Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Großes Kind abstillen, kleines Kind weiter stillen

Anzeige momcozy milchpumpe
Frage: Großes Kind abstillen, kleines Kind weiter stillen

Lena8111

Beitrag melden

Hallo Biggi, ich möchte meinen 4,5 Jahre alten Sohn endlich abstillen und weiß einfach nicht wie ich es anstelle, ohne ihn dabei emotional zu verletzen. Wir hatten in meiner 2. Schwangerschaft bereits 3,5 Monate Stillpause, einfach weil es für mich sehr unangenehm war. Das hatte er überraschenderweise auch gut akzeptiert. Gegen Ende der Schwangerschaft fragte er aber immer wieder vermehrt nach der Brust und wenn er mich nackt gesehen hat, ist er geradezu darauf los gehechtet. Ich habe ihm dann versprochen, wenn seine Schwester da ist, ist wieder Milch drin und dann darf er nochmal probieren. Ich war zum einen überzeugt, dass er es nach dieser Zeit längst verlernt hätte zu stillen, zum anderen dachte ich es wäre der Geschwisterliebe vielleicht auch förderlich noch ein wenig Tandem zu stillen. Er stillt zum einschlafen, zum aufwachen, manchmal in der Nacht und wenn er emotional richtig im Keller ist zum Trost. Er fordert die Brust lautstark ein, wenn ich sie verwehre, mit Worten wie „ich will aber“. Jetzt nach knapp 6 Monaten will ich aber absolut nicht mehr. Ich stille meine Tochter gerne noch so lange sie möchte, aber bei meinem Sohn fühlt es sich einfach nicht mehr richtig an. Ich hasse es inzwischen schon richtig wenn er danach verlangt. Da er mich aber mit seiner Schwester stillen sieht weiß ich einfach nicht, wie ich ihm das Ende unserer Stillbeziehung beibringen kann,ohne dass er auf sie wütend wird. Ich habe ihm schon erklärt, dass er zu groß ist und das er die Brust doch gar nicht mehr braucht aber er kontert dann mit „nein, ich bin noch ein Baby„. Er weint und schlägt um sich, wenn ich ihn nicht stillen lasse und steigert sich so extrem rein, dass ich es dann doch wieder erlaube. Hast du einen Rat wie ich ihn liebevoll abstillen kann? Liebe Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Lena8111, wichtig ist, dass Du klar bist und auch wirklich überzeugt! Das hört sich nach einem gewaltigen Machtkampf an, der Deinem Kind nicht gut tut. Es ist Dein gutes Recht, jetzt weniger zu stillen und auch wenn es Deinem „Großen“ nicht gefällt, musst Du klar und konsequent bleiben. Ich habe das Gefühl, dass Du Dich Deinem Sohn unterlegen fühlst und nachgibst, weil er die Regeln vorgibt. Genau das ist jedoch falsch. DU bist diejenige, die bestimmt wo's lang geht, Dein Kind ist dazu noch viel zu klein. Und: er BRAUCHT es, dass DU die Zügel in die Hand nimmst. Also ist es Deine Aufgabe zu definieren, wie ihr jetzt die stressigen Situationen beenden werdet. Dein Sohn wird sich vehement wehren, er wird toben, wüten und traurig sein, aber er kann lernen, dass Du die Regeln aufstellst und jetzt nicht mehr stillen dauernd wirst. Wichtig ist, dass Dir klar ist, dass einige stressige Nächte und Tage bevorstehen, aber die müssen sein, denn bisher hat Dein Kind gelernt, dass es nur lange genug fordern muss, bis sein Wunsch doch erfüllt wird. Begleite Dein Kind, sei liebevoll und entziehe ihm die Brust, aber nicht Deine Liebe und bleibe konsequent. Wenn Dein Sohn merkt, dass Du genau das meinst, was Du sagst, dann wird er die neue Situation auch akzeptieren. Du musst sicher nicht gleich komplett abstillen, aber Du kannst Regeln aufstellen und musst nicht dauernd abrufbereit sein. Er wird keinen Schaden erleiden, keine Bange. Wichtig ist allerdings, dass Du ruhig bleibst und Dich von ihm nicht anstecken lässt. Und denk daran: DU bist euer Chef, DU bist diejenige, die die Richtung vorgeben muss. Das gilt nicht nur fürs Schlafen, doch diese Übung wird Dir für andere Bereiche eures gemeinsamen Lebens gute Dienste erweisen. Dein kleiner und doch schon so großer Sohn braucht im Moment sicher viel Rückversicherung und das Gefühl, dass er genau so wichtig ist wie das Baby. Versuche Zeiten zu finden, die Deinem großen Sohn ganz alleine gehören, gehe mit ihm alleine spazieren oder lese ihm abends eine Geschichte vor, zeige ihm einfach, dass er immer genau so wichtig ist. Ich habe meinem Sohn damals erzählt, dass die Maus ja nur Mamamilch trinken kann und er doch schon mal ein Brot oder Wasser (oder manchmal auch Gummibärchen) bekommt. Er fand das sehr lustig und hat Anna immer sehr bedauert ;-). Außerdem habe ich die Stillzeit immer dazu genutzt und habe meinem großen Sohn viele viele Geschichten erzählt, wie es so war, als er noch ganz klein war. Ich erzählte ihm, dass ich zu nichts anderem gekommen bin damals und dass er die ganze Zeit nur an der Brust hing und immer immer an die Brust wollte. Dann sagte ich ihm, dass es ja so viel viel einfach für mich ist, weil er mir jetzt ja helfen kann und mal eine Windel oder ein Glas Wasser holen kann und weil es so schön ist mit ihm zu reden. Moritz war lange Zeit kein bisschen eifersüchtig (erst als Anna ihm die Legohäuser zerstörte) und für ihn waren die Stillzeiten immer besonders schön - er fragte oft, wann die Kleine endlich Hunger hat ;-). Dein Sohn muss nun lernen, dass da noch jemand ist, dass er nicht mehr nur alleine die ganze Aufmerksamkeit bekommt - und das tut weh. Ihr beide braucht Ruhe und Zeit, um Euch an das neue Menschlein zu gewöhnen. Kann Dein Mann ein paar Tage daheim bleiben und den älteren Sohn übernehmen? Wie wäre es, wenn Du während dem Stillen ein Buch vorliest? Mir persönlich gefällt das Buch "Ich will auch Geschwister haben" von Astrid Lindgren für diesen Zweck sehr gut. Ein Buch, das sich vor allem auch mit dem Thema Stillen beschäftigt und mit liebevoll gezeichneten Bilder aus der Sicht des größeren Bruders vom Auf die Welt kommen, dem Stillen und Tragen erzählt ist "Busi sagte Henriette" von Edith Seitz. "Busi sagt Henriette bekommst Du im Buchhandel (Edition buntehunde, ISBN 3 934941 03 6). Weitere Tipps für die Zeit nach der Geburt: o dem älteren Kind eine Babypuppe schenken, (oder sie ihr von dem Baby schenken lassen), die es ebenfalls versorgen und stillen kann. Außerdem kann das ältere Kind in die Versorgung des Babys miteinbezogen werden (es kann die Windeln reichen, den Po eincremen ...). Entscheidend ist, dass Dein Kleiner sich wichtig fühlt und weniger zurückgesetzt durch das Baby. o dem älteren Kind erlauben wieder klein zu sein, eben auch ein Baby, und es, wenn das Baby schläft, ein bisschen herumtragen, mit ihm ausgiebig kuscheln usw. Der oft geäußerte Spruch "Du bist jetzt schon so groß" führt bei manchen Kindern gerade zum Gegenteil dessen, was man erreichen wollte, denn "groß sein" bedeutet nach Auffassung des Kindes, dass es jetzt nicht mehr so wichtig ist. (Ich weiß, dass dies objektiv nicht so ist, aber das Kind kann es so empfinden). o ein Tragetuch verwenden. Mit dem Baby im Tuch, ist mindestens eine Hand frei für das ältere Kind (bei einem korrekt gebundenen Tuch). So kann die Mutter sich mit dem älteren Kind beschäftigen und gleichzeitig auf das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Körperkontakt eingehen. Das Baby ist mit dabei, schläft wahrscheinlich sogar recht gut und es wird Freiraum für das Große gewonnen. Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel- und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.Ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern. Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas besonderem zu machen ist eine "Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Wichtig ist, dass Du möglichst liebevoll mit Deinem Baby umgehst, aber trotzdem konsequent bleibst! Liebe Grüße Biggi


