Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Dringend !!! Werde morgen operiert und er nimmt keine Flasche. Was tun???

Frage: Dringend !!! Werde morgen operiert und er nimmt keine Flasche. Was tun???

Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Welter! Unser Kleiner ist jetzt fast 7 Monate alt. Bin gerade dabei abzustillen. Und ich werde morgen operiert, kann also mind. 1- 2 Tage nicht die Brust geben wegen der Betäubung. (Habe Milch abgespumpt) Zur Zeit stille ich morgens, abends und in der Nacht. Mittags und nachmittags bekommt er schon seit längerem Gläschen. Bis vor drei Tagen habe ich nach den Gläschen noch kurz gestillt. Das tue ich nun wie gesagt seit drei Tagen nicht mehr. Nachmittags bekommt er fertigen Obstbrei mit Haferflocken oä. Das Problem: Er will danach nichts mehr trinken, weder aus der Trinklernflasche noch mit Sauger. Vom Löffel nimmt er ebenso nur Mini-Mengen, wovon die Hälfte wieder ausgespuckt wird. Im übrigen ist er ein sehr wohlgenährtes Baby von 8,5 kg bei 68 cm. Frage 1) Wie kann ich sicher gehen, daß er genug Flüssigkeit bekommt? Bekommt er durch das Obstgläschen genug Flüssigkeit? Wissen Sie Rat wie ich ihm die abgepumpte Muttermilch einflößen kann, wenn er keinerlei Flaschen nimmt? (Bekommen ständig die Tips ihn Hunger zu lassen, irgendwann nehme er die Flasche schon...) Frage 2) Da ich ja immer nur gestillt habe weiß ich auch nicht wieviel ml Milch er pro Mahlzeit braucht. Reichen 150 - 170 ml? Mehr konnte ich für jede Mahlzeit nicht abpumpen. Frage 3) Können Sie einen gut sättigenden Brei für abends empfehlen, damit evtl. das Stillen in der Nacht ein Ende hat. Frage 4) Wieviel Mahlzeiten braucht ein sieben Monate altes Kind pro Tag? Kann es normal sein daß unserer noch 5-6 Mahlzeiten braucht, wovon zwei Stillmahlzeiten z.Zt. in der Nacht nach 00.00 Uhr stattfinden und er nur relativ kurz aber kräftig trinkt um dann wieder einzuschlafen. Oder genügen eigentlich vier Mahlzeiten die vor 00.00 Uhr stattfinden? (Das nächtliche Stillen bzw. Wach werden des Kleinen macht mich fertig) Vielen Dank für die Hilfe und Entschuldigung daß er soviel wurde. Schöne Grüße C.


