Hallo Biggi!
Meine Tochter ist gut 6,5 Monate alt und wurde bislang voll gestillt. Nun werden die Nächte langsam unruhiger als sie schon einmal waren - sie war krank, kann sein, dass sie zahnt, aber vielleicht hat sie auch Hunger. Ich bin da immer unsicher. Nachdem sie heute abend nun nach eine knappen Stunde Schlaf mal wieder schreiend aufgewacht ist und ich sie nochmal gestillt hatte (ich dachte, dass sie vorher vielleicht zu müde war, um gut zu trinken), war ich mir immer noch nicht sicher, dass sie nun satt war. Wir haben ihr noch eine Flasche gemacht und sie hat ca. 70 ml mühsam durch einen Teesauger getrunken. Dann wollte sie nicht mehr. Hatte sie also doch noch Hunger gehabt? Oder war es Neugier auf den neuen Geschmack?
Ich denke, dass ich nun doch morgen anfange mit zufüttern. Was meinst Du?
Ich würde aber gern mit einem Milchbrei anfangen, weil der doch sättigender ist als nur Gemüse. Oder rätst Du etwas anderes?
Das ist echt alles kompliziert! Wenn ein Baby doch reden könnte oder wenigstens auf der Brust eine Meßskala angebracht wäre.... ;-)))
Johanna
Mitglied inaktiv - 10.05.2002, 21:34
Antwort auf:
Hunger?
Liebe Johanna,
vor allem wenn ein Baby, das bereits lange Schlafphasen hatte, wieder vermehrt aufwacht, dann ist dieser „Rückschritt" für die Mutter meist nur schwer zu akzeptieren und welche Mutter sehnt sich nicht nach ununterbrochenem Schlaf.
Doch es ist leider so, dass sehr viele Babys mit vier bis sechs Monaten beginnen nachts wieder häufiger aufzuwachen. Das liegt jedoch nicht unbedingt an der Ernährung, sondern ist entwicklungsbedingt.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht.
Eine Breimahlzeit am Abend mag unter Umständen ihren Hunger stillen, aber das heißt nicht zwingend, dass sie danach besser oder länger schläft.
Leider erhalten Eltern immer wieder den Rat, abends Brei zu geben, damit die Nächte ruhiger werden. Und tatsächlich kommt es vor, dass das eine oder andere Baby dann „besser“ schläft. Wenn Eltern die Erfahrung gemacht haben, dass es bei ihrem Baby gut gewirkt hat, geben sie diese Erfahrung auch gerne als unumstößliche Tatsache weiter. Aber es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass es Zufall ist, wenn ein Baby nach einem Abendbrei länger schläft. Viele Babys schlafen sogar schlechter und wachen schneller wieder auf, wenn sie abends eine Breimahlzeit erhalten haben.
Hier auch noch ein Auszug aus einem Fachbuch:
„Untersuchungen haben ergeben, dass Babys durch das Einführen von fester Kost nicht dazu veranlasst werden, länger zu schlafen.
Der Glaube daran, dass das Einführen von fester Kost dabei hilft, dass das Baby „in der Nacht durchschläft", veranlasst viele Eltern, früher mit fester Kost zu beginnen, als sie es sonst tun würden. Tatsächlich entbehrt diese weit verbreitete Meinung jedoch jeder Grundlage. In zwei Studien konnten keine Unterschiede im Schlafverhalten von Babys, die vor dem Schlafengehen feste Kost erhalten hatten und denen, die keine feste Nahrung erhielten, festgestellt werden (Macknin, 1989; Keane, 1988).
Zwar fingen in diesen Studien einige Babys an, während der Nacht länger zu schlafen, als mit fester Nahrung begonnen wurde, aber in der Kontrollgruppe begann in etwa die gleiche Anzahl von Kindern damit, nachts länger zu schlafen. Macknin folgerte daraus, dass „die Fähigkeit, nachts durchzuschlafen, ein Entwicklungs und Anpassungsprozess ist, der unabhängig von dem Zeitpunkt der Einführung fester Nahrung (Brei) ist". (Quelle „The Breastfeeding Answer Book, 1997).
Gerade in der ersten Zeit der Beikostfütterung sollte der Begriff „BEIKost“ wörtlich genommen werden: es ist zusätzliche Nahrung, die nicht anstatt der Muttermilch sondern dazu gegeben wird. Das Kind bekommt altersgemäße Beikost und wird weiterhin nach Bedarf gestillt.
Vielleicht solltest Du doch mit Gemüse beginnen, die dein Kind am Tag bekommt. Vielleicht ist es abends zu müde und hat keine große Lust auf Experimente, außerdem kannst Du am Tag besser feststellen, ob dein Baby die neue Nahrung verträgt.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 10.05.2002