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Ich möchte abstillen

Biggi Welter

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Frage: Ich möchte abstillen

Sarah174

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Hallo Biggi, mein Sohn ist jetzt 9 Monate alt und ich möchte abstillen. Ich weiß es ist das Beste für mein Kind aber ich kann nicht mehr. Ich könnte beim stillen nur noch heulen. Es geht mir einfach nicht mehr gut damit und es belastet mich psychisch und physisch extrem. Nachts nuckelt er fast die ganze Nacht und ich darf mich nicht von ihm wegdrehen. Ich schlafe also immer nur auf einer Seite. Hab ihm nachts auch schon alternative Nahrungsquellen angeboten, aber es ist nachts überwiegend das nuckel Bedürfnis und kein Hunger. Ich habe es bereits versucht mit Fläschchen und Schnuller, aber er nimmt keinen Ersatz. Wasser nimmt er aus der Flasche (mittlerweile), aber Milchnahrung nicht. Habe schon mehrere ausprobiert und auch mehrere Flaschen und mehrere verschiedene Schnuller. Alles wird verschmäht. Er lässt sich durch wiegen auch kaum beruhigen und im Kinderwagen Schläft er auch kaum ein. Zumindest nicht ohne dass er vorher meckert und schreit. Ich weiß dass stillen nicht nur Nahrungsaufnahme ist und ich versuche ihm durch kuscheln und Tragen die Nähe zu geben, aber abstillen geht nicht. Sein allgemeines Essverhalten ist mal so mal so. Er würde gerne alleine essen und ich versuche auch ihn zu lassen aber er ist wahnsinnig schnell frustriert und brüllt dann. Dann ist es ab dem Moment auch schwer ihn zum weiteren essen zu bewegen und er möchte an die Brust. Ich habe zuvor seine Schwester ähnlich lange gestillt und wurde ihn dieser Stillzeit erneut schwanger. Sprich Schwangerschaft 1, Stillzeit 1, Schwangerschaft 2 und Stillzeit 2. Vermutlich ist es egoistisch aber ich will meinen Körper einfach auch mal wieder für mich. Bei seiner Schwester war es überhaupt kein Problem. Schnuller und Flasche und dann konnte auf Mamas Brust verzichtet werden. Ich weiß nicht was ich noch machen soll und ich will ihn nicht mit purer Gewalt abstillen, aber wie gesagt...es geht mir mittlerweile echt an die Nieren. Vermutlich klingt das alles nur nach ganz viel Gejammer:-( aber ich hoffe auf einen guten Tipp den ich vielleicht noch nicht probiert habe. Danke und liebe Grüße


Biggi Welter

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Liebe Sarah174, ich kann dich gut verstehen und spüre deine Unsicherheit.
Wichtig ist es jetzt erst einmal, dass DU dir Klarheit verschaffst.

Höre mal ganz genau ich dich hinein, was empfindest DU? Ist es für DICH eher schon ein Machtkampf? Fühlst DU DICH wohl?
Wenn du dich nicht mehr wohl fühlst, dann ist es dein gutes Recht etwas zu ändern. Stillen ist eine ZWEIERbeziehung und du musst dich nicht zwingen.
Vielleicht versuchst du es damit, die Stillzeiten immer weiter zu verkürzen. Damit meine ich, du stillst dein Kind eine bestimmte Zeit und dann nimmst du es sanft von der Brust und streichelst es, kuschelst mit ihm, bietest ihm zusätzlich ein Kuscheltier oder eine Schmusedecke an usw. Im Laufe der Zeit verkürzt du die Zeit an der Brust immer mehr.

Eine Möglichkeit wäre es auch, dass du mit deinem Kind darüber sprichst, dass du das viele Stillen als unangenehm empfindest und dass du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen in der Nacht einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“. 

So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren.
Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. 

Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht.
Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und du deinem Kind klar erklärst und sagst, was du willst und was du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung.

Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.

Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und es nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung.

Kinder brauchen liebevolle Führung und Anleitung und ein beständiges Eingehen auf ihre Bedürfnisse. Das heißt keineswegs "laisser faire" wie es Kritiker behaupten, sondern liebevolle und verständnisvolle Konsequenz, die sich langfristig auszahlt. 

Lieben Gruß, ich wünsche euch von Herzen alles Gute!
Biggi


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