Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikost verweigern..

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Beikost verweigern..

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo ihr zwei, mein sohn ist nun 6 monate voll gestillt worden und nun bin ich seit 2 wochen dabei ihm selbst gekochten Kürbis brei zu geben ..(danach immer noch mal stillen). Er hat auch gut mitgemacht in der 2 woche kam dann die kartoffel dazu ,das mochte er auch doch nun hatte er am 27.9 seine letzte impfung vorerst und seit dem nimmt er höchstens nur noch 2-3 löffelchen und dann verweigert er und zieht an meinem t-shirt und freut sich tierisch auf die milch .. seit dem schläft er auch schlechter wacht 5-6 mal auf will gestillt werden und schläft dann wieder nur 2 stunden ... sonst hat er schon öfter mal durch geschlafen oder wurde 1 mal wach in der nacht .. ganz komisch .. ich schätze das kommt durch die impfung oder er hat nen schub oder die Zähne sind am arbeiten... meine mutter sagt immer er bekommt nicht mehr genug milch aber das kann ich mir nicht vorstellen ... was kann ich tun bin schon fix und alle vom ständigen nächtlichen stillen , oder soll ich ihn abends schon mal so ein milch haferbrei geben ?? Da ich paar pollen allergien hab und auch hunde und katzen allergie weiß ich nicht ob ich HA milch dann nehmen muß oder nicht .Die kinderärtztin meinte brauch ich nicht nur wenn man neurodermitis hat oder so... abpumpen geht bei mir nicht da kommt nix hab ich schon probiert.. naja da bin ich ja mal gespannt was sie mir so weiterraten . vielen dank im vorraus lg svenja und Mats


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Svenja, es kommt immer wieder einmal vor, dass ein Baby die Beikost ablehnt und stattdessen wieder häufiger oder mehr gestillt werden will. Dafür gibt es viele Gründe von einer sich ankündigenden Erkältung über Zahnungsprobleme oder einfach nur einem zu hektischen Tag. Das Abstillen ist ohnehin kein kontinuierlich verlaufender Prozess, dass gibt es immer wieder einmal kleinere oder größere Rückschritte. Wichtig ist, dass aus dem Thema "Essen" kein Kampf gemacht wird. Einen solchen Kampf verlieren die Eltern sehr schnell und viele Essstörungen haben ihre Ursache in der ganz frühen Kindheit, wenn das Baby zum essen gezwungen werden sollte. Muttermilch sollte im ganzen ersten Lebensjahr die Hauptnahrungsquelle für ein Baby sein. Die Empfehlung, dass Beikost etwa ab sechs Monaten erforderlich ist, gründet nicht unbedingt auf der bindenden wissenschaftlichen Erkenntnis, dass ab diesem Zeitpunkt wirklich zusätzliche Nahrung erforderlich ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang etwas, was Carlos Gonzales, ein spanischer Kinderarzt in einem Vortrag auf der Europa Konferenz der LLL in Nottingham gesagt hat. Der Titel des Vortrags war "Mein Kind will nicht essen", schon allein die Tatsache, dass es zu diesem Thema Vorträge gibt, spiegelt wider, dass es Kinder, die Beikost nach dem sechsten Monat noch ablehnen nicht nur vereinzelt gibt. Dr. Gonzales hat verglichen, wie sich die Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten sollte bzw. wie lange es ausschließlich gestillt werden sollte im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann hat er das "Phänomen" der nicht essenden Kinder bzw. der Sorge der Mütter, dass ihre Kinder nicht essen anhand der diesbezüglich in Kinderpflegebüchern auftretenden Ratschläge beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht erstaunlichen) Zusammenhang gefunden: Anfang des Jahrhundert wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege eine ausschließliche Stillzeit von zwölf Monaten empfohlen. Gleichzeitig findet sich nirgends ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet, um so jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der diesbezüglichen Bücher sein und jetzt kommt es: um so mehr Ratschläge gibt es, was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu Beginn der dreißiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr. Es ist möglich ein Kind deutlich länger als sechs Monate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren, ohne dass das Kind Mangelerscheinungen bekommt. Die Hauptsorge ist in den meisten Fällen das Eisen. Eine finnische Studie ergab, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Wie bereits erwähnt, der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss, ist recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Es ist in der Mehrzahl der Fälle so, dass die Kinder etwa mit sechs Monaten bereit für Beikost sind, sehr wenige früher und viele eher später. Es ist auch ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder selbst das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Ihr Baby braucht keine andere Milch und es wird mit einem Brei auch nicht besser schlafen. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Ich hoffe, Sie mit meiner Antwort nicht zu enttäuschen. LLLiebe Grüße, Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Liebe Frau Welter, nun ist meine jüngere gestillte Tochter schon 10 Monate alt und verweigert mehr oder weniger jegliche Beikost. Sie hat einen sehr starken Würgreflex und bei gröbere Stückchen kann es passieren, daß sie alles erbricht. Aber auch feinpürierten Brei mag sie nicht. Ist sie krank oder zahnt verweigert sie den ganz, sonst ißt sie ...

