Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikost /Stillen

Biggi Welter

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Frage: Beikost /Stillen

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Liebe Biggi, meine kleine Maus (Amelie) ist jetzt 6 1/2 Monate alt und ich stille sie noch fast voll - d.h. außer ein paar Löffeln Gemüse und ein paar Löffeln Obst bekommt sie noch nichts, ach ja und ab und zu ein Schluck Wasser aus dem Becher - Madame ist nämlich zu neugierig! Jetzt steht uns ja bald die U5 bevor und ich suche noch ein paar Argumente für den Kinderarzt, der möchte nämlich gerne, daß die Babys ab 6 Monate unbedingt Fleisch bekommen (wegen Eisen) und auch Milchbrei. Soll ich jetzt schon anfangen mit Fleisch und Milchbrei (wenn dann HA wegen Allergiegefährdung)? Wie ist das mit Vitamin D, muß ich das jeden Tag geben? Fluor-Tabletten gebe ich gar nicht. Muß ich eigentlich Jodetten nehmen oder empfiehlst du sonst irgendein Vitamin beim Langzeitstillen? Uns macht das Stillen auf jeden Fall noch beiden viel Spaß und das werden wir uns vom Kinderarzt auch nicht ausreden lassen... In diesem Sinne, vielen Dank für deine Antwort vorab, Anke


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? Liebe Anke, solange dein Kind noch mindestens drei Stillmahlzeiten pro Tag erhält braucht es auch mit gut einem halben Jahr keine andere Milch und demzufolge auch keinen Milchbrei, der sogenannte Milchbedarf wird durch die Muttermilch gedeckt. Es ist absolut möglich ein Kind ohne artfremde Milch großzuziehen. Ob ein Baby/Kleinkind Fleisch braucht oder nicht, hängt davon ab, wie es ernährt wird. Fleisch wird wegen seines hohen Eisen- und Proteingehaltes gegeben. Es kann jedoch durch andere Nahrungsmittel ersetzt werden, vorausgesetzt das Baby wird weiterhin gestillt. Während der Schwangerschaft legt das Kind Eisenreserven an. Bei reif geborenen Kindern reichen diese Reserven sechs bis neun Monate. Das wenige Eisen aus der Muttermilch wird optimal ausgenutzt, so dass die Reserven des Kindes teilweise geschont werden. Die Verfügbarkeit und damit die Aufnahme des Eisens in den Körper wird entscheidend verbessert durch Vitamin C. Durch die Gegenwart von Vitamin C wird die Eisenaufnahme aus allen Lebensmitteln bis um das dreifache gesteigert, Da Vitamin C das zweiwertige Eisen vor der Umwandlung in nicht resorbierbares dreiwertiges schützt und zur Umwandlung von vorhandenem dreiwertigen in resorbierbares zweiwertiges Eisen beiträgt. Zu jeder Mahlzeit gehört ein Vitamin-C-haltiger Bestandteil. Wenn unter Beachtung dieser Regel konsequent Vollgetreide verwendet wird, braucht die Beikost kein Fleisch zu enthalten. Eine Vollwertkost mit Vollkorngetreide, reichlich Gemüse und Obst, gemahlenen Nüssen, Milch und wenig Ei macht auch im zweiten Lebensjahr Fleisch nicht unbedingt erforderlich. Bei einer anderen Ernährungsform ist zwei- bis dreimal pro Woche eine Fleischzufuhr notwendig. Eine finnische Studie ergab jedoch, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen. Muttermilch enthält nur relativ wenig Vitamin D. Von der Natur ist es vorgesehen, dass das Vitamin D unter dem Einfluss von Sonnenlicht vom Kind selbst gebildet und nicht durch die Muttermilch zugeführt wird. Nun leben wir aber inzwischen nicht mehr in einer wirklich „natürlichen" Umwelt und wir müssen unsere Kinder vor dem Sonnenlicht schützen. Das bedeutet in vielen Fällen, dass die Kinder nicht mehr genügend Sonnenlicht abbekommen, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Ein weiteres Problem ist auch die Umweltverschmutzung: in einigen Gegenden ist die Luft so verschmutzt, dass ein Baby vielleicht sogar recht viel an der Sonne ist, aber die für die Vitamin-D-Bildung wichtigen Strahlen nicht mehr in ausreichender Menge durchkommen. Da ein Vitamin-D-Mangel sehr unangenehme Folgen haben kann, wird daher die Gabe von Vitamin D empfohlen. Welches Präparat und in welcher Dosierung es verwendet wird und ob Du überhaupt Vitamin D gibst oder nicht, solltest Du mit deinem Kinderarzt besprechen. Generell braucht eine stillende Mutter bei ausgewogener Ernährung keinerlei zusätzliche Vitamin- oder Mineralstoffpräparate, es sei denn, es wird ein tatsächlicher Mangel nachgewiesen. Bei Jod ist dies jedoch in Deutschland fast immer der Fall, da wir nun einmal in einem Jodmangelgebiet leben und die wenigsten von uns so viel Fisch essen, um den Bedarf an Jod zu decken (um den Bedarf alleine mit jodiertem Speisesalz zu decken müsste man soviel Salz zu sich nehmen, dass es wieder schädlich wäre). Ich zitiere dir dazu aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Spielmann, Schaefer, Ausgabe 2001: „In der Stillzeit liegt der Jodbedarf der Mutter bei 260 µg/Tag. Für Säuglinge im Alter bis zu vier Monaten wird eine tägliche Aufnahme von 50 µg Jodid empfohlen, für Frühgeborene 30 µg. Eine Jodsupplementierung muss in Jodmangelgebieten, dazu gehört auch die Bundesrepublik Deutschland, während der Stillzeit gewährleistet sein. Mittels Diät, also jodiertem Speisesalz, wöchentlichen Meeresfischmahlzeiten etc., kann das schwierig sein .... Empfehlung für die Praxis: Eine ausreichende mütterliche Jodsupplementierung (etwa 260 µg/Tag) ist im Interesse von Mutter und Kind anzustreben. Risiken einer Jodüberladung des Kindes via Muttermilch sind in diesem Dosisbereich nicht zu erwarten" Lass dich bei der Einführung der Beikost am besten von deinem Kind leiten. Wenn es Bereitschaft für Beikost zeigt, dann solltest Du sie ihm auch geben und der Beginn der Beikost bedeutet ja noch lange nicht, dass das baldige Abstillen direkt um die Ecke wartet. Ihr beide könnt eure Stillbeziehung noch lange genießen, auch wenn es Beikost gibt. LLLiebe Grüße Biggi


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