Lena8111

Beitrag melden

Liebe Biggi, vielen Dank für deine ehrlichen Worte. Ich war vermutlich wirklich zu lange der Auffassung, dass mein großer die Brust noch braucht. Dabei hast du Recht, sein Bedürfnis ist die exklusive Zeit mit mir, die Nähe und Geborgenheit. Reduzieren macht für mich keinen Sinn, da wir höchstens 30 min/Tag stillen, wenn überhaupt. Deshalb habe ich ihn direkt gestern gesagt, dass ich ihn nicht mehr stillen möchte. Wir haben zum einschlafen gekuschelt und viel geredet. Er hat es akzeptiert. Heute morgen wollte er dann wieder stillen und war entsprechend enttäuscht, als ich Nein gesagt habe. Natürlich war der Tagesbeginn deshalb nicht ganz so entspannt, aber auch das hat er akzeptiert. Als Mama vergisst man oft die eigenen Bedürfnisse, dabei sind es doch genau diese, die bei einer bedürfnisorientierten Erziehung beachtet werden müssen. Vielen lieben Dank für die deutlichen Worte. Ich werde in Zukunft wieder mehr auf meine Bedürfnisse achten und meinen Kindern klare Signale senden. Liebe Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Lena8111, ich freue mich so sehr über Deine Rückmeldung, hab vielen Dank!!! Ganz liebe Grüße Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo liebe Biggi, ich habe eine wundervolle 11 Monate alte Tochter, die momentan auch noch gestillt wird. Wir wollen aber gerne bald mit unserem Versuch für Wunder 2 starten. Hierzu hat mir mein Frauenarzt allerdings geraten, vorher abzustillen.   Ich habe vor meiner ersten intakten Schwangerschaft leider zwei Fehlgeburten gehabt. Eine i ...

