Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

er läßt mich nicht abstillen

Frage: er läßt mich nicht abstillen

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hi biggi, ich bin verzweifelt!! ich versuche seit 2 monaten abzustillen. mein 2. sohn ist fast 6 monate,er kam 4 wochen zu früh (3120g) per ks auf die welt. auf der neugeborenen intensiv bekam er abgepumpte milch aus der flasche. trank dann immer so 20 - 30 ml. man sagte mir er kann erst gehen wenn er mehr trinkt. am busen ist er immer eingeschlafen also haben sie ihn sondiert. nach 14 tagen durfte ich ihn nach hause holen. zu hause klappte alles mit dem stillen viel besser er nahm richtig gut zu und trank auch länger. wog dann bei der u4 schon 6220g. vor 2 monaten wollte ich mit dem abstillen beginnen. eine woche lang trank er problemlos ha1 von töpfer. dann verweigerte er die flasche. ich stillte also weiter voll. dann wechselte das pulver. er trank wieder problemlos abend seine flasche. eine woche dann das selbe spiel er schrie nur und wollte brust. gut dachte ich lassen wir die flasche weg und fangen dann im 5. monat mit gläschen an. er aß eine woche lang gläschen hat es auch gut vertragen und das wars. keine pastinaken, keine möhren, kein... was soll ich tun ich will nicht mehr stillen. dazu kommt noch das er nachts ab etwa 1 uhr alle 2 stunden kommt. er tinkt auch keinen tee oder wasser. wenn mein mann ihm die flasche gibt meckert er vielleicht kurz trinkt aber dann meistens so 150ml. auch im halbschlaf trink er. nur bei mir nicht wenn er wach ist. habe mittlerweile alle tricks versucht (sauger anwärmen bzw. kalt, hungrig geben noch nicht so hungrig.... usw.) hast du noch einen rat für mich oder werde ich mit 3 jahren noch stillen? :( liebe grüße stella