Biggi Welter

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? Liebe Christine, nun mal ganz langsam. Auch nach einer OP muss normalerweise keine Stillpause von ein oder gar zwei Tagen eingehalten werden. Nach einem Kaiserschnitt unter Vollnarkose fangen Sie ja auch nicht erst nach zwei Tagen mit dem Stillen an. Eine Vollnarkose erfordert nur für die Zeit eine Stillpause, in der die Frau in der Narkose liegt und noch nicht wieder wach ist plus die Zeit, die die Frau braucht, bis sie das Kind wieder selbst halten kann. Ich zitiere auch hier aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 6. Auflage 2001: „Andere in der Anästhesie verwendete Mittel Empfehlung für die Praxis: Wenn die Mutter nach einer Narkose wieder in der Lage ist Ihr Kind anzulegen, darf sie stillen. Weder die pharmokinetischen Eigenschaften der im Zusammenhang mit der Narkose heute verwendeten Mittel noch die klinischen Erfahrungen begründen eine zusätzliche Stillpause. Dies gilt auch für die Narkose im Rahmen einer Sectioentbindung, bei der ohnehin der diaplazentar übergehende Anteil an Narkotika gegenüber der geringen Kolostrummenge quantitativ im Vordergrund steht!" Sprechen Sie mit den behandelnden Ärzten darüber, dass das Narkosemittel so gewählt wird, dass keine längere Pause notwendig ist. Wenn sie sich unsicher sind, können sie sich bei der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie Tel.: 030-30308111 erkundigen. Das Team um Dr. Ch. Schaefer hat dort einen speziellen Beratungsdienst für Ärzte zu Medikamentenfragen und Fragen zu Diagnoseverfahren in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet. Es ist natürlich Unsinn, ein Kind durch Hungern oder Dursten dazu zwingen zu wollen, die Flasche anzunehmen. Der Rat „Lass ihn warten und schreien, irgendwann wird er (aus Resignation) die Flasche annehmen" ist unannehmbar. Außerdem ist die Flasche nicht die einzige Möglichkeit, ein Baby mit Milch oder anderer Flüssigkeit zu versorgen. Ihr Kind kann sehr gut mit einem ganz normalen Becher (ohne speziellen Trinklernaufsatz o.ä.) gefüttert werden. Leider ist nun die Zeit zu knapp, dass Sie sich von einer Stillberaterin zeigen lassen, wie die Becherfütterung funktioniert, aber das schafft Ihr Partner oder wer auch immer das Baby betreut, während Sie im OP sind auch so. Wichtig ist, dass das Baby möglichst aufrecht gehalten wird und die Milch nicht in seinen Mund „hineingegossen" wird, sondern der Kleine sie schlückchenweise selbst trinkt. Klingt komplizierter als es ist und für die wenigen Stunden, die Sie tatsächlich ohne stillen überbrücken müssen, wird es sicher gehen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wieviel Ihr Baby bei einer Mahlzeit trinken wird, denn das ist von Kind zu Kind und auch beim gleichen Kind von Mahlzeit zu Mahlzeit verschieden. Mit 150 ml müssten Sie aber einigermaßen hinkommen und notfalls kann ja noch etwas Obst oder Gemüse dazugegeben werden. Ich kann Ihnen keinen sättigenden Brei empfehlen, denn eine solche Wundernahrung, die ruhige Nächte garantiert gibt es nicht. Erliegen Sie auch bitte nicht dem Gerücht, dass Ihr Kind nach Beikost am Abend, länger oder besser schlafen würde, wie es z.B. ein Name wie „Gute Nacht Brei" suggeriert. Es ist ein Irrtum - der aber einfach nicht auszurotten scheint - dass sich das Schlafverhalten eines Kindes durch entsprechende Nahrung positiv beeinflussen ließe. Gäbe es die „Wundernahrung", die ruhige Nächte garantiert, wäre sie außerdem längst (mit großem Werbeaufwand bekannt gemacht) im Supermarkt oder der Apotheke zu kaufen und es würde sich jemand eine goldene Nase damit verdienen. Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist das nächtliche Stillen auch keine „Angewohnheit" und hat auch nichts damit zu tun, ob ein Baby am Abend genügend gegessen hat. Ein Kind schläft so lange, wie es sein Reifegrad, sein Gesundheitszustand, sein derzeitiger Alltag und noch einige andere Faktoren erlauben. Und da sich alle diese Faktoren immer wieder verändern, verändert sich auch das Schlafverhalten eines Kindes immer wieder. In der Frage, ob ein Baby ab einem gewissen Alter nachts noch etwas zu essen (oder zu trinken) braucht, scheiden sich die Geister ganz gewaltig. Aber auch ältere Kinder haben nachts Hunger. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Es gibt Kinder, die relativ früh nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder (vermutlich sogar die Mehrheit), die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Außerdem ist das Stillen ja nicht nur reine Nahrungsaufnahme sondern viel mehr, so dass es sich keineswegs mit einer nächtlichen Flasche gleichsetzen lässt. Die Kunst besteht nun darin, einen Weg zu finden, dass sich Mutter und Kind wohl fühlen können. Vermehrtes nächtliches Aufwachen ist ab etwa vier bis sechs Monaten ein normales Verhalten bei Babys und zwar nicht, weil das Kind nicht mehr satt würde, sondern entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen „Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn dein Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Auch tagsüber sollten Sie versuchen, sich selbst Nischen zu schaffen, die Sie ganz gezielt für Ihre Erholung nutzen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. Eine sieben Monate altes Baby braucht noch mindestens sechs Mahlzeiten am Tag und weniger als fünf Mahlzeiten sollten es auch für ein älteres Baby oder Kleinkind nicht sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird entsprechend häufig gestillt, ist andere Milch nicht notwendig. Wird seltener gestillt, braucht das Kind einen Ersatz für die Muttermilch, entweder Milchbrei oder künstliche Säuglingsnahrung. Ich hoffe, Sie hatten noch die Energie, diese lange Antwort zu lesen und wünsche Ihnen alles Gute für die OP und die Zeit danach. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Wieso sollst Du 1-2 Tage wegen der Narkose nicht stillen? Normalerweise geht das mit stillfreundlichen Narkosemitteln. Ich bin schon 2 mal mit Stillkind operiert worden (Vollnarkose), das Baby wurde mit aufgenommen und ganz selbstverständlich weitergestillt!


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

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