Hallo, unser Kleiner, nun 6 Monate alt bekommt Mittags immer etwas Beikost. Die Menge variiert und er wird danach noch gestillt. Demnächst möchten wir mit dem Abendbrei anfangen. In letzter Zeit kann es sein, dass er den Mund überhaupt nicht mehr aufmacht. Er verweigert. Einen Tag bzw. manchmal nur eine Stunde später futtert er, was das Zeug hält ...

Liebe Biggi, Also ein Riesen Danke zuerst dass es euer Forum gibt. Ihr habt mir schon öfters sehr geholfen mit euren Antworten! Meine Tochter ist jetzt 7 Monate und 3 Wochen alt. Ich koche ihr Mittag Kürbisbrei mit kartoffel. Diesen isst sie leider meistens nur bis zur Hälfte auf. Ca 100ml..Und das ist schon nicht einfach. Anschließend stille ...

Liebe Biggi Vielen Dank für deine Antwort ! Also momentan bekommt meine Tochter Mittagsbrei noch ohne Fleisch den sie zur Hälfte isst wenn ich Glück habe ansonsten stille ich sie alle 2-3 std..Auch damit sie einschläft wenn sie müde ist. Und in der Nacht will sie momentan auch alle 2 Std an die brust. Laut Prof dr wirth .(ich habe gerade ein p ...

Liebe Biggi, Da bin ich vollkommen deiner Meinung ! War nur verwundert da es ja das gleiche Forum ist. Vielen Dank für deine Hilfe! Liebe Grüße Nadine

Hallo liebe Biggi, ich hätte einige Fragen zum Thema Beikost. Mein Sohn wird heute acht Monate alt, ich habe ihn nun im Prinzip die ganze Zeit über voll gestillt. Überall im Internet war ja nun davon die Rede, dass man ab dem 5. Monat und spätestens zu Beginn des 7. Monats die Beikost einführen sollte. Mir war klar, dass ich dies so spät wie m ...

Hallo Biggi, ich habe mich schon ganz schön eingelesen zum Thema Stillen und Beikost und habe auch die beiden unterschiedlichen Lager bemerkt: die "Milchmalzeit-Ersetzer" und die "Es heißt Beikost und nicht Anstattkost"-Verfechter. Ich habe schon viel von dir gelesen und wollte mich deshalb bei dir versicher, ob ich das so richtig mache. Ich ...

Liebe Biggi, nach einem holprigen Start stille ich seit dem zweiten Monat meine Tochter (1. Kind, aktuell 4 Monate) voll. Nach Korrektur ihres zu kurzen Zungenbandes trinkt sie deutlich effektiver, sodass sich die Dauer der Mahlzeiten auf ca. 10 Minuten verkürzt hat. Unsere Abstände zwischen den Mahlzeiten liegen relativ unverändert bei ca. 1,5 ...

Hallo Frau Welter, meine Tochter (7M) isst liebend gerne feste Nahrung und tut sich tagsüber schwer mit dem Stillen. Ich wollte gerne 2 Jahre lang stillen. Wenn ich ihr soviel Beikost gebe, wie sie möchte, würde sie  jedoch kaum noch Milch trinken. Meine Frage ist: Wieviel Beikost biete ich ihr an, sodass sie satt wird und zufrieden ist?  ...

Guten Tag,  ich habe eine Frage zum Thema Beikost. Und zwar habe ich meinen Sohn bis zum sechsten Lebensmonat vollgestillt. Ab dann hatte er auch schon die ersten Beikostreifzeichen. Leider funktioniert das so gar nicht. Egal was ich meinem Sohn gebe, ob feste Nahrung oder Brei, er möchte einfach nicht. Er wehrt sich dagegen, weint bitterlic ...