Hallo, ich werde in 2 Monaten wieder Vollzeit arbeiten gehen. Aktuell ist meine Tochter fast 9 Monate und will noch sehr viel an der Brust trinken. Brei oder BLW nimmt sie nur relativ wenig zu sich. Ich stelle mir nun die Frage wie ich möglichst stressfrei das Abstillen tagsüber einleiten kann, damit mein Kind in 2 Monaten die 9 Stunden ohne Still ...

Liebe Frau Welter, mein Sohn ist vier Jahre alt und wird immer noch gestillt (2-4x am Tag bzw. nachts). Ich warte auf den Moment, in dem er sich selber abstillt... aber scheinbar tut er es zu gerne ;) Mittlerweile denke aber auch ich ans Abstillen, doch ich weiß wirklich nicht, wie. Er reagiert sehr, sehr trotzig und wütend, wenn ich ablehne.  ...

Liebe Biggi Welter,  Mein Sohn ist 8 Monate alt und ich würde gerne abstillen. Er ist sehr neugierig und das Stillen ist oft ein Kampf, da er sich furchtbar ablenken lässt und es belastet mich mittlerweile sehr. Er isst sehr gerne Brei, nimmt pre, aber ausschließlich aus einer Schnabeltasse.  Ein normaler Tag sieht so aus:  Gegen Morgen c ...

Liebe Biggi, unser Kind ist 16 Monate alt und wurde bis jetzt immer nach Bedarf gestillt. Das Kind nutzt das Stillen vor allem zum einschlafen und stillt fast nur noch Abends/ Nachts und beim Mittagsschlaf.  Nun ist es so, dass das nächtliche Stillen mich sehr belastet, da das Kind Nachts in einer normalen Nacht fast jede Stunde aufwacht und ...

Hallo Frau Welter, meine Tochter ist nun 20 Monate alt und so allmählich möchte ich nicht weiter stillen, zumal sie kommendes Jahr ab Januar in die Krippe kommt und ich da Probleme auf uns zukommen sehe.  Ich habe zunächst voll gestillt, dann Beikosteinführung und Stillen. Sie mochte nie sich do richtig satt essen, Brust war ihr stets lieber. ...

Liebe Biggi,  vor zwei Wochen habe ich stufenweise und langsam abgestillt. Zunächst am Tag, dann in der Nacht.  Meine Tochter (22 Monate) isst seit dem ständig und sehr viele kleine Portionen über den Tag verteilt. Gegen Abend versuche ich, dass sie etwas mehr isst, um wirklich gesättigt in die Nacht zu gehen. Am Anfang wollte sie sobald wir i ...

Liebe Biggi, mein Sohn ist 8,5 Monate alt. Bis er 4,5 Monate alt war, hat er super geschlafen. Seitdem ist der Schlaf sehr schlecht geworden und er wird nachts alle 40 Minuten wach und verlangt die Brust zum weiterschlafen. Alles andere akzeptiert er nicht und schreit solange, bis er gestillt wird (auch keinen Schnuller). Mittlerweile schläf ...

Unsere Tochter ist 13,5 Monate alt und wird mehr gestillt denn je. Vor einem Urlaub im Mai wollte sie tagsüber nicht mehr an die Brust, seit diesem Urlaub trinkt sie wieder rund um die Uhr.  Sie fordert das Stillen wehement ein. Nachts wacht sie seit 6 Monaten stündlich auf und weint, bis ich sie stille. Von meiner Frau lässt sie sich überh ...

Guten Morgen Biggi, nach 17 Monaten Stillzeit möchte ich nun abstillen, da für uns irgendwie ab und an stillen nicht richtig funktioniert, es verwirrt sie mehr und führt zu Trauer bei meiner Kleinen. Wenn es durchgehend nichts mehr gibt und der Papa abends hinlegt ist es für sie kein Problem ohne. Nun spannt die Brust ein wenig, sticht und w ...