Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Bin total verunsichert...

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Bin total verunsichert...

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Liebe Frau Welter, ich wende mich an Sie, weil ich gestern im Baby-Forum total verunsichert wurde, dass ich mein Kind zu wenig stille. Vielleicht zunächst ein paar "Grunddaten": Emma wird am Samstag 6 Monate alt, ist ca. 67cm groß und wiegt ca. 7400 Gramm. Sie ist ein fröhliches, aufgewecktes, aktives Kind, das auch regelmäßig zunimmt und schon seit fast 2 1/2 Monaten nachts durchschläft. Bis sie 5 Monate alt war, habe ich voll gestillt. Anfang 5ter Monat bekam Emma dann 2 Zähne und da ging es los, dass sie an der Brust nur noch lustlos rumgenuckelt hat, manchmal aber auch richtig gezornt hat, wenn nicht genug Milch kam. Meine Hebamme meinte dann, ich solle mit zufüttern anfangen. Das würde Emma gut vertragen. Ich muss dazu sagen, dass Emma sehr schnell lange Abstände mit bis zu 6 Stunden zwischen den Stillphasen hatte. (Oder ich hab es einfach nicht erkannt, wenn mein Kind Hunger hatte ???) Ich hab sie dann tagsüber ca. 5x gestillt. Das wars. Sie wollte auch nachts nichts. Hat wirklich gut durchgeschlafen. Jetzt habe ich angefangen mittags Brei zu füttern. Ihr Tagesablauf sieht jetzt momentan ungefähr so aus : ca. 06:00 Uhr Stillen ca. 11:00 Uhr 150 - 160gr. Karotten- Kartoffelbrei ca. 15:00 Uhr Stillen ca. 19:00 Uhr Stillen Bis dato war Emma damit immer zufrieden. Aber ich habe das Problem, dass ich, wenn ich sie nachmittags gestillt habe, das Gefühl habe, dass abends nicht genug Milch kommt. Emma schläft jetzt nachts auch viel unruhiger, aber ich weiss nicht, ob sie Hunger hat. Wenn sie neben mir zappelt und ich ihr dann einen Schnulli gebe, schläft sie immer sofort wieder ein. Nun habe ich mal versucht, die Brei-/Stillmahlzeiten mittags auszutauschen, d.h. ich stille so um 11:00 Uhr und füttere den Brei dann so um 14:30 Uhr. Abends habe ich dann wieder genug Milch und heute Nacht hat Emma dann auch wieder besser geschlafen. Aber ich bin nicht sicher, ob man das so machen kann. Normalerweise ersetzt man ja dann nachmittags mit Obstbrei, etc. Ich bin so unsicher ! Deshalb habe ich gestern diese Frage auch ins Baby-Forum gestellt und da kam dann von den meisten zurück, dass ich ja viel zu wenig stillen würde und dass Emma sicher mehr vertragen könnte und daher wahrscheinlich nachts unruhig wäre... Das Problem ist, klar, wenn ich Emma die Brust anbiete, nimmt sie sie auch. Egal wann. Aber nachmittags, wenn sie dann so richtig aktiv wird und auf dem Boden rumrollt, fängt sie dann (vorallem seit sie Brei bekommt) immer an zu spucken. Ich glaube halt, dass dann immer auf unverdauten Mageninhalt, neue Nahrung kommt und sie das dann wieder ausspuckt. Und dann frage ich mich, ob öfter stillen wirklich so gut ist. Emma ist mein erstes Kind und man möchte ja als Mutter alles "richtig" machen. Bitte beruhigen sie mich ! Das ganze hat mich heute eine schlaflose Nacht gekostet aus lauter Angst, Emma könnte nicht genug bekommen. Ich stille auch so gerne und genieße die Nähe zu ihr. Aber es bringt ja nichts, wenn keine Milch kommt und sie dann an der Brust nur rumzornt und eben mit ihren 2 Zähnchen auch beißt ! In der Hoffnung auf Hilfe liebe Grüße Nicola Natter


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Liebe Nicola, nur drei Mal Stillen innerhalb von 24 Stunden ist in der Tat recht ungewöhnlich für ein so kleines Baby. Wie sieht es denn mit den nassen Windeln, der Gewichtskurve, dem Längenwachstum und der Zunahme des Kopfumfanges bei Ihrer Tochter aus? Entwickelt sie sich altersgerecht und gedeiht sie gut? In den ersten drei bis vier Monaten liegt die übliche Gewichtszunahme zwischen 113 und 227 Gramm pro Woche. Vom vierten bis sechsten Monat verlangsamt sich die Gewichtszunahme gewöhnlich auf 85 bis 142 Gramm pro Woche, im Alter von sechs Monaten bis zwölf Monaten verringert sie sich auf 42 bis 85 Gramm wöchentlich. Diese Angaben bedeuten aber nicht, dass jedes Kind kontinuierlich jede Woche diese Grammzahl zunehmen muss, sondern, dass im statistischen Mittel solche Werte erreicht werden. In der ersten Zeit der Beikostfütterung sollten Sie das Wort "Beikost" wörtlich nehmen. Es ist Nahrung, die zum Stillen DAZU und nicht ANSTATT gegeben wird. Das mit dem Ersetzen der Mahlzeiten ist ohnehin eine recht fragwürdige Angelegenheit. Eine Still"mahlzeit" ist nun einmal nicht vergleichbar mit einer Flaschenmahlzeit. Zu Beginn des Zufütterns stellt Muttermilch immer noch den Hauptanteil im Speiseplan des Kindes und es ist ganz normal, dass es nach der Beikost noch gestillt werden möchte. Die Muttermilch zusätzlich zur Beikost hat auch viele Vorteile. So sorgt das in der Muttermilch vorhandene Laktoferrin zum Beispiel dafür, dass das Eisen besser aufgenommen werden kann, das Fett der Muttermilch verbessert die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine in der Beikost. Sie können also auch nach den Beikostmahlzeiten noch anlegen, so wird sich auch die Milchmenge steigern. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Nun zum Schlafen. Sehr viele Kinder wachen etwa in der Mitte des ersten Lebensjahres (wieder) häufiger in der Nacht auf. Dafür gibt es viele Gründe (einer kann die Einführung der Beikost sein). In den seltensten Fällen kannman hier Abhilfe durch künstliche Säuglingsnahrung schaffen. Meist ist der Grund für das Aufwachen auch gar nicht Hunger, sondern Zahnen, ein hektischer Tag oder überhaupt die Tatsache, dass das Leben für so ein kleines Menschenwesen sehr aufregend ist und es die Erlebnisse des Tages in der Nacht verarbeiten muss. Weitere gezielte Hilfe kann Ihnen eine Stillberaterin vor Ort im direkten Gespräch geben. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Liebe Grüße, Biggi Welter


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