Biggi Welter

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Liebe Stella, Stillen ist viel, viel mehr als nur Nahrung für den Körper und deshalb bedeutet Stillen nicht nur, dass das Kind Mahlzeiten an der Brust zu sich nimmt. Das sollte dir absolut bewusst sein, wenn Du dein Kind abstillst: Du ersetzst nicht einfach nur ein Nahrungsmittel durch etwas anderes. Stillen ist viel mehr als nur eine Form der Ernährung: es ist Trost, gibt Nähe, Geborgenheit und Zuwendung. Deshalb ist das Stillen in keiner Hinsicht mit dem Flaschegeben zu vergleichen. Dein Kind hatte keinen leichten Start ins Leben und braucht diese Extraportion nahe wohl noch sehr. Viele Frauen erleben zwischendurch eine Phase der Stillmüdigkeit. Dieses Gefühl kennt vermutlich jede Frau, die längere Zeit stillt. Doch das ist letztlich nicht wirklich etwas, was sich durch Abstillen erreichen ließe, denn es ist nicht wirklich so, dass das Stillen die Frau „anbindet" und müde macht, sondern es ist die Mutterschaft. Wir alle haben irgendwann oder immer wieder einmal Sehnsucht nach dem Leben v.K. (= vor dem Kind) als „Mama noch eine Frau war". Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Und an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht. Selbst wenn eine Mutter ihr Kind vorübergehend in die Betreuung durch Vater, Großmutter oder Babysitter gibt, bleibt sie die Mutter und wird das Kind nicht aus ihren Gedanken streichen können oder die Verantwortung dafür abgeben können. Abstillen gibt keiner Frau das Leben vor dem Kind wirklich zurück. Du musst dir bewusst sein, dass sich durch das Abstillen dein Leben keineswegs auf wundersame Weise positiv verändern wird. Falls Du diese Vorstellung haben solltest, könntest Du eine herbe Enttäuschung nach dem Abstillen erleben. Dein Sohn spürt, dass Du dich ihm entziehen willst und das macht ihn unsicher, so dass er noch mehr „klammert", noch stärker deine Nähe und die Geborgenheit an der Brust sucht. Das Abstillen jetzt mit aller Macht „durchziehen" zu wollen, wird viel Kraft und Tränen bei allen Beteiligten fordern. Vielleicht kannst Du dich noch ein wenig gedulden und erst einmal wieder etwas Ruhe einkehren lassen. Ein paar Tage keinerlei Versuche mit der Flasche und einfach nur Stillen nach Bedarf und das Anbieten von Beikost auf der einen Seite und viel Erholung und Entspannung für dich selbst auf der anderen Seite. Sobald sich dann die Situation etwas entspannt hat und wenn Du für dich ehrlich alles Für und Wider des Abstillens abgewogen hast und dir nun sicher bist, dass Du abstillen willst (oder vielleicht eben doch nicht: ), überlege dir, wie Du das Abstillen angehen wirst. Entwicklungsbedingt wachen sehr viele Baby in diesem Alter nachts häufig auf und suchen dann nicht nur die Nahrung aus der Mutterbrust, sondern auch die Sicherheit und Geborgenheit, die das Stillen automatisch mit sich bringt. Das ist anstrengend für die Mutter, doch es gibt kein Patentrezept, wie ein Kind in dieser Situation zu längeren Schlafphasen „gebracht" werden kann. Auch die Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung oder Brei am Abend ist keine Garantie für ruhigere Nächte, im Gegenteil: Nicht wenige Eltern erleben, dass sich dadurch am Schlafverhalten Ihres Kindes gar nichts zum Positiven wandelt und manche Kinder wachen sogar noch häufiger auf. Gäbe es die „Wundernahrung", die ruhige Nächte garantiert, wäre sie außerdem längst (mit großem Werbeaufwand bekannt gemacht) im Supermarkt oder der Apotheke zu kaufen und es würde sich jemand eine goldene Nase damit verdienen. Hab ein wenig Geduld mit dir und deinem Kind und versuche dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Du genügend Ruhe für dich bekommst. Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Du machst nichts falsch, wenn Du dein Baby dann stillst, denn Stillen ist ja nicht nur Ernährung, sondern gibt deinem Kind auch Nähe, Geborgenheit und Sicherheit. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Hab auch keine Angst, dass Du dein Baby verwöhnst, wenn Du es jetzt noch länger stillst und sein Bedürfnis stillst. Um Menschen bewusst zu manipulieren, muss ein gewisses logisches Denkvermögen und auch bereits eine vorausschauende Denkweise vorhanden sein. Über beides verfügt ein Baby oder Kleinkind noch nicht, denn es kennt noch keinen Zeitbegriff und es hat auch noch keine zielgerichteten Gedankenfolgen wie sie erforderlich sind, um den Eltern „auf der Nase herumzutanzen". Es ist deshalb auch nicht möglich ein Baby zu „verwöhnen" im Sinne von „verziehen". Ohnehin ist verwöhnen ja nichts Negatives. Freuen wir uns nicht alle darüber, wenn uns jemand verwöhnt will heißen etwas Gutes tut. Verwöhnen ist nichts anderes als jemandem etwas Gutes tun, dafür zu sorgen, dass er sich wohl fühlt und das ist etwas Positives. Wenn dein Kind dann bereit ist, kannst Du es wieder mit der Flasche versuchen. Viele Stillkinder verweigern die Flasche und zwar erstens, weil sie mit dem ungewohnten Gefühl des künstlichen Saugers nichts anfangen können und zweitens weil sie nicht wissen, wie sie aus einer Flasche trinken müssen, denn die Technik zwischen Sauger und Brust unterscheidet sich ganz erheblich. Ein Baby muss erst lernen, was sie mit dem Sauger tun soll und mit welcher Technik es aus der Flasche trinken muss. Dazu kommt, dass es sich denkt „Was soll ich denn damit? Ich kann doch die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in den Mund gesteckt“. Daher funktioniert es oft besser, wenn nicht die Mutter die Flasche gibt, sondern der Vater, die Oma, ein Babysitter usw. Es empfiehlt sich auch, nicht zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren. Du kannst versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken mag. Viele Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man auch löffeln. Manchmal hilft es auch, dem Baby den Sauger nicht in den Mund zu stecken, sondern so wie beim Stillen durch Berührung mit der Brustwarze der Suchreflex ausgelöst wird, mit dem Sauger die Unterlippe des Babys zu berühren und zu warten, bis es den Sauger selbst nimmt. Es kann auch helfen, den Sauger mit Hilfe von warmem Wasser auf Körpertemperatur zu bringen. Weitere Tipps sind: • das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln • den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen • verschiedene Saugerformen und Lochgrössen ausprobieren • verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen • versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern • geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher, Löffel) Geduld dürfte das Wichtigste sein. Dein Baby wird es schon noch lernen. LLLiebe Grüße Biggi


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