Vanillai
Guten Abend,
ich hoffe, dass ich mit meiner Frage hier richtig bin :-)
Das Stillen meiner Tochter, 2,5 Monate, klappt nach einigen Startschwierigkeiten jetzt super und wir lieben es. So stille ich Sie abends auch regelmäßig in den Schlaf. Nun wurde mir gesagt, dass wir davon langsam wegkommen sollen. Wie ist Ihre Meinung hierzu? Warum sollen wir es besser lassen, wenn es für uns beide in Ordnung ist? :-(
Außerdem liegt sie nachmittags oft lange auf meinen Arm, trinkt, schläft und trinkt wieder ein bisschen. Mich stört das gar nicht, weil ich in der Zeit lese und die Zeit genieße. Ist das Vorgehen schlecht oder unnormal?
Abends ist die Kleine an der Brust manchmal sehr aufgedreht, weint, trinkt und schlägt mit den Armen umher. Entweder Sie beruhigt sich dann nach einer Weile wieder und trinkt dann „normal“ weiter, oder aber ich nehme sie weg bzw. mein Mann, trage sie ein wenig und dann schläft sie meist ein - ich vermute sie ist dann einfach übermüdet. Ist die Einschätzung und unsere Vorgehensweise richtig, wie kann ich ihr in dem Moment noch helfen?
Eine letzte Frage noch, Thema Schnulli :-) bisher hat sie ihn nicht angenommen. Wie merke ich, ob sie doch ein hohes Saugbedürfnis hat und einen „braucht“? Momentan nimmt Sie gern die Finger bzw. ganze Hand in den Mund
Vielen Dank für Ihre Bemühungen zur Beantwortung meiner Fragen!
Liebe Vanillai, erst einmal möchte ich Dir sagen, dass ich es sehr gut nachvollziehen kann, dass du dir deine Gedanken rund um das Thema Stillen und Schlafverhalten machst, vor allem wenn einem aus dem befreundeten Umfeld wohl gemeinte Ratschläge ereilen. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Schenke deinem Baby ruhig die Geborgenheit, die es noch so braucht, diese Zeit jetzt wird dein Baby sein ganzes Leben lang halten und der Grundstein für ein in sich ruhendes Wesen wird jetzt gelegt. Dein Baby fühlt sich sicher und geborgen an deiner Brust und es lernt, dass es sicher ist bei dir. Das hat nichts mit Verwöhnen oder Angewöhnen zu tun, dein Baby wird mit jedem Tag reifer und wird lernen, alleine einschlafen zu können. Auch das Buch von William Sears, "Schlafen und Wachen", das es z.B. über La LecheLiga Deutschland zu kaufen gibt, kann hilfreich sein. Allein das Wissen kann eine Mutter schon beruhigen, und ihr den Stress nehmen, sie hätte ihrem Kind etwas Verkehrtes antrainiert. Wenn es jetzt so gut klappt, würde ich keinen Schnuller geben, denn dieser kann Nebenwirkungen haben: • Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen. • Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann. • Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen. • Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen. • Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen. • Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein „schnullerabhängiges“ Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet. Wenn schon Schnuller, dann wirklich überlegt, wie ein Medikament überlegt eingesetzt werden sollte und auch mit Blick auf die Zukunft und nicht nur auf den momentanen „Vorteil“ Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonst wie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. • Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. • Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. • Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. • Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Herzlichen Gruß Biggi
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