Dine1984
Hallo, mein Sohn ist 18 Wochen alt (kam 16 Tage zu früh) und will eigentlich schon von Anfang an tagsüber alle 2 - 3 Stunden gestillt werden. Daran habe ich mich auch gewöhnt. :-) Seit ca 2 Wochen allerdings will er auch nachts alle 1,5 - 2 Stunden an die Brust (anders lässt er sich auch leider nicht beruhigen) und trinkt bzw. nuckelt dann teilweise bis zu 45 Minuten, bevor ich ihn wieder abdocken kann. Nehme ich die Brustwarze zu früh weg, meckert er so lange weiter, bis er sie wieder bekommt. Ohne Brust schläft er auch so gut wie nie ein, weder tagsüber noch nachts. Dazu kommt noch, dass er tagsüber generell nicht mehr wirklich schläft. Nun aber zu meinem größten Problem an der ganzen Sache: mein Freund und seine Eltern meinen, dass meine Milch nicht mehr ausreicht und der kleine deswegen so oft kommt, weil er an der Brust einfach nicht mehr satt wird. Sprich, ich solle doch endlich anfangen, Brei zuzufüttern. Ich stille sehr gerne, mein Sohn zeigt meiner Meinung nach keinerlei Interesse an etwas anderem als Milch aus der Brust (Flasche nimmt er auch nicht wirklich) und ich hatte eigentlich auch vor, mindestens sechs Monate voll zu stillen. Allerdings fühle ich mich von diesem Gerede ziemlich unter Druck gesetzt. Kann es wirklich sein, dass meine Milch nicht mehr reicht? Oder ist mein kleiner nur im Sprung und das legt sich alles wieder (das ist nämlich eher meine Vermutung)? Ich habe schon zig Seiten im Internet und diverse Bücher gelesen, die eher meine Ansicht vertreten, aber wenn ich das den anderen sage kommen eher so Kommentare wie ich "soll nicht so viel lesen", "die Literatur hat keine Ahnung", "bei uns war es damals auch so" oder noch schlimmer, ich hätte keine Ahnung und wüsste mein Kind nicht richtig zu interpretieren (obwohl ich 24 Std. am Tag mit ihm verbringe!). Ich hoffe, hier kann mir jemand helfen. Bin so langsam echt verzweifelt :-(
Liebe Dine1984, alle Stillexperten sprechen sich für das Stillen nach Bedarf und nicht nach Zeitplan aus. „Zu meiner Zeit hat man das aber ganz anders gemacht“ scheint der Schlachtruf (fast) aller Mütter, Schwiegermütter, Omas, Tanten usw. zu sein. In der Generation unserer Eltern hat in Deutschland fast keine Frau gestillt! Wenn doch, dann war sie meist ein ziemlicher Exot. Die damals üblichen Wiegeproben und der Vier Stunden Rhythmus haben bei den meisten Frauen, die es überhaupt versucht haben mit dem Stillen, sehr schnell dazu geführt, dass sie „keine Milch mehr hatten“. Nur einige wenige Frauen hatten das Glück, dass ihre Babys trotz der üblichen Einschränkungen (es gab damals noch viel strikter als es heute manchmal noch vorkommt auch die höchsten Fünf bis zehn Minuten Regel) gut zunahmen und ihre Stillbeziehung über einen längeren Zeitraum (sechs Wochen war schon sehr lange) Bestand hatte. Der vielbeschworene Vier Stunden Rhythmus stammt übrigens aus einer Zeit, in der es noch keine adaptierte Säuglingsnahrung gab. Die in dieser Zeit übliche Flaschennahrung konnte zu einer Überfütterung führen und durfte deshalb nicht wie bei der Brusternährung nach Bedarf gegeben werden. Nachdem die Flasche ihren Siegeszug angetreten hatte, wurde dieser Rhythmus dann auch auf das Stillen übertragen und so hält sich heute hartnäckig immer noch der Mythos des Vier Stunden Rhythmus. Die Stillprobleme, die sich aus all diesen Einschränkungen ergeben haben und die Tatsache, dass das Wissen über die Kunst des Stillens nicht mehr von der Mutter auf die Tochter weitergegeben wurde hat zur Gründung der La Leche Liga geführt. 1957 haben sich sieben Frauen in den USA zusammengefunden, um sich gegenseitig bei Stillproblemen zu helfen und sich vor allen Dingen gegenseitig gegen Rückhalt zu geben, weil sie gegen die allgemein verbreiteten Regeln, die zu so vielen Stillproblemen geführt haben, gehandelt haben. Ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass dein Baby durch den Stillmarathon deine Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Es ist auch ein völlig normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Ich wünsche dir gute Nerven, wenn es zur nächsten Auseinandersetzung zum Thema „aber bei uns war das alles anders und ihr seid auch groß geworden“ kommt. Vielleicht hilft es dir daran zu denken, dass es DEIN Kind ist und nicht das der Verwandtschaft. LLLiebe Grüße Biggi P.S. Manchmal spricht aus den Bemerkungen unserer Eltern, Schwiegereltern und anderen Verwandten und Bekannten auch nur die Trauer oder auch der Neid, weil sie selbst um die wundervolle Erfahrung der Stillbeziehung betrogen wurden.
Jendriks_Mama
Hallo! Aaaaalso. Du machst das ganz toll. Du beliest Dich, informierst Dich und am wichtigsten: Du hörst auf den Mamainstinkt. Und der ist offensichtlich intakt :) Dein Sohn zeigt möglicherweise die Vorläufer des 19-Wochen - Schubes. Da ist sein Verhalten also gut erklärbar. Leider muss ich Dir sagen, dass auch Deine Familie recht hat (zwinker). Wenn sie das nächste mal sagen, dass das kleine Schätzchen Hunger hat sagst Du: "stimmt. Deswegen lege ich ihn häufiger an. Denn die Nachfrage bestimmt das Angebot. Und wenn die Nachfrage nach MuMi erhöht ist, wird mehr von der Brust angeboten." Dein kleiner Schatz weiß das ganz genau (und ER hat ja garantiert keine Bücher gelesen ;) ) und steigert mit seinen häufigen Nachfragen die Produktion. Genieße die vollen sechs Monate (oder auch sieben oder acht) und gib Deinem Kind das beste und natürlichste der Welt! Zu schnell ist diese Zeit vorbei :/. Ganz, ganz liebe Grüße Sarah mit Jendrik
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