinin, das wichtigste Stoffwechselprodukt des Nikotins, erscheint ebenfalls rasch in der Muttermilch. Mit zunehmender Zahl gerauchter Zigaretten steigen Nikotin und Cotiningehalt in der Muttermilch an (Schwartz Bickenbach et al., 1987). Neben Nikotin und Cotinin sind weitere hochgiftige und auch krebserregende Stoffe in der Muttermilch von Raucherinnen zu erwarten. So sind z.B. die Kadmiumkonzentrationen in der Muttermilch gegenüber denen von Nichtraucherinnen deutlich erhöht (Radisch et al., 1987). Mögliche Folgen des mütterlichen Rauchens können bei der Mutter ein niedrigerer Prolaktinspiegel und beim Baby ein höheres Risiko für Atemwegserkrankungen, ein höheres Risiko für den Plötzlichen Kindstod und bei extrem starken Rauchen Erbrechen, Durchfall und schneller Herzschlag sein. Diese kindlichen Probleme treten aber auch bei passivem Rauchen auf. Der Plötzliche Kindstod (SIDS) kommt häufiger vor bei Babys von Rauchern. Gestillte Babys von Rauchern haben ein SIDS Risiko, das dem von nicht gestillten (nicht gestillte Babys haben ein höheres Risiko als gestillte Babys) Babys von Nichtrauchern gleich ist. Babys von Rauchern haben häufiger Atemwegserkrankungen. Diese Auswirkungen des Rauchens werden abgemildert wenn das Baby gestillt wird. Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann 7. Auflage, Juni 2006: `Stillenden Müttern ist dringend zu raten, das Rauchen einzustellen und auch darauf zu achten, dass der Säugling nicht durch andere Raucher in der Umgebung mitrauchen muss. Wenn nicht bereits während der Schwangerschaft, sollte spätestens ab der Geburt der Haushalt zur Nichtraucherzone erklärt werden. Sollte der Mutter das Einstellen des Rauchens nicht möglich sein, muss zumindest versucht werden, die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten auf 5 zu begrenzen. Ob ab 10 oder 15 Zigaretten täglich empfohlen werden sollte (Anmerkung: andere Autoren geben eine Zahl von 20 an) ist müßig zu erörtern. Es gibt keine Studien, die belegen, ab welcher Zigarettenzahl die Vorteile des Stillens von den Nachteilen des Rauchens überwogen werden. Außerdem ist nicht nur die Anzahl relevant. Das individuelle Rauchverhalten wie Inhalieren, Verwerfen von Zigarettenresten und Markenwahl beeinflusst den Toxineintrag in die Milch ebenfalls erheblich. Einige Autoren empfehlen, wenigstens 2 bis 3 Stunden vor dem Anlegen nicht zu rauchen. Dies erscheint bei Vielraucherinnen wenig praktikabel. Es mag aber als Anreiz zum Wenigerrauchen dienen." Soweit also der wissenschaftliche Hintergrund. Außerdem zitiere ich aus dem Buch "Stillen gesund und richtig" haben Gabi Eugster und Denise Both, die das Thema Rauchen nämlich auch besprochen haben und ich zitiere dir da jetzt mal aus dem entsprechenden Absatz: "Raucht eine Mutter - aktiv oder passiv - dann lässt sich Nikotin im Urin ihres Babys nachweisen. Die Folge ist, dass der kleine Liebling schlechter schläft. Säuglinge, deren Mütter kurz vor dem Stillen eine Zigarette anzündeten, schliefen 37 % weniger, als wenn die Frauen auf Zigaretten verzichteten. Kinder von Raucherinnen haben ein erhöhtes Risiko für den Plötzlichen Kindstod, bei starken Raucherinnen kann es zudem zu Erbrechen, Durchfall und Herzrasen beim Kind kommen. Passivrauchen steht in Zusammenhang mit frühzeitigem Asthma, Unruhe und Darmkoliken. In der oben erwähnten Untersuchung tranken die Babys hingegen die gleiche Menge, sie schienen sich am "Rauchgeschmack" der Muttermilch nicht zu stören. Doch genau hier liegt eines der Probleme. Allgemein gilt: Mit der Muttermilch gewöhnen sich die Kinder an die Geschmäcker der Nahrungsmittel, die Mama isst - und sie bevorzugen diese auch später. Doch keine Mutter kann ernsthaft daran interessiert sein, dass das Baby den Rauchgeschmack mag." LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 18.01.2018



Antwort auf: Abgepumpte Muttermilch nach dem Rauchen besser verwerfen?

Liebe Biggi, Vielen Dank für die Ausführungen, die mir durch Lesen anderer Fragen im Forum auch schon bekannt waren. Eine wirkliche Antwort bzw. Einen Rat auf meine Frage kann ich allerdings trotzdem nicht ausmachen. Ich weiß dass es alles andere als löblich ist in der stillzeit zu rauchen, bin jedoch ein bisschen überrascht darüber dass mir gleich unterstellt wird, ich würde mein Kind als Passivraucher aufwachsen lassen. Die ca. 1 Zigarette pro Woche habe ich jetzt 2-3x geraucht wenn ich alleine unterwegs war bei rauchenden Bekannten zu denen ich mein Kind nicht mitgenommen habe um es nicht dem Rauch auszusetzen. Kleider wurden direkt nach dem nach hause kommen gewechselt und Hände und Gesicht gründlich gewaschen. Wie Sie sehen versuche ich die Belastung für unsere Tochter so gering wie möglich zu halten. Daher auch die Frage ob es nicht sinnvoller wäre die folgend abgepumpte Milch (nach ca. Drei bis vier Stunden) zu verwerfen und stattdessen Pre-Nahrung zu geben?

von BB19 am 19.01.2018, 13:24



Antwort auf: Abgepumpte Muttermilch nach dem Rauchen besser verwerfen?

Das würde mich auch mal interessieren, ob die eingeschossene, also vorhandene Muttermilch dann abgepumpt werden sollte oder eben nicht, weil sie sich sowieso nach 180min erneuert. Eine klare Antwort wäre nett. Vielen Dank

von Kaetzchen9191 am 22.11.2019, 12